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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
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die ich beim Aufstehen von mir gestreift hatte, legte sich gerade von selbst in ordentliche Falten, Kante über Kante, und noch einmal zusammengeschlagen das Ganze, und dann rutschte das alles sehr manierlich an das Kopfende des Lagers und blieb dort liegen.
    Ich preßte die flachen Hände an die Schläfen und trat wie betäubt vor, an die Brüstung, die meine Plattform umgab. Das Licht der Sterne und der beiden Planeten war so hell, daß ich mühelos alles erkennen konnte. Nur war es ein etwas bleiches und fahles Licht, und dies und die tintigen Schatten, die überall nisteten, ließen nicht vergessen, daß es eben Nacht war. Doch ich hatte anderes zu tun, als über Tageszeiten zu meditieren. Ich blickte hinaus in eine Geisterstadt!
    Unter mir, in einer Tiefe von vielleicht fünfzehn oder zwanzig Metern, erstreckte sich eine schnurgerade verlaufende Straße. Sie lag völlig unbelebt. Sie machte auch nicht den Eindruck, als ob sie in letzter Zeit irgendwelchem Verkehr gedient hätte. Schmale und breitere Risse zogen sich kreuz und quer durch den grauglasig reflektierenden Straßenbelag. Große Mengen von Trümmern, die wie Mauerbrocken aussahen und teilweise auch wie spiralig zusammengedrehte Metallteile von beachtlichen Dimensionen, lagen wirr verstreut umher. Einen noch bestürzenderen Eindruck machten die Gebäude, die an dieser Straße standen. Sie schienen aus jenem weißen Material errichtet, das ich nur zu gut schon von Tantalus her kannte. Doch in welchem Zustand befanden sie sich! Es waren klobige, quaderförmige Bauten von unterschiedlicher Höhe, dicht an dicht gesetzt, und fast alle wiesen Terrassen und Balkone auf und fensterartige Öffnungen. Zugänge von der Straße her schienen nicht vorhanden zu sein. Auch die Terrasse, auf der ich mich befand, gehörte zu solch einem Haus. Hier und da waren Balkone heruntergebrochen, Terrassen durchgesackt und ganze Fassaden abgerutscht. Man konnte in die auf solche Art freigelegten Räume blicken wie in die Zellen einer Bienenwabe. Dächer hingen verwegen über und schienen nur noch auf einen geringfügigen Anstoß zu warten, um endgültig abzustürzen. Eines der Gebäude war mittendurch gerissen. Eine fiebrige Zickzacklinie klaffte in seiner Front, und die beiden Hälften des Hauses hatten sich auseinandergeneigt wie müde Greise, die einander überdrüssig sind. Auch hier nur ein kleiner Stoß noch, und das ganze Bauwerk mußte in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus.
    Und nirgends fand sich ein Baum, ein Strauch, ein lebendes Wesen, eine Regung der Vernunft.
    Sie haben mich ausgesetzt! dachte ich verzweifelt. Sie haben mich hierhergeschafft auf diesen von Gott und aller Welt verlassenen Planeten und mich meinem Schicksal überlassen. Sie selbst aber haben sich wiederum aus dem Staube gemacht, vielleicht zu den Grenzen des Universums hin, vielleicht sogar darüber hinaus, falls so etwas möglich ist. Aber warum sollte es ihnen nicht möglich sein? Ausgerechnet ihnen? Jedoch ich? Wie soll ich überleben? Wie soll ich überhaupt weiterleben?
    Dann bemerkte ich, daß sich an den Häusern entlang und gute zehn Meter über dem Straßenniveau eine leuchtende Zeile hinzog. Sie flackerte und blinzelte mattgelblich, war teilweise auch unterbrochen durch das abgestürzte Mauerwerk, gab auch sonst nur wenig Licht und machte alles in allem den Eindruck einer auf Sparspannung gesetzten Straßenbeleuchtung.
    Dies gab mir wieder ein wenig Halt. Sie haben das Licht noch nicht endgültig ausgemacht, sagte ich mir. Noch nicht ganz. Doch wo ist der Schalter, um es wieder voll aufzudrehen? Mein Himmel, das können sie mir doch nicht antun. Nicht nach alledem!
    Dann erregte eine Bewegung ganz hinten links, wo die Straße in Zwielicht und Schatten völlig versank, meine Aufmerksamkeit. Dort rückte es heran, langsam, doch anscheinend unaufhaltsam. Ich starrte, bis mir die Augen schmerzten. Schließlich vermochte ich drei Körper auszumachen. Doch was für Körper! Sie sahen nicht aus wie jener Engerling auf Tantalus, sie sahen auch nicht aus wie die Tantaliden selber. Drei zuckerhutförmige Körper waren es, die sich mit einem tiefen Brummton heranbewegten. Drei Zuckerhüte aus Metall. Einer von ihnen war etwas vorauf, die beiden anderen in gleicher Höhe hinter ihm. So bildeten sie eine Keilformation und kamen die Straße weiter herab. Im oberen Drittel ihres Körpers lief ein blau und rot irisierendes Lichtband um sie herum, und der Rest ihrer kegelförmigen Hülle spiegelte das
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