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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Lust, die Schaltkonsole herauszuziehen, und sich, indem er ein Menü bestellte, von ihr abzulenken. Aber er ließ es bleiben. Er wußte aus Erfahrung nur zu gut, daß Dinge, die ihn spürbar aufheitern konnten, genauso dazu geeignet waren, ihn in Depression zu versetzen. In diesem Zustand war Konversation dann im eigentlichen Sinne für ihn kaum möglich. So vertrieb er sich die Zeit bis zum nächsten Platzwechsel damit, im Kopf die Quadratwurzeln fünfstelliger Zahlen auszurechnen. Wenn er eine Lösung gefunden hatte, rechnete er das Ergebnis auf seinem Taschenrechner nach. Er hatte schon fünf richtige Lösungen geschafft, als sich der Sessel, Gott sei Dank, erhob und ihn weiterbeförderte zu ... zu dem Pärchen auf dem blauen Sofa, das Händchen hielt? Nein, im letzten Moment lavierte der Sessel nach links und ließ sich vor einem Krummholz-Schaukelstuhl nieder. Auf der Sitzfläche des Schaukelstuhls lag ein Zettel: »Ich fühle mich im Moment nicht wohl. Bin in fünf Minuten zurück.«
    Barry entschloß sich gerade, es einmal mit einer sechsstelligen Zahl zu versuchen, als eine Frau auf einem grünen Sofa zu ihm herüberrollte. Sie fragte ihn, welche Art von Musik er möge.
    »Alle, wirklich alle.«
    »Alle oder keine, das kommt doch zu sehr auf dasselbe heraus.«
    »Nein, eigentlich nicht. Was auch immer gerade gespielt wird, meistens gefällt es mir. Was läuft denn gerade? Das gefällt mir.«
    »Muzak«, sagte sie beiläufig.
    In Wahrheit aber war es immer noch das Sondheim-Medley. Aber er sagte nichts. Es schien ihm nicht wichtig genug, um sich darüber zu streiten.
    »Was machen Sie so?« fragte sie.
    »Ich arbeite da an einer Sache, die die Citybank für eine andere Gesellschaft vorbereitet, aber nur als Teilzeitjob. Nächstes Jahr soll ich einen Vollzeitjob bekommen.«
    Sie verzog das Gesicht. »Sie sind neu hier im ›Partyland‹, was?«
    Er nickte. »Heute abend ist es das erste Mal. Um die Wahrheit zu sagen, heute bin ich überhaupt das erste Mal in einer Kneipe. Ich habe erst gestern meine Lizenz bekommen.«
    »Nun, dann willkommen im Club«, sagte sie mit einem Lächeln, das man auch als Hohn auffassen konnte. »Ich nehme an, Sie suchen Gutachten?«
    Von Ihnen aber nicht, wollte er sagen. Aber statt dessen wandte er sich ab und betrachtete in einiger Entfernung die Bewegung einer Ansammlung von Sesseln einer anderen Klasse. Erst als alle Sessel zur Ruhe gekommen waren, wandte er sich wieder der Frau ihm gegenüber zu. Ihm wurde klar, und das erfüllte ihn doch etwas mit Stolz, daß er seine erste Abfuhr erteilt hatte!
    »Was hat Freddy gesagt, als Sie hereingekommen sind?« fragte sie in einem verschwörerischen, wenn nicht sogar freundlichen Tonfall. (Seine Abfuhr war offensichtlich angekommen.)
    »Wer ist Freddy?«
    »Der Platzanweiser, der Sie zu Ihrem Platz gebracht hat. Ich habe gesehen, daß er sich zu Ihnen gesetzt und mit Ihnen gesprochen hat.«
    »Er hat mir irgend etwas von einem japanischen Einkaufskomplex erzählt.«
    Sie nickte wissend. »Natürlich - das hätte ich mir denken können. Er macht Werbung für das Topic -Magazin, und das ist die Titelgeschichte in dieser Woche. Ich würde mal gerne wissen, was sie ihm dafür bezahlen. Letzte Woche hatten sie eine Titelgeschichte über Irina Khokolowna, und alles, was Freddy von sich gab, handelte von Irina Khokolowna.«
    »Wer ist Irina Khokolowna?« fragte er.
    Sie war offensichtlich pikiert. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie mögen Musik!«
    »Tu ich auch«, protestierte er. Aber anscheinend hatte er einen entscheidenden Test nicht bestanden. Mit einem Seufzer des Überdrusses und einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen drehte die Frau ihr Sofa um hundertachtzig Grad und fuhr ab in Richtung des Pärchens, das auf dem blauen Sofa beieinander hockte.
    Beide sprangen gleichzeitig auf und begrüßten die Frau mit Ausrufen wie »Maggie!« und »Teufelsbraten!«. Da Barry so nebenbei saß und niemanden hatte, mit dem er sich unterhalten konnte, war er gezwungen, ihrer Unterhaltung zuzuhören. Das Gespräch drehte sich natürlich (zweifellos ein Tadel für seine Unwissenheit) um Irina Khokolownas letzte superbe Aufnahme bei der Deutschen Grammophon. Sie habe noch nie so gut Schumann gesungen, aber ihre Wolf-Interpretation sei comme ci, comme ça . Trotzdem sei ihre Auffassung von Wolf der von Adriana Motta um Meilen voraus, und sogar der von Gwyneth Batterham, die trotz ihrer hohen Begabung deutliche Unsicherheit in den oberen
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