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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
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noch bei manchen Spielautomaten verwendeten.
    Ich barg sie alle acht in meiner Toga und trug sie in meine Kabine hinüber. Fortan bildeten sie meinen wertvollsten Schatz während meiner restlichen Zeit auf Piros – und auch danach noch. Oft und oft stand ich stumm und in schmerzlichen Gedanken versunken vor ihnen.
    Genausooft und genauso stumm stand ich später vor den Monitoren in der Kontrollhalle.
    Alk-Bar zeigte mir bereitwillig, wie die Bildschirme auch ohne Alarmauslösung in Betrieb zu setzen waren. Da konnte ich dann Saal um Saal voller schlafender Tantaliden durchforschen, lange Zeit freilich, ohne die Freunde zu finden.
    Ich glaube, es war am neunten oder zehnten Tag, als ich endlich ans Ziel kam. Da lagen sie dann in diesen gläsernen Sarkophagen, von blaßblauem Licht umflossen, und sie sahen genauso aus, wie ich sie zuletzt auf Tantalus gesehen hatte: bleich, geschlossenen Auges und – im Gegensatz zu den ALKAREN – vollkommen nackt. Auch der halbierte Körper Björn Keselgaards befand sich bei ihnen. Björn Keselgaard – einer der Maate aus den abgestürzten Multi-Roovern. Die andere Hälfte seiner sterblichen Hülle – Beine, Unterleib und Unterarme – hatten wir selbst auf Tantalus zur letzten Ruhe gebettet, auf jenem Platz in den Bergen, den wir dann den „Friedhof“ nannten.
    Ich merkte mir die Einstellung des zuständigen Monitors, und von nun an kam ich täglich hierher, um sie zu betrachten. Es war jedesmal wie eine stille Andacht. Die ALKAREN ließen mich ohne Einwand gewähren. Unter Umständen spürten sie, welche Gefühle mich bewegten.
    Im übrigen lief das Leben in den Tiefen von Piros ziemlich eintönig ab. Zwei oder drei Male noch wurde Alarm ausgelöst – erschreckendes Sirenengeheul jedesmal, doch jedesmal auch die raschen, zielsicheren Handgriffe der Tantaliden –, und das war eigentlich schon alles.
    Sie, die WACHENDEN, lebten in Räumen, die sich in ihrer spartanischen Ausstattung in nichts von den Wohnungen droben in der Stadt unterschieden. Ich wunderte mich bloß von Tag zu Tag mehr, daß sie so gar nicht das Bedürfnis zeigten, außerhalb ihres Dienstes in irgendeine Form von Geselligkeit zu treten, miteinander zu sprechen, sich zu streiten meinetwegen, sich mit Spielen zu unterhalten oder auch nur einer individuellen geistigen Betätigung nachzugehen. Ich begann mich zu fragen, wie sie das nach Alk-Bars Auskunft so belastende Wissensdefizit je ausgleichen wollten, wenn ich sie nicht ein einziges Mal dabei sah, wie sie lernend das, was ihnen fehlte, wieder einzubringen suchten. Nach und nach kamen sie mir beinahe wie die Mönche eines sehr strengen Ordens vor, die ihre Freizeit ausschließlich meditierend verbrachten. Nun hatten sie freilich nicht allzuviel Freizeit, und das war auch etwas, worüber ich mir meine Gedanken machte. Sie schliefen nur sehr wenig und hielten sich von vierundzwanzig Stunden sicherlich zwanzig im Kontrollraum auf. Wenn ich sie überhaupt einmal bei einer Art von Entspannung ertappte, dann betrachteten sie jedesmal in ihren Wohnungen, zu denen sie mir bereitwillig Zutritt gewährten, diese stummen, dreidimensionalen Bilder ihres untergegangenen Planeten Phuul. Ein Mensch wäre längst zusammengebrochen unter solcher Monotonie und erschöpfender Belastung.
    Es kam der Tag, an dem sie mir leid zu tun begannen. Es war auf eine beklemmende Art niederdrückend und entmutigend, ihnen zuzuschauen, wie sie nichts weiter taten, als ergeben auf die letzte Entscheidung einer Maschine zu warten und nebenbei lediglich ihren verschollenen Erinnerungen nachzuträumen. Dabei war ich überzeugt, daß sie alle hier, alle dreizehn WACHENDEN, Phuul selbst nicht einmal mehr gesehen hatten. So alt konnten sie unmöglich sein. Trotz ihrer ausgeklügelten Technik nicht.
    Ich ließ sie dann, wie sie mich ließen. Und da ich sonst nichts zu tun hatte – außer zu grübeln und mir Sorgen zu machen –, begann ich mich zunächst intensiver für den dritten der wichtigen Säle hier unten zu interessieren. Es sollte schon bald ein Spiel auf Leben und Tod daraus werden.
    Sie nannten ihn den SAAL DER KOMMUNIKATION. Schon als ich ihn das erstemal betrat, hatte er in mir eine erregende Neugier geweckt. Von Anlage und Zweckbestimmung her war er ja auch wundersam genug, wenngleich es einige Zeit dauerte, ehe ich die in ihm schlummernden Möglichkeiten voll erkannte.
    Es war eine kuppelförmige Halle von vielleicht zweihundert Meter Durchmesser. Die gesamte Kuppelfläche jedoch
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