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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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gespannt, ob sich meine Vermutung bestätigen wird. Hier –«, er legte einen Schlüssel auf den Tisch, »ist der Türöffner für das spezielle Krankenzimmer. Wir können sofort eingreifen, wenn irgend etwas passiert, und das Schlimmste verhüten.«
    Barbara Pellenz schaute den Bildschirm an. Man konnte deutlich den Pfleger erkennen, der neben dem Bett saß und den Patienten betrachtete, der immer noch in derselben Lage lag und schlief. Durch den Lautsprecher hörte man sogar das Schnarchen.
    »Wenn ich auf diesen Knopf drücke, dann läuft ein Videoband ab, das die Szene aufnimmt. Ich bin gespannt, ob wir nun wirklich diesen Kriminalfall lösen werden.«
    »Ich hoffe es – für alle Beteiligten!«
    »Ich werde bei Ihnen bleiben.« Oberarzt Wagner streckte seine Hand aus. Er wollte Barbaras Hand ergreifen und sie festhalten. Sie merkte es und zog die Hand rasch fort. Sie lehnte sich vor und deutete auf den Schirm. »Ich glaube, das Drama beginnt …«

13
    Es war strahlender Frühlingsmorgen, als Professor Bergmann das Auditorium betrat. Dieses Mal saßen keine Studenten auf den Bänken, das gesamte Klinikpersonal hatte sich versammelt. Professor Bergmann winkte ab, als die Anwesenden wie ein Mann aufstanden.
    »Bitte, behalten Sie Platz.« Er setzte sich zwischen die beiden Oberärzte Wagner und Bruckner in der ersten Reihe und hob die Hand. »Lassen Sie bitte das Band laufen.«
    Der alte Chiron verdunkelte den Raum und setzte den Apparat in Bewegung. Auf dem Bildschirm, der vorn auf dem Podium, an dem sonst Professor Bergmann stand, aufgebaut war, erschien ein Bild: das Krankenzimmer, der schlafende Patient Wegener, der Pfleger Buhmann saß am Bett … Jetzt erhob sich der Pfleger, öffnete einen kleinen Koffer, der auf dem Boden stand, und nahm eine Spritze heraus.
    »Das ist sie ja«, ertönte Schwester Angelikas Stimme. »Die habe ich für ihn sauber gemacht!«
    »Psst!« Das war Professors Bergmanns Stimme.
    Der Film lief weiter. Der Pfleger Buhmann schaute sich um, wie es Verbrecher in Filmen tun, ehe sie zu einer Tat schreiten. Er trat an das Bett heran, blickte den Patienten an und – kniete neben dem Bett nieder. Er sah aus, als ob er bete.
    »Heiliger Wahn!« tönte es durch das Auditorium. Niemand wußte, wer das Wort ausgesprochen hatte.
    Mit einer liebevollen Gebärde streichelte der Pfleger dem Patienten das Haar. Es sah aus, als segne er ihn.
    Einen Augenblick lang blieb er vor dem Bett stehen. Dann wandte er sich um und ging zum Irrigatorständer, packte den Schlauch, stach die Nadel der großen Spritze in den Schlauch hinein und griff nach dem Quetschhahn, wohl um den Zufluß der Flüssigkeit abzustellen. Da stürzte jemand auf ihn. Man sah in dem ungewissen Licht, daß es Oberarzt Wagner war, der ihm die Spritze aus der Hand riß …
    Professor Bergmann stand auf. Der Raum wurde hell. »Meine Damen und Herren – verehrte Kollegen! Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig. Sie wissen, daß Oberarzt Bruckner unter schwerem Verdacht stand. Er hat das einzig Richtige getan – er hat sich selbst bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Dadurch erreichte er, daß die Leiche der zuletzt verstorbenen Patientin Schnell – auch gegen den Willen des Sohnes – exhumiert werden konnte. Sie ist im Gerichtsmedizinischen Institut untersucht worden. Der Gerichtsarzt stellte fest, daß die Patientin an einer Luftembolie verstorben war.
    Oberarzt Dr. Wagner – und dafür danke ich Ihnen ganz besonders, Herr Kollege – nahm sich dann der Angelegenheit an. Wir haben gemeinsam überlegt, wer wohl in Frage kommen könnte. Es konnte nur unsere Kollegin Pellenz oder der Pfleger Buhmann sein, denn beide hatten bei der Patientin Nachtwache.
    Oberarzt Wagner kam auf den Gedanken, den letzten Patienten, Herrn Wegener, der genau wie die anderen an einer unheilbaren Krankheit litt, in unser Beobachtungsstudio zu legen und ihn des Nachts zu beobachten. Er wollte sich mit Frau Pellenz abwechseln. Die beiden hatten Glück. Das Verbrechen wurde bereits in der ersten Nacht begangen – vielmehr – wie Sie eben sahen – sollte begangen werden. Oberarzt Wagner kam zur rechten Zeit, um es zu verhindern.
    Der Pfleger Buhmann befindet sich im Augenblick in psychiatrischer Beobachtung. Er leidet an einer unheilbaren Geisteskrankheit. Er ist von dem Wahn besessen, Menschen, die an einer Krebsgeschwulst leiden, auf eine humane Art ins Jenseits befördern zu müssen. Die Grundlage für diesen Wahn wurde gelegt, als die
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