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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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Häuser, in denen sie gelebt hatten, an die Namen ihrer Mütter und Diener und Kinder, an die Lage von Geschäften, in denen sie Kuchen und Wein gekauft hatten. Brauchbar, dachte Harry. Er überlegte, ob jemand, der vor langer Zeit ein berühmter Mörder gewesen war, sich daran erinnern konnte, wie er mit dem Dolch zustieß oder mit dem Hammer zuschlug. Eine Menge der Bücher, die noch oben in dem Karton waren, war Harry aufgefallen, schienen von Mördern zu handeln. Allerdings würde es kaum etwas nützen, Albert in ein früheres Leben zurückzubringen. Wenn Albert überhaupt ein früheres Leben gehabt hätte, dann sicher als unbeweglicher Gegenstand auf der Ebene von Felsbrocken oder Ambossen.
    Vielleicht war Albert in einem früheren Leben eine Mordwaffe gewesen, dachte Harry.
    »He, Schlauberger! Schlauberger!«
    Harry sah zum Gehweg und erblickte den mit Baseballmütze und T-Shirt bekleideten Oberkörper von Mr. Petrosian, der in einem kleinen Haus neben der Kneipe Ecke South Sixth und Livermore Street wohnte. Mr. Petrosian rief Kindern immerzu nette Sachen zu, aber Maryrose duldete nicht, daß Harry oder Klein Eddie mit ihm sprachen. Sie sagte, Mr. Petrosian wäre so gewöhnlich wie Dreck. Er arbeitete als Hausmeister im Gebäude der Telefongesellschaft und trank jeden Abend einen Kasten Bier, während er auf seiner Veranda saß.
    »Ich?« sagte Harry.
    »Klar! Wenn du Bücher liest, kannst du aufs College gehen, nicht?«
    Harry lächelte unverbindlich. Mr. Petrosian hob einen Arm und torkelte weiter die Straße zu seinem Haus neben der ›Mußestunde‹ hinab.
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen kam Maryrose zur Tür herausgeschossen und legte ein altes weißes Geschirrtuch in den Händen zusammen. »Wer war das? Ich habe eine Männerstimme gehört.«
    »Er«, sagte Harry und deutete auf den breiten Rücken von Mr. Petrosian, der sein Haus schon fast erreicht hatte.
    »Was hat er gesagt? Als könnten die Worte eines armenischen Hausmeisters von Interesse sein!«
    »Er nannte mich Schlauberger.«
    Maryrose verblüffte ihn, indem sie lächelte.
    »Albert sagt, er möchte heute abend wieder zur Tankstelle zurück, und ich muß bald zur Arbeit gehen.« Maryrose arbeitete als Sekretärin im St. Joseph’s Hospital in der Nachtschicht. »Gott allein weiß, wann dein Vater auftauchen wird. Mach dir und Klein Eddie etwas zu essen, ja, Harry? Ich muß mich einfach um zu vieles kümmern, wie üblich.«
    »Ich werde uns etwas bei Big John’s holen.« Das war eine Hamburger-Bude, für Harry ein magischer Ort, die vorigen Sommer auf einem freien Platz in der Livermore Street errichtet worden war, zwei Blocks von der ›Mußestunde‹ entfernt.
    Seine Mutter gab ihm zwei sorgfältig zusammengefaltete Dollarscheine, und er verstaute sie in der Tasche. »Laß Klein Eddie nicht im Haus allein«, sagte seine Mutter, bevor sie wieder hineinging. »Nimm ihn mit. Du weißt, wie sehr er sich ängstigen kann.«
    »Klar«, sagte Harry und widmete sich wieder seinem Buch. Er las das Kapitel über ›Geisteskraft‹ zu Ende, während zuerst Maryrose zur Bushaltestelle an der Ecke ging und dann Albert sich lärmend entfernte. Klein Eddie saß gebannt vor seinen Seifenopern im Fernsehen. Harry blätterte eine Seite um und begann das Kapitel ›Techniken der Hypnose‹.

    4

    Um acht Uhr dreißig an diesem Abend saßen sich die beiden Jungen an entgegengesetzten Seiten des mit gelber Bambusmusterfolie bespannten Tischs gegenüber. Aus dem Wohnzimmer konnte man Sid Caesar hören, der sich mit Imogene Coca in ›Ihre Show der Shows‹ in vorgeblichem Deutsch unterhielt. Klein Eddie behauptete, vor Sid Caesar Angst zu haben, aber als Harry mit einem Big Johnburger (mit ›der Beilage‹) für sich selbst, sowie einer Mama Marydog für Eddie, einer doppelten Portion Pommes und zwei Schokoshakes zurückkam, saß er vor dem Fernseher und hatte Tränen moralischer Entrüstung im Gesicht. Normalerweise mochte Eddie Mama Marydogs, aber er hatte nur ein paar spärliche Bissen von der vor ihm genommen, und er zog lustlos eine Pomme frite durch einen Klecks Ketchup. Ständig rieb er sich die Augen, wobei er fast symmetrische Ketchupspuren hinterließ, die auf seinen Wangen trockneten.
    »Mom hat gesagt , du sollst mich nicht allein im Haus lassen«, sagte Klein Eddie. »Ich habe es gehört. Es war während Am Rande der Nacht , und du warst auf der Veranda. Ich glaube, ich werde dich verpetzen.« Er sah verstohlen zu Harry, dann rasch wieder zu der
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