Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
Vom Netzwerk:
gitterartig miteinander verschränkte Fächer, die nahezu den gesamten Innenraum ausfüllten. Sie reichten vom Boden bis zur Decke und ließen nur schmale Gänge zwischen sich frei. Als ich so an ihnen entlangschritt, hatte ich das Gefühl, mich im Inneren eines Kristalls zu befinden. Die Fächer waren durchscheinend, von einem trüben, gelblichen Glanz umflossen, und in ihre ebenfalls durchsichtigen Verschlußdeckel waren für mich unentzifferbare, seltsame Zeichen eingegraben. Zeichen, die sehr viel komplizierter und irgendwie auch gereifter waren als jene, die sich droben in der Stadt über den Wohnungseingängen befanden. Wahrscheinlich begegnete ich hier zum ersten Male den Schrift- oder Zahlenzeichen der ALKAREN. Die Fächer selbst waren nicht groß – vielleicht fünf mal fünf mal zehn Zentimeter nur – doch in jedem von ihnen befand sich ein schwarzes Täfelchen, anscheinend völlig glatt und alle auch gleich aussehend. Ich begriff ohne Erklärung, daß sie die Träger des CODES waren. Ein irdisches Archiv hätte kaum besser organisiert sein können, nur daß wir dort eben Speicherfolien oder Tonkristalle aufbewahrt hätten.
    Mich ergriff beinahe so etwas wie Ehrfurcht. Da ruhten sie also, die mechanischen Abbilder aller noch existierenden sechseinhalb Millionen ALKAREN. Hier ihre CODES und irgendwo im Zentrum des Planeten die gewaltigen Hallen mit ihren schlafenden biologischen Hüllen. Sechseinhalb Millionen Tantaliden und auch meine Kameraden, die ich auf Tantalus verloren hatte.
    Vorne, rechter Hand des Eingangs, war Raum ausgespart worden. Dort befand sich ein Schaltpult an der Wand – mit Bedienungselementen ausgestattet, wie sie der tantalidischen Technik entsprachen. Ruhelos und in unregelmäßiger Folge wanderten Leuchtpunkte darüber hin. Sie erinnerten mich an die wandernden Lichter im „Planetarium“ auf Parzival. Unterhalb dieser Zone waren zwölf leuchtendblaue, fingerkuppengroße Vertiefungen zu sehen – Sensormulden. Links neben dem Schaltpult stand ein metallener Kasten von beachtlichen Ausmaßen. Er besaß gut dreieinhalb Meter Höhe, war etwa einen Meter breit und ebenso tief. Auf seiner Vorderseite war ein einfaches Handrad angebracht, wie auch wir es noch gelegentlich an altmodischen Schleusen und Druckkammern anwandten.
    Auch hier bedurfte es kaum einer Erläuterung. Die Sensormulden dienten sicherlich zum Einstellen des CODES, und der kastenförmige Schrank war dann die eigentliche Reproduktions-zelle.
    Ich befand mich an diesem Tag in Begleitung eines weiteren Tantaliden – Alk-Sol. Ich hatte längst bemerkt, daß er das Haupt der kleinen Schar WACHENDER war. Wenn sich Anordnungen und Weisungen erforderlich machten, dann gingen sie stets von ihm aus. Er trug sein jetschwarzes Haar auf etwas andere Art als die übrigen: über der rechten Schläfe zurückgerafft und gehalten von einer metallenen Spange. Im übrigen war er wortkarg und nicht sehr freundlich zu mir. Da ich ja immer noch – trotz aller neuen Eindrücke – wie unter einer inneren Betäubung stand angesichts der starren, einfach unfaßbaren Haltung der Tantaliden, hegte ich auch meinerseits keine allzu herzlichen Gefühle diesem Alk-Sol gegenüber. Und zu dieser Zeit hatte ich natürlich oft und oft schon versucht, in sie zu dringen, ihnen meinen Standpunkt begreiflich zu machen oder zumindest den ihren zu begreifen – doch all mein Bitten und Mühen war immer wieder an Alk-Sol gescheitert. Er war der Hüter des tantalidischen Grals, und kein Weg führte zu seinem Herzen. Sowie ich auch nur begann, in jene Richtung zu denken, schritt er ein mit einem kalten „Du kennst das Gesetz, Wanderer!“
    Manchmal hatte ich mich bereits gefragt, ob es wirklich nur daran lag, daß sie nicht wollten und durften. Konnte es möglich sein, daß sie nicht mehr in der Lage waren, die von ihnen geschaffene Technik zu beherrschen? Was hatte Alk-Bar von jenem Erkenntnisschwund gesagt? Tausende von Jahren standen sie hinter dem schon einmal Gewußten zurück? Dann vermochten sie vielleicht wirklich nicht – selbst beim besten Willen –, die uns eingrenzenden Barrieren zu zerschlagen. Dann waren sie eben doch nicht die Herren dieser Welt hier. Dann standen sie unter dem Zwang der eigenen Ohnmacht. Und deshalb dann Alk-Sols ständiges Wort vom GESETZ!
    Doch heute nun wirkte er anders – gelöster, fast freundlich sogar. Er bestätigte mir, was ich hinsichtlich des Schaltpultes und der Reproduktionszelle vermutet hatte, und fragte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher