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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Arne Sjöberg
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und Baumlosigkeit der Landschaft, an die Tafelberge, die bereits vom bloßen Anschauen her staubig und trocken wirkten. Die Tantaliden in Wasser- und Energienot – das sah nicht gut aus. Vielleicht lag hier der Schlüssel zur Lösung all der Rätsel ringsum.
    Es sah noch weniger gut aus, als ich eine dritte Tür im Vorraum gefunden hatte. Sie befand sich an der Stirnwand und entließ mich auf einen gähnend leer liegenden Korridor, der sich gut zwanzig Meter nach beiden Seiten hin erstreckte. Hier war es nun mit allem zu Ende. Zu Ende mit dem Überfluß an Licht und der ganzen intakten Architektur. Auch hier sickerte nur aus einer Leuchtzeile trübgelbes Licht herab, an eine Notbeleuchtung erinnernd, und Fußboden und Wände des Ganges wiesen Risse und Sprünge auf. Hier half es gar nichts, daß ich dachte: Heller! Heller! Es wurde eben nicht heller. Mir wurde beklommen zumute, als ich erkannte, was dies alles bedeutete. Sie hatten für mich – und zwar nur für mich! – eine Art Insel im Verfall geschaffen. Was dort drinnen, in den hinter mir liegenden Wohnräumen, so gut funktionierte, funktionierte offenkundig nur noch dort so gut. Ein Lebensstandard, der sicherlich früher einmal für Millionen von Planetenbewohnern selbstverständlich gewesen war, wurde als Ausnahmefall nur noch für mich aufrechterhalten. Ich konnte nur hoffen, daß sie sich wenigstens in ihren eigenen Bauten so gut auskannten, daß mir dieses Domizil hier noch eine Weile erhalten bleiben würde. Nicht auszudenken, was geschehen sollte, wenn auch diese meine Wohnung vielleicht schon in allernächster Zeit ein Opfer des Zusammenbruchs der Planetenoberfläche wurde – und daß es sich darum handelte, schien mir kaum noch außer Zweifel zu stehen. Es würde schlimm werden, wenn auch für mich endgültig das Licht ausginge oder das Wasser oder die Nährung.
    Ich hatte abermals Grund, tief durchzuatmen, und dann machte ich mich vorsichtig an die weitere Erforschung dieses merkwürdigen Gebäudes. Ich ging den Korridor nach rechts hinunter, und im Entlangschreiten leuchteten nach jeweils immer fünf Metern Abstand neue Vierecke in der Wand auf und erloschen wieder, sobald ich daran vorüber war. Als ich eines von ihnen zu durchschreiten versuchte, fand ich keinen Einlaß. Zehn, zwanzig Zentimeter tief vermochte ich wohl einzudringen, wieder auch hatte ich den Eindruck, daß sich mir eine elastische Haut entgegenstellte, doch diesmal zerriß sie nicht, und hinter ihr blieb alles dunkel. Ich hatte mein Appartement, und damit basta! Alle übrigen blieben mir verschlossen. Auf diesen Gang hier mündeten mindestens dreißig Wohnungen, aber alle waren leer, verlassen und unzugänglich – bis auf meine eben. Ich kam an das Ende des Korridors, und statt einer Treppe oder eines Aufzugs fand ich ein nacktes Loch im Boden vor und, damit korrespondierend, ein ebensolches in der Decke. Der Schacht, der sich solcherart auftat, hatte einen Durchmesser von mindestens sechs Metern. Das erinnerte nun eindeutig an die gleichen Einrichtungen, die sich in der Tantaliden-Station auf dem Saturnmond Parzival befanden, und das erinnerte auch an den Tantaliden-Turm auf Tantalus. Schächte, immer nur Schächte. Auf Tantalus war ich in einen solchen hineingeglitten und ganz sanft nach unten geleitet worden. Ob es hier ebenso war?
    Ich fühlte mich noch zu unsicher, um es Hals über Kopf auf einen Versuch ankommen zu lassen. Was nun, wenn es sich so verhielt wie mit der Notbeleuchtung auf dem Gang hier? Daß der Transport innerhalb der Schächte von Kraftfeldern besorgt wurde, war mir schon klar, aber wie, wenn sie nun geschwächt waren wie das Licht? Oder gar gänzlich eingestellt? Oder nur noch gelegentlich funktionierten, wie eben ein im Todeskampf liegender Organismus hier und da noch einmal seine volle Kraft zu zeigen vermag, sonst aber mehr und mehr verlöscht? Andererseits – sie konnten mich doch kaum hier einsperren wollen!
    Ich kehrte um, lief den Gang wieder hinunter, an den aufleuchtenden und sich wieder verdunkelnden Vierecken vorbei, und auf einmal wurde mir bewußt, daß ich mir nicht gemerkt hatte, welches mein Eingang war. Etwa auf der Mitte des Ganges mußte er gelegen haben. Ich verwünschte meine Gedankenlosigkeit. Erst jetzt fiel mir auf, daß jeweils über den sich erhellenden Vierecken erhabene Zeichen auf die Wand geprägt waren. Über jeder Tür ein anderes. Sie hatten keine Verwandtschaft mit irdischen Zahlen oder Buchstaben. Striche, Punkte,
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