Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
Vom Netzwerk:
sein müssen und mein Denken zu disziplinieren haben. Was könnte etwa geschehen, wenn ich wieder einmal ernstlich verzweifelt sein sollte und mir wünschte, lieber tot zu sein, als all dies noch länger mitzumachen? Wohlverstanden: Wie man sich so was eben manchmal wünscht. Wenn dann unversehens etwa mein Herz stillstehen sollte, ohne daß ich es wirklich ernstlich gewollt hätte, was dann? Ich sah schon: Auch hier wieder würde es so viel Neues geben, daß mein eigenes Elend daneben winzig bleiben mußte.
    Dann drängte ich endgültig alle dunklen Ahnungen und Erinnerungen in mir zurück. Ich konnte ja doch nichts ändern an allem, was geschehen war. Ich würde vielmehr meine ganze Kraft brauchen, um notfalls an dem etwas zu ändern, was noch geschehen sollte. Eine fast kindliche Entdeckerfreude überkam mich. Neugier und Interesse trieben mich an, und ich fühlte mich stark und frisch genug, um es jetzt mit allem und jedem aufzunehmen.
    Da war also dieses spartanische Mobiliar: Vier runde, gelbliche Scheiben schwebten da um eine ebenfalls schwebende Platte in der Mitte des Zimmers. Das waren also Tisch und Stühle. Reichlich unbequem, wollte mir scheinen. An der Wand zur Rechten befand sich eine ebensolche Lagerfläche wie draußen auf der Terrasse – gleichfalls schwebend natürlich. Auch eine Decke lag darauf, genau wie draußen, nur daß sie hier eine seegrüne Farbe aufwies. Das war schon alles. Die Wände selber waren kahl und leer.
    Eigentlich schade, dachte ich. Haben sie keine Bilder?
    Im selben Augenblick begann sich die Wand zur Linken zu beleben. Zuckende Linien huschten über sie hin, formierten sich langsam und kamen zu Ruhe und Ordnung. Da hatte ich mein Bild. Und was für eines! Eine kupferrote Sonne von großer Stille und Schönheit strahlte tiefstehend über einer Küstenlandschaft. Ich kannte keine solche Sonne. Ich kannte keine Küste dieser Art. Ein tiefgrün funkelndes Meer warf schäumende Wogenkämme auf einen Strand von schneeweißem Sand. Etwas zurückgesetzt zog sich die Uferlinie entlang eine Kette seltsamer Bäume: Wenn sie mich überhaupt an irgend etwas erinnerten, dann an riesige Schachtelhalmgewächse. Ein heftiger Wind strich durch ihr fiedriges Geäst dahin und machte sie schwanken und schütteln. Ja, das Bild lebte. Das Meer warf Welle auf Welle an den Strand, die Bäume wogten und strudelten im Wind, und der Sand furchte sich unter dem wiederkehrenden und zurückweichenden Wasser. In der Ferne dämmerten bizarre Berge mit schneebedeckten Gipfeln. Über den strahlend blauen Himmel zogen in eiliger Folge leuchtend weiße Wolkenketten. Aber kein Lebewesen war zu sehen, kein Tantalide, kein Tier. Im übrigen war das Bild stumm. Nur die Bewegung war da, kein Ton.
    Das war kein Bild von Tantalus noch von der Erde, noch von dem Planeten hier, auf dem ich mich befand. Vielleicht war es die verlorene Welt der Tantaliden. Wenn das jedoch zutraf, dann konnten sie nicht aus unserem Sonnensystem stammen. Die Sonne dort war nicht die irdische, es sei denn, sie hätte vor Jahrmillionen einmal so ausgesehen, was ich jedoch kaum glauben konnte. Das dort war ein Riesenstern, unsere Sonne aber war immer ein Zwerg gewesen, nach allem, was die Wissenschaft von ihr wußte.
    Ich stand lange in stille Betrachtung versunken. Es war eine gute, eine heile Welt, die ich dort sah. Wenn sie wirklich untergegangen war und ihre einstigen Bewohner sie hatten verlassen und in die Unwirtlichkeit des Alls hinausfliehen müssen, dann hatten sie wahrhaftig Unwiederbringliches eingebüßt. Ein tiefes Mitgefühl ergriff mich und machte mich stumm und reglos.
    Doch das ging vorbei. Auch ich hatte Unwiederbringliches verloren. Vielleicht konnte man es gemeinsam zurückgewinnen.
    Ich setzte mich zur Probe auf eine dieser schwebenden gelben Scheiben. Sie federte sacht unter meinem Gewicht. Ich fand, daß es sich gar nicht so unbequem auf ihr saß, wie es der erste Eindruck hatte befürchten lassen. Die Tischplatte federte nicht. Sie blieb solide und unverrückbar fest an ihrem Platz. Das also war alles in Ordnung, doch es konnte wohl nur der Anfang sein. Ich trat auf die Wand zu, die der Terrasse gegenüberlag, und auch hier erhellte sich ein Viereck, als ich nahe genug heran war. Ich trat hindurch und befand mich in einem verhältnismäßig kleinen Vorraum. Links und rechts leuchteten ebenfalls Vierecke in den Wänden, und neben ihnen fanden sich scharlachrote Scheibchen auf die Wand gesetzt, nicht größer als ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher