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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
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geisterhafte Licht der Nacht mit fahlen Reflexen.
    Es waren Maschinen, Roboter – irgend etwas in der Art. Daran zweifelte ich keinen Moment.
    Die drei da unten wichen allen Trümmern, die ihnen im Wege lagen, geschickt aus und kamen näher und näher. Als sie an einem jener Häuser angelangt waren, deren Dächer schon halb abgerutscht überhingen, machten sie halt. Der Brummton verstärkte sich, ihre Lichtbänder irisierten intensiver, begannen ins Grüne hinüberzuspielen, ein Leuchten brach hervor, stechender und stechender, bündelte sich zu einem scharfen Strahl, leckte hoch, hinauf zum Dach, und dann ein Poltern, Rumpeln und Krachen, und in einer Wolke stiebenden und beißenden Staubes stürzte das Dach endgültig hinunter auf die Straße. Der Schutt brandete auf und schlug an den dreien dort unten hoch wie eine Woge, überschüttete sie und deckte sie zu. Doch nicht für lange. Als sich das Gewölk kaum gelegt hatte, kam Bewegung in die Trümmer, die Zuckerhüte arbeiteten sich scheinbar mühelos unter ihnen hervor und setzten ihren Weg weiter fort. Dann waren sie nur noch wenige Meter von dem Gebäude entfernt, auf dessen Terrasse ich mich befand.
    Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich wußte absolut gar nichts. Ich wußte nicht einmal, ob nicht vielleicht auch über mir das Dach halb herunterhing – von meinem Standort aus war überhaupt kein Dach zu erkennen. Sollte ich rufen? Sollte ich fliehen? Doch wohin? Ich hatte noch nicht einmal Zeit gefunden, hinter mir die Wand des Gebäudes genauer zu mustern. Vorhin, beim Aufstehen, war sie mir bei einem flüchtigen Blick vollkommen glatt und verschlossen vorgekommen. Einfach eine Fläche ohne Türen und Fenster. Ich kam auch nicht mehr dazu, das Versäumte nachzuholen.
    Es war wie ein Echo auf das Poltern und Dröhnen des herabstürzenden Daches: Von ferne schwoll es heran, vom anderen, von dem rechten Ende der Straße her. Es gurgelte, quoll und stürmte, eine abscheulich anzusehende, blasenwerfende und grün fluoreszierende Masse, die sich zwar wie ein aufschäumender Wasserstrom voranbewegte, aber dennoch kein Wasser sein konnte. Ein erstickender Gestank schlug zu mir hoch, an Ammoniak und nitrose Gase erinnernd. Die Blasen unten auf dem sich buckelnden und windenden Etwas platzten und atmeten rostfarbene Dämpfe in die Höhe.
    Die drei Zuckerhüte auf der Straße hatten blitzschnell reagiert. Ihr vereinigtes Flammenband schlug wieder hervor und peitschte auf die sich näher und näher heranwälzende Masse ein. Der Geruch wurde unerträglich. An verkohlendes Fleisch erinnerte er nun, an den Faulschlammgestank abgelassener Kanäle.
    Der ungleiche Kampf währte wohl eine halbe Minute. Dann siegte das Chaos. Die vorderen Teile des sich windenden Etwas gingen in Feuer und Rauch auf. Ruß wirbelte flockig fauchend gen Himmel. Doch von hinten her schob es machtvoll nach. Das Flammenband der Zuckerhüte mochte noch so sehr sengend und glutend in die Runde kreisen – außerhalb seiner Reichweite schob es sich in die Höhe, quallig, breiig, schmierig, wuchs und wuchs, strich dicht unter meiner Plattform dahin und warf sich schließlich regelrecht von oben her auf den kämpfenden Gegner hinab. Wie ausgelöscht erstickte das peitschende Licht unter der fluoreszierenden Masse. Diese sackte in sich zusammen, die Buckel und Wogen glätteten sich, und nur die Blasen waren noch da, stiegen und platzten mit widerlichem Schmatzen, rostroten Dampf entlassend. Als der Spuk davongejagt war, seine letzten Spuren amöbenhaft nachschleifend und an sich heranziehend, war von den drei Maschinen da unten nichts mehr zu sehen. Auch die spiralig zusammengedrehten Metalltrümmer, die vorher auf der Straße gelegen hatten, waren verschwunden. Nur Schutt und Mauerbrocken waren anscheinend unberührt geblieben. In wirrem Durcheinander breiteten sie sich nach wie vor nach links und rechts hin aus. Und dann stieg aus der Ferne ein klagendes Heulen und Jaulen in die Nacht hinauf, daß es mir schaudernd über den Rücken rann.
    Verzweiflungsvoll wandte ich mich ab. Ich vermochte nicht zu glauben, daß ich einer tantalidischen Niederlage beigewohnt haben sollte. Nicht, nachdem ich ihre wirklichen Machtmittel auf Tantalus in Aktion erlebt hatte. Mit diesem glimmenden Brei da unten wären sogar unsere Astrachans mit ihren leichten Antimateriewerfern fertig geworden. Das da eben, dieses – ja, was eigentlich? –, dieses ’Irgendwas’ also war verwundbar gewesen und ungepanzert und
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