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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition)
Autoren: Kerstin Mitterer
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Er passte eher zu einem fünfjährigen, als zu jemandem, dem seit Kurzen sogar Haare im Gesicht wuchsen.
    Er setzte sich neben mich und schaute mir beim Essen zu. „Schmeckt es dir nicht?“
    „Doch, ich habe nur keinen Hunger, wir haben eigentlich schon gegessen“, log ich und warf einen kurzen Blick auf Daniels Teller, der ebenfalls fast voll war.
    „Aha. Und ich dachte schon, Sie glauben, auf Ihre Figur achten zu müssen, wie Frauen nun mal sind“
    Was sollte das heißen, wie Frauen nun mal sind. „Was wir nicht alles tun für euch Scheißkerle“, murmelte ich grinsend. Er kicherte und Daniel drehte sich zu mir um .
„Deine Wortwahl gefällt mir wie immer besonders gut“, sagte er.
    „Das weiß ich doch“
    Er drehte sich wieder weg, hielt aber meine Hand.
„Wie geht’s deiner Schwester“, fragte ich Tobias. Irgendwie genoss ich es, ihm gegenüber keine Förmlichkeiten zu hegen. Das verwirrte mich nur.
„Großartig. Sie hat vorgestern angerufen. London ist echt empfehlenswert und Sie kennen sie ja… sie hat natürlich endlos lange erzählt, dass ihre Schülerinnen gar nicht so eingebildet sind, wie sie erwartet hatte. Und es verwirrt sie immer äußerst, wenn sie Frau Professor genannt wird“, erklärte er. Seine Schwester machte gerade ein Auslandsjahr als Lehrerin an einer privaten Mädchenschule in der Nähe von London. „Sie hat auch gemeint London sei eine wunderschöne Stadt, absolut empfehlenswert“
    „Wir halten nicht viel von spontanen Reisetrips“, schaltete sich Daniel ein. Er hörte anscheinend schon eine Weile zu. Er warf mir kurz einen strengen Blick zu. Ich grinste.
    „Du zumindest nicht“, erklärte ich. Er wusste, worauf ich hinauswollte. Mein Gefängnisausbruchartiger Fluchtplan aus Russland.
    „Naja was das betrifft warst du alles andere als spontan“
    „Willst du jetzt ernsthaft mit mir darüber diskutieren?“, fragte ich ihn genervt. „Ich tue das, mit dir oder ohne dich“, erklärte ich ihm und starrte ihm direkt in die Augen.
    „Ich weiß“, m urmelte er irgendwie gekränkt.
    Um ehrlich zu sein war es mir scheiß egal wie er sich deswegen fühlte. Ihm waren meine Bedürfnisse scheinbar auch unwichtig. Er wollte mich nicht begleiten. Er tat es vermutlich nur um nachher niemand erklären zu müssen, warum ich ihn verlassen hatte. Feigling!

Als wir am späten Nachmittag von Daniels Besprechung kamen fuhren wir eine Runde. Als ich eine Gruppe Jugendlicher sah, bat ich ihn, anzuhalten.
    Es waren vier. Zwei ziemlich groß und massiv, ein ziemlich kleiner, schmächtiger und ein mittelgroßer mit ziemlich muskulösen Beinen. Alle vier waren leicht angeheitert und schafften es nicht, zu gehen ohne bei jedem Schritt ihre Beine zu überkreuzen. Sie waren sich selbst im Weg.
Ich schaute auf die Uhr auf dem Handy. Kurz nach sechs. Wie konnte man um diese Zeit schon so betrunken sein? Ich verstand die Menschen nicht. Wenn sie doch genau wussten, dass dieser Mist sie von innen heraus auffraß, wieso konsumierten sie dann Alkohol in solchen Massen? Ich hatte mal im vorbeigehen ein paar Jungen gehört. Der eine hat gesagt, dass er gehört hatte, dass nur die Iren und die Engländer mehr trinken würden als die Österreicher. Die Antwort war traurig. Die holen wir auch noch ein, sagte ein anderer. Ich hatte diesen Moment nicht vergessen, ich würde nie wieder etwas vergessen.
    „Lass mich raus“, flüsterte ich. Daniel schaute in die Richtung der vier Jugendlichen. Er schüttelte enttäuscht den Kopf.
    „Ist das dein Ernst?“, fragte er, fast ein bisschen verletzt.
    Ich nickte. „Ja“
    „Wieso müssen es immer so gut aussehende junge Muskelprotze sein? Wirst du denn nie erkennen, wie es sich für mich anfühlt, wenn du das tust?“, sagte er mit leicht gequälter Stimme. Er hielt schließlich an.
    „Ich werde sofort die Finger vom schönen Nachwuchs der Menschen lassen, sobald du es auch tust “, antwortete ich und stieg aus. Ich machte die Tür zu und er fuhr weiter. Wohin wusste ich nicht. Für gewöhnlich nach Hause. Ich würde dann in ein paar Stunden nachkommen, länger würde das nicht dauern. Ich wusste, dass ihm meine Antwort nicht gefallen hatte, aber es war eben so. Es störte mich, dass er sich von Menschen ohne Kleidung und ohne Stolz hingezogen fühlte. So gesehen liebte ich ihn vielleicht wirklich…
    Ich ging auf die vier zu.
    „Hey“, sagte der erste. Er blieb so abrupt stehen, dass er aufgrund der Zeit, die es brauchte, dass die Information sein
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