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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
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war ein einziger großer 3-D-Bildschirm, über den in langsamem Zug die Oberflächenansicht des Planeten Piros dahinglitt. Während eines Tages zog das gesamte Panorama des Himmelskörpers über die Kuppel hin.
    In der Mitte des Raumes befand sich wieder ein Pult mit leuchtenden Sensormulden und davor eine grüne Sitzscheibe. Über der Scheibe jedoch schwebte ein glockenförmiger großer Helm, berechnet für die Kopfgröße der Tantaliden. Mir mußte er sicherlich bis auf die Schultern reichen.
    Hier also begann ich – ebenfalls ungehindert – ein wenig herumzuprobieren. Ich fand bald heraus, daß man das geruhsam wandernde Bild zu stoppen vermochte. Gab man seinen Lauf dann wieder frei, holte es mit raschem Dahingleiten die versäumte Zeit wieder ein, um schließlich wieder synchron über die Kuppel zu ziehen. Man konnte auch die Projektion vergrößern, gleichsam näher heranrücken an die Objekte, dies sogar so weit treiben, daß etwa ein einzelnes Haus den gesamten Bildschirm ausfüllte, ja, man war sogar imstande, in das Haus selbst einzudringen, sich Wohnung für Wohnung vorzunehmen, Zimmer für Zimmer. Nun war mir klar, daß es für die ALKAREN leicht gewesen sein mußte, jeden meiner Schritte auf Piros zur Kenntnis zu nehmen.
    Rein zufällig geriet mir eines Tages jener Krater ins Bild, in dem der AMÖBEN-Rest, mit dem ich den ersten Kontakt aufgenommen hatte, behaust war. Ich erkannte den hakenförmigen Fels wieder, an dem ich mein Seil gesichert, ich erblickte all die mir so wohlvertrauten Galerien, eine über der anderen und jetzt wieder gänzlich ausgefüllt von der grünlich glimmenden AMÖBE.
    Da erwachte die Idee, die mich am ersten Tag hier unten kaum wahrgenommen angerührt hatte, zu neuem Leben.
    Man müßte mit ihr reden können, dachte ich ungewiß. Sie hörte ja auf mich. Sie kennt mich ja. Wir sind doch gute Freunde.
    Forschend blickte ich empor zu dem Glockenhelm. Ich stand auf und versuchte ihn herunterzuziehen. Er ließ sich nicht bewegen. Dann probierte ich es mit den Sensormulden – lange vergeblich. Erst eine ganz bestimmte Berührungskombination brachte das ersehnte Ergebnis. Der Helm senkte sich sacht und geräuschlos herab.
    Als er meinen Kopf völlig umschloß, glaubte ich im ersten Augenblick, mein Schädel würde bersten. Krachen, Lärmen und ein Stimmengewirr drang auf mich ein, daß ich zunächst wie betäubt dasaß. Es war mir auch nach Stunden noch nicht möglich, einzelne Geräusche oder Stimmen zu isolieren oder gar irgendwelche sinnvolle Sätze herauszufiltern. Ich hatte die gewaltige Stimme des ganzen Planeten auf einmal im Ohr. Da war das Stöhnen der Erdrinde unter dem nicht nachlassenden tektonischen Zugriff, das Krachen und Bersten zusammenbrechender Berge und Häuser, das Sausen des Windes in den leeren Gassen und über den öden Wüsten, das Rieseln des Sandes auf den Hängen der Tafelberge und nicht zuletzt – ganz gewiß nicht zuletzt! – die tausendfache Stimme der GROSSEN AMÖBE, die aus all ihren Lagerplätzen herausschrie und um Erlösung flehte. Ein Jammerschrei aus ungezählten eingestürzten und noch intakten Tafelbergen zugleich.
    Ich floh schließlich aus dem Saal, weil ich das alles nicht mehr ertrug. Doch eine Nacht voller Grübeln brachte mich am nächsten Tag wieder in ihn zurück. Irgendwie mußte es möglich sein, eine Stimme, die einzige, auf die es mir ankam, von den übrigen zu trennen.
    Ich benötigte wohl eine Woche, bis ich auch das herausfand. Wiederum war es eine besondere Sensorenkombination, die das erforderliche Geräuschfilter aktivierte. Es waren genau zwölf Punkte, die gleichzeitig berührt werden wollten – doch ich hatte ja bloß zehn Finger! Welche Mühe allein es kostete, ehe ich überhaupt auf diesen Gedanken kam – zwölf Finger, ja doch! Die Tantaliden besaßen sie.
    Ich brach in meiner Kabine von einer Schublade die aus Plaste bestehende Führungsleiste ab, teilte diese noch einmal und besaß damit zwei Stäbe, die ich zwischen Zeige- und Mittelfinger jeder Hand klemmte. Da hatte nun auch ich zwölf Finger, und damit ging es dann.
    Die GROSSE AMÖBE – „meine“ AMÖBE! – erschrak regelrecht, als ich das erstemal in ihr unruhiges Vor-sich-hin-Träumen eindrang.
    Erkennst du mich wieder? dachte ich zu ihr hinauf. Erinnerst du dich an mich? Ja, ich bin wieder da und bin bei dir. Ich habe dich nicht verlassen. Verlasse auch du mich nicht.
    Und sie verließ mich nicht! Hundert Fragen auf einmal richtete sie an mich. Wo
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