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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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bitte«, sagte der Schalter. Ein Pfeil leuchtete auf, der auf einen anderen Schlitz wies. Barry gab seine Lizenz in den anderen Schlitz. Eine Glocke läutete, und dann das Wunder - er war im ›Partyland‹. Er bestieg den großen, blauen Fahrstuhl zu seiner ersten Erster-Hand-Erfahrung mit direkter, interaktiver, personeller Kommunikation. Keine Übung im Klassenzimmer, keine Therapiesitzung, keine Instruktionsveranstaltung, kein ökumenisches Angegaffe. Nein, eine echte Konversation, spontan, unstrukturiert, und alles nur ganz allein für ihn.
    Der Platzanweiser, der Barry zu seinem Zweite-KIasse-Platz führte, setzte sich neben ihn hin und erzählte ihm, in Japan gäbe es einen Einkaufskomplex, der sich über sechzehneinhalb Morgen erstrecke und auf dem sich zweiunddreißig Restaurants, zwei Filmtheater und ein Kinderspielplatz befänden.
    »Faszinierend, nicht wahr?« schloß der Platzanweiser, nachdem er weitere Fakten über dieses bemerkenswerte Ladenviertel dargelegt hatte.
    »Wahrscheinlich«, sagte Barry unverbindlich. Er konnte sich nicht vorstellen, warum der Platzanweiser ihm unbedingt etwas von diesem japanischen Einkaufskomplex erzählen wollte.
    »Ich habe vergessen, wo ich das gelesen habe«, sagte der Platzanweiser. »Wohl in einem Magazin oder irgend so etwas. Nun denn, mischen Sie sich unters Volk, haben Sie Spaß, und wenn Sie etwas bestellen wollen, hier ist eine Schaltkonsole, die sich an diesem Tischende herausziehen läßt.« Er demonstrierte es.
    Der Platzanweiser saß noch immer abwartend da und lächelte. Endlich begriff Barry, daß er auf ein Trinkgeld wartete. Ohne irgendeine Ahnung davon zu haben, wieviel in diesem Fall gebräuchlich war, gab er ihm einen Dollar. Das schien richtig zu sein.
    So saß Barry dann da in diesem aufgeblähten Schwamm von einem Sessel und war dankbar dafür, allein zu sein. So konnte er sich einen Eindruck davon verschaffen, welche Ausmaße dieser Ort hatte und welchen Zauber er ausstrahlte. ›Partyland‹ war eingerichtet wie ein endloses Mittelklasse-Wohnzimmer, ein Panorama von all dem, was reizvoll war, geschmackvoll und elegant. Von der Zweiten Klasse aus gesehen schien es jedenfalls endlos. Es hatte eine Spitzenkapazität von siebenhundertundachtzig Plätzen. Aber an diesem Abend schien nicht so viel los zu sein wie an den Spitzentagen. Eine ganze Menge Sitzplätze waren leer.
    In Intervallen, deren Wechsel nicht vorherzusagen war, gruppierte sich das Mobiliar in diesem Wohnzimmer um, so daß man sich plötzlich direkt gegenüber einem neuen Gesprächspartner befand. Für ein paar Dollar mehr konnte man ein Sofa oder einen Sessel mieten, mit dem man ohne Einschränkungen zwischen den anderen Plätzen hindurchfahren und sich den Platz aussuchen konnte, anstatt dem Zufall die Wahl zu überlassen. Aber nur wenige Kunden im ›Partyland‹ machten von dieser Möglichkeit Gebrauch, seit der ganze Raum so eingerichtet war, daß man sich einfach hinsetzen und dem Sessel das Fahren überlassen konnte.
    Die Musik wechselte von Vivaldis ›Vier Jahreszeiten‹ zu einem Medley mit Schlagern von Steven Sondheim. Plötzlich erhoben sich alle, von ihren Sesseln getragen und mit baumelnden Beinen, in die Luft und gelangten solcherart zum nächsten Gesprächspartner. Barry fand sich neben einem Mädchen in einem roten Abendkleid aus Samt und mit einem Hut aus Papierfedern und Polyedern wieder. Ein Band in diesem Hut verkündete: ›Ich bin eine Partyland-Schnuckimaus‹.
    »Hallo«, sagte das Mädchen in einem Tonfall, der sich wohl bemühte, weltläufige Langeweile zu simulieren; es klang allerdings eher desorientiert. »Was gibt’s?«
    »Ungeheuerlich, wirklich ungeheuerlich«, antwortete Barry voll Wärme. Er war in der Laune, sich in einer Unterhaltung von Anfang an sehr offen zu geben. Deswegen ärgerte er sich auch über die Bemerkung seines Prüfers betreffs seines Händedrucks. Da war nichts Falsches an seinem Händedruck, und das wußte Barry.
    »Ihre Schuhe gefallen mir«, sagte sie.
    Barry sah auf seine Schuhe hinunter. »Danke.«
    »Ich mag Schuhe im allgemeinen sehr«, fuhr sie fort. »Man könnte sagen, ich bin ein Schuh-Freak.« Sie kicherte albern.
    Barry lächelte verlegen.
    »Aber Ihre sind wirklich außergewöhnlich hübsch. Wieviel haben Sie dafür bezahlt, wenn Ihnen die Frage nichts ausmacht?«
    Es machte ihm zwar etwas aus, aber ihm fiel jetzt kein Scherz ein, mit dem er es hätte zugeben können. »Ich weiß es nicht. Nicht viel. Sie sind
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