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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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Schritte und diente als Unterstellraum für Möbelstücke, die entweder so groß waren, daß man sie nicht mehr in den Müllraum quetschen konnte, oder zu ärmlich, um sie auf dem Dachboden unterzubringen. Eine durchhängende Hollywood-Schaukel stand unter dem Wohnzimmerfenster, links davon ein uraltes Sofa, dessen grüner Lederbezug mit schwarzem Klebeband ausgebessert worden war; auf der anderen Seite der Eingangstür, durch die Harry Beevers gerade kam, standen ein nutzloser Eisschrank, der noch aus den frühesten Tagen der Ehe der Beevers datierte, sowie zwei wacklige Campingstühle, die Edgar Beevers bei einem Kartenspiel gewonnen, die er aber nie ins Haus hatte bringen dürfen. Inoffiziell gehörte diese Seite der Veranda Harrys Vater, daher hatte sie eine völlig andere Atmosphäre - die eines besiegten, rechtlosen und beschämten Mannes - als die Seite mit Schaukel und Sofa.
    Harry kniete auf neutralem Boden direkt vor der Eingangstür nieder und angelte den Ultraglide Roadster aus der Hosentasche. Er legte das Buch über Hypnose auf die Veranda und ließ das kleine Metallauto darüberrollen. Dann gab er dem kleinen Wagen einen festen Schubs und sah zu, wie er Kühler voraus auf das Holz fiel. Das wiederholte er mehrmals, bevor er das Buch weglegte, sich flach mit dem Bauch nach unten auf den Boden preßte und dem Auto einen nachdrücklichen Stoß in Richtung Schaukel und Sofa versetzte.
    Der Roadster rollte ein paar Schritte, bevor ein unregelmäßig hervorstehendes Brett ihn umfallen und schlitternd zum Stillstand kommen ließ.
    »Blödes Auto«, sagte Harry und nahm es wieder auf. Er gab ihm wieder einen Stoß, tiefer ins Gebiet seiner Mutter hinein. Ein steifer, spröder Farbsplitter, welcher vom zugehörigen Brett abgeblättert war, brach in der Mitte durch und blieb wie eine Miniaturmatratze auf dem festgefahrenen Roadster liegen.
    Harry schnippte den Farbsplitter fort und ließ das Auto auf die Veranda zurückrollen, wo es sich erneut überschlug und gegen den Eisschrank schlitterte. Der Junge lief die Veranda hinab, und diesmal warf er das Auto einfach in Richtung der Schaukel. Es prallte vom Polster der Schaukel ab und fiel auf die Holzdielen. Harry kniete keuchend vor dem Eisschrank.
    Sein Kopf fühlte sich seltsam an, als wären feuchte Handtücher hineingestopft worden. Harry richtete sich auf und ging zu der Stelle, wo das Auto vor der Schaukel lag. Er haßte die Art, wie es aussah, klein und hilflos. Er trat probehalber darauf und spürte, wie es sich in die Sohle seiner Mokassins preßte. Harry hob den anderen Fuß an und stand auf dem Auto, aber nichts passierte. Er sprang auf das Auto, aber die Mokassins waren nicht wirksamer als sein nackter Fuß. Harry beugte sich hinab, um den Roadster aufzuheben.
    »Blödes kleines Auto«, sagte er. »Du taugst überhaupt nichts, billiges, kaputtes kleines Ding.« Er drehte es in der Hand um. Dann preßte er den Daumen zwischen den Rahmen und einen der winzigen Reifen. Als er drückte, bewegte sich der Reifen. Sein Gesicht wurde heiß. Er drückte den Daumen gegen den Reifen, und das kleine schwarze Ding sprang ins dichte Gebüsch vor der Veranda. Schwer atmend, allerdings mehr aufgrund der Aufregung denn Anstrengung, ließ Harry auch den zweiten Reifen ins Gebüsch springen. Harry wirbelte herum und rammte das Auto auf den Boden unter dem Fenster des Schlafzimmers seines Vaters. Lange, tiefe Kratzer zerfurchten die Farbe der Dielen. Als Harry sich die Vorderseite des Autos ansah, war auch sie zerkratzt. Er fand einen Nagelkopf, der einen Viertelzoll aus der Fassade des Hauses herausragte, und damit schabte er einen langen Striemen blauer Farbe von der Fahrerseite des Roadsters ab. Graues Metall schimmerte durch. Harry hämmerte das Spielzeugauto mehrmals gegen den Nagelkopf, wobei jedesmal winzige Farbsplitter abblätterten. Keuchend ließ er die beiden Hinterreifen wegspringen und steckte sie in die Tasche, weil ihm ihr Aussehen gefiel.
    Ohne Reifen, zerkratzt und verbeult, hatte der Ultraglide Roadster den Großteil seiner Faszination eingebüßt. Harry betrachtete ihn mit bitterer, tiefer Befriedigung, ging über die Veranda und schob ihn weit unter das Gebüsch. Graues Metall und blaue Farbe leuchteten zwischen den Stengeln und Blättern hervor. Harry schob die Hand dazwischen und schwang sie hin und her. Das Auto rollte fort und fiel in die Unsichtbarkeit.
    Als Maryrose mit finsterer Miene auf der Veranda erschien, saß Harry gelassen auf der
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