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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Quote für dieses Jahr bereits erreicht. Sie machten einen wirklich betrübten Eindruck, aber Barry wurde klar, daß es ein Fehler gewesen war, zu fragen.
    Der Erwerb des ersten Gutachtens war wohl nur auf Anfängerglück zurückzuführen. Obwohl er fast jeden Abend in eine andere Kneipe ging und am Wochenende fast schon im ›Partyland‹ wohnte - gerade dann, wenn hier am meisten los war -, hatte er nie mehr solches Glück. Er bekam einfach keine Gelegenheit, sich diesen seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Die meisten Leute, die er traf, waren ›Zeitler‹, und die wenigen mit einer Dauerlizenz, die sich ihm gegenüber freundlich zeigten, erklärten ihm jedesmal wie die MacKinnons, daß sie ihre zubemessene Menge an Gutachten bereits vergeben hätten. Zumindest behaupteten sie das. Als die Wochen verflossen und seine Angst wuchs, machte er sich die zynische, aber allgemeine Auffassung zu eigen, daß viele Leute einfach ihre Gutachtenmarken von ihrer Lizenz abtrennten. So sah es aus, als hätten sie keine mehr. Laut Jason MacKinnon war eine dermaßen selbstlose Vergabe von Gutachten, wie Barry sie von Ed erlebt hatte, ein ganz seltenes Phänomen. Eine Hand wäscht die andere, hieß die oberste Regel; gefordert wurden Geld oder gewisse Dienste. Barry meinte (natürlich im Spaß), daß er seine Unschuld nicht für ein Gutachten eintauschen würde, noch nicht einmal für zwei. Michelle antwortete ihm (ziemlich ernsthaft), daß sie glücklicherweise niemanden aus der Szene kennen würde, der auf Barrys Typ stände. Im allgemeinen sei festzustellen, daß es eher jüngere Leute seien, die ihre Gutachten erhielten, indem sie ihre körperlichen Vorzüge zur Verfügung stellten.
    Nur aus Neugierde dachte Barry laut darüber nach, in welchen Dimensionen sich die Höhe der Barzahlung bewegen würde. Jason sagte, daß der Satz vor einem Jahr noch tausend Dollar pro Marke betragen habe; zweieinhalb für ein Doppel, da man von Leuten, die zwei Gutachten benötigten, annehmen konnte, daß sie noch verzweifelter seien. Aber mittlerweile sei durch das momentane Mißverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage der aktuelle Preis für ein Gutachten auf siebzehnhundert gestiegen; und für ein Doppel auf rund viertausend. Jason sagte, er könnte zu diesem Preis etwas arrangieren, wenn Barry Interesse hätte.
    »Ich sage Ihnen«, sagte Barry, »was Sie mit Ihren Drecksmarken machen können.«
    »Na, kommen Sie«, sagte Michelle versöhnlich. »Wir sind immer noch Ihre Freunde , Mr. Riordan, aber Geschäft ist Geschäft. Wenn es um unsere eigenen Marken ginge, würden wir keinen Moment zögern, Ihnen ein Gutachten völlig gratis zu geben. Nicht wahr, Jason?«
    »Natürlich, gar keine Frage!«
    »Aber wir sind nur Mittelsmänner, verstehen Sie? Wir haben nur begrenzten Spielraum in den Angeboten, die wir machen können. - Sagen wir Fünfzehnhundert.«
    »Und dreieinhalb für ein Paar«, fügte Jason hinzu. »Weiter können wir wirklich nicht gehen. Sie werden nirgends ein besseres Angebot kriegen.«
    »Wissen Sie, was Sie mit Ihren Gutachten machen können«, sagte Barry entschlossen, »Sie können sie sich in den Arsch stecken. Oder besser, in Ihr Ärsche.«
    »Ich wünschte, Sie würden einen anderen Standpunkt einnehmen, Mr. Riordan«, sagte Jason mit ehrlichem Bedauern in der Stimme. »Wir mögen Sie wirklich, und wir haben gerne mit Ihnen zusammengesessen. Wenn dem nicht so wäre, würden wir Ihnen kaum ein solches Angebot machen.«
    »Ach Scheiße«, sagte Barry. Das war das erste Mal, daß er in einem Gespräch einen schmutzigen Ausdruck gebraucht hatte, und er gebrauchte ihn mit der Inbrunst der Überzeugung. »Sie wußten, daß meine Lizenz abläuft, und Sie haben mich hingehalten in der Hoffnung, ich geriete in Panik.«
    »Wir haben nur versucht, Ihnen zu helfen«, versicherte Michelle.
    »Schönen Dank, ich helfe mir schon selbst.«
    »Wie?«
    »Morgen gehe ich zur Center Street und mache die Prüfung noch mal.«
    Michelle MacKinnon beugte sich über das Kaffeetischchen, das das blaue Sofa von Barrys Sessel trennte, und gab Barry einen leichten, mütterlichen Klaps auf die Wange.
    »Wunderbar! Sie stellen sich der Herausforderung - recht so! Sie werden bestehen. Schließlich hatten Sie ein dreimonatiges Praktikum. Sie sind reifer geworden in dieser Zeit.«
    »Danke.« Er stand auf.
    »Heh ...« Jason griff nach Barrys Hand und drückte sie ernsthaft. »Vergessen Sie nicht, falls Sie Ihre Dauerlizenz erhalten ...«
    »Wenn ...«,
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