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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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daß er sofort verlegt werden muß.« Dr. Wagner wandte sich an Heidmann und Phisto, die dazukamen. »Packen Sie bitte mit an, und helfen Sie Schwester Angelika, den Patienten in die Intensivstation zu legen – in das Einzelzimmer!«
    Es sah aus, als ob Dr. Phisto dem Oberarzt widersprechen wollte, aber ein Blick auf Schwester Angelika hielt ihn davon zurück. »Dann wollen wir mal ausnahmsweise Pflegerdienste leisten«, brummte er vor sich hin. »Mit uns Ärzten kann man ja alles machen. Wir haben keine Gewerkschaft, die sich dafür einsetzt, daß wir nur bestimmte Handgriffe ausführen dürfen.«
    Er hatte absichtlich so laut gesprochen, daß Dr. Wagner ihn hören konnte, aber selbst auf diese provozierende Bemerkung ging der Oberarzt nicht ein.
    »Ich verstehe nicht, was in den gefahren ist!« Dr. Heidmann begleitete Dr. Phisto und Schwester Angelika in das Krankenzimmer. »Er ist sanft wie ein Lamm. Man kann sagen, was man will.«
    »Vielleicht versucht er, in den Fußstapfen seines Kollegen Bruckner zu wandeln, und will christliche Nächstenliebe dort walten lassen, wo er sonst unerbittliche Strenge an den Tag legte.«
    Sie betraten das Zimmer. Barbara Pellenz schaute sie erstaunt an. »Was gibt es nun wieder?«
    »Wir müssen den Patienten verlegen!«
    »Verlegen – warum das? Ich fühle mich doch hier wohl«, jammerte der Patient. »Wenn Oberarzt Bruckner noch hier wäre, brauchte ich mir das nicht gefallen zu lassen. Wir armen Kassenpatienten …«
    »Nun beruhigen Sie sich mal. Sie bekommen ein viel schöneres und besseres Zimmer. Da brauchen Sie nur auf die Knöpfe zu drücken, dann bewegt sich das Bett in jede Richtung, die Sie haben wollen. Sie haben einen eigenen Fernsehapparat im Zimmer – Farbfernsehen!« betonte Dr. Phisto und hob den Zeigefinger. »Es wird Ihnen sicherlich gefallen.«
    »Und Fräulein Doktor – kommen Sie mit?«
    Barbara Pellenz zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Auf der Intensivstation habe ich an sich nichts zu suchen.«
    »Oberarzt Wagner hat nicht das Gegenteil angeordnet. Also kommen Sie mit«, entschied Dr. Phisto.
    Die beiden Ärzte stellten die Rollen hoch, packten das Bett und schoben es aus dem Zimmer hinaus auf den Flur zum Fahrstuhl. Sie fuhren zur Intensivstation. Hier war schon alles vorbereitet. Eine Schwester empfing sie.
    »Das Zimmer steht bereit. Da hinten ist es.« Sie ging voran, öffnete weit die Tür und winkte den beiden Ärzten zu, das Bett hineinzufahren. »Stellen Sie es dort an die Wand. Ich glaube, es wird Ihnen bei uns gefallen! Fernsehapparat mit Fernbedienung …« Sie schaltete den Apparat ein, als das Bett an der vorgesehenen Stelle stand, drückte auf die Knöpfe und zeigte, wie rasch man die verschiedenen Programme wechseln kann. »Im Augenblick ist ja nichts los, aber heute Abend werden Sie bestimmt einen schönen Film zu sehen bekommen.«
    Die Schwester schaute sich noch einmal um, rückte das Bett genau auf die Markierungspunkte am Boden und ließ die Rollen herunter, so daß das Bett fest stand.
    »Wenn Sie irgend etwas wünschen, drücken Sie nur den Knopf hier. Sie können dann über ein Mikrofon Ihre Wünsche äußern.«
    »Können Sie heute nacht nicht doch bei mir bleiben?« wandte sich der Kranke an Barbara Pellenz.
    »Nein«, antwortete an ihrer Stelle die Schwester der Intensivstation. »Der Pfleger Buhmann ist für Sie bestellt.«
    »Na ja –«, der Kranke schien sich in sein Schicksal ergeben zu haben. Er blickte sich um. »Schön ist es ja hier. Ist das ein Erster-Klasse-Zimmer?«
    »Nein – nur ein –«, die Schwester zögerte einen Augenblick, »Erholungszimmer, wenn ich einmal so sagen darf. Ich bin überzeugt, daß Sie hier rascher gesund werden als da unten.«
    »Das glaube ich nicht«, protestierte Schwester Angelika, die nachgekommen war und Herrn Wegeners Sachen gebracht hatte. »Ich glaube«, wandte sie sich an den Patienten, »Sie haben unten bei mir auf Station nicht gerade Not gelitten?«
    »Durchaus nicht. Es war sehr schön. Und ich wäre am liebsten bei Ihnen geblieben.«
    »Dann gewöhnen Sie sich mal an dieses Zimmer. Sie werden ja sowieso bald entlassen.«
    Der Abend war herangekommen. Barbara Pellenz schaute auf ihre Uhr. So sehr sie sich sonst auf ihre freien Abende gefreut hatte, so traurig war sie jetzt. Wie schön wäre es, wenn sie mit Peter hätte ausgehen können! Nun saß sie in ihrem einsamen Zimmer, das kalt und nüchtern war. Man hatte ihr als angehender Ärztin das kleinste
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