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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition)
Autoren: Kerstin Mitterer
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Hierarchie einordnen… Meine Aufgabe war, zu versuchen, nicht aufzufallen, ein halbwegs schönes Leben zu haben, jeglichem Ärger auszuweichen und verdammt noch mal nicht zu sterben!
    Vampire waren a uch durchaus alles andere als auffällig. Die Menschen hatten meistens keine Ahnung, mit wem sie redeten, über wen sie sich da lustig machten und vor allem in welcher Gefahr sie sich momentan befanden. Sie bemerkten natürlich manchmal eine gewisse Eigenart an uns, machten sich aber keine Gedanken darüber. Einige von ihnen wussten, dass es uns gab, aber wir hatten uns so an die Gesellschaft angepasst (mehr oder weniger zwangsweise), dass es ihnen unmöglich war, uns von Menschen zu unterscheiden. Manchmal wurden wir schon schief angesehen, weil wir etwas abartige Verhaltensweisen zeigten, aber diese Momente, in denen wir auffielen, hielten meist nicht sehr lange an, außerdem bemerkten es viele nicht, weil es schon zu ihrem Alltag wurde.
    Der Mensch ist schon eine komische Spezies. Sie selbst hielten sich für normal und alles andere, was von der Norm abwich, war komisch und wurde ausgestoßen. Damit hatten wir aber kein Problem, kaum jemand von uns hatte einen Menschen als Freund. Wir hielten nicht viel von ihnen. Sie waren ein Nahrungsmittel, das sich nicht wehren konnte. Es hatte auch kaum ein Mensch ein Rind oder ein Schwein als Freund… Mit Essen spielt man nicht.
    Wir waren alles andere als zurückgezogen… Vor allem die, die in der Hierarchie ziemlich weit oben standen. Ich gehörte nicht dazu, ich gehörte zu denen, die mit erhobener Nase betrachtet und im Vorbeigehen als Abschaum bezeichnet wurden. Der Ort, in dem ich geboren wurde war alles andere als angesehen. Dort lebten kaum Menschen. Die wenigen, die es noch gab, konnten fünf Minuten später schon tot sein. Unsere Armee breitete sich schneller aus als die Menschliche Spezies. Und in dem Ort konnte sich kaum ein Mensch fortpflanzen, wir hingegen waren immer hungrig. Obwohl wir den Menschen zahlenmäßig weit unterlegen waren, hatten wir eine gute Change, unsere Rasse weiter auszubauen und zu verbreiten.
    Wir sind ziemlich gut darin, zu überleben. Es ist fast unmöglich, uns zu töten, wir haben uns schon weiterentwickelt, man könnte sagen, sind resistent geworden – etwa so wie ein Bakterium, das durch Antibiotika nicht gänzlich vernichtet wurde und  dann Resistenzen entwickelte.
     
    Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, dass viele keine Ahnung haben, was um sie herum passiert…
    Das ist traurig aber im Grunde gut für alle Beteiligten. Es ist nicht auszudenken, was passieren würde, wenn die Menschen erfuhren, was so um sie herum passierte. Naja, manchmal hatten sie es schon herausgefunden, aber nach einer Weile hörten sie wieder auf, uns zu jagen, weil sie sich sicher waren, alle erwischt zu haben. Die Folge davon war, dass wir uns noch besser versteckten – eben wie ein Bakterium…
    Für uns war es natürlich auch besser, dass die meisten Menschen keine Ahnung hatten, wie ihnen geschah, ehe ihnen die Halsadern durchgebissen wurden. Wie gesagt, besser für alle Beteiligten.
    Ich hatte auch keine Ahnung, was sich sonst noch alles auf dieser Welt herum bewegte. Gestalten und Kreaturen von denen ich so gut wie gar nichts wusste und die mich möglicherweise jagten. Wenn ich wüsste, dass es sie gäbe hätte ich keinen Moment mehr Ruhe gehabt. Den hatte ich sowieso nicht, aber ich fände es sicher ziemlich beunruhigend. Zum Glück wusste ich allerdings nichts davon.
    Etwa genauso ging es den Menschen.
    Sie gingen im Wald spazieren und sahen einen kleinen dunklen Fleck, der sich irgendwo weit vor ihnen im Gebüsch bewegte. Sie hielten es für einen Hirsch oder ein Reh (oder irgendein anderes Vieh), der/das vorbei lief und freuten sich, dass man die Natur noch so nahe beobachten konnte. Sie deuteten mit dem Finger darauf und zeigten es ihren Kindern.
    „Schau, da hinten ist ein Reh“, sagten sie und die Kinder jubelten.
Aber was sich da in den Wäldern regte und wie ein Pfeil bewegte war kein Tier, auch kein Mensch. Es war die derzeit größte Gefahr, die schlimmste Bedrohung, der menschlichen Spezies:
     
    Ein Vampir.
     
    Niemand konnte uns entkommen, es gab einfach keinen Ausweg.
    Kein Versteck.
    Wir sahen, hörten und rochen alles, was einen Herzschlag und eine Atmung hatte. Und wir jagten gerne. Wir liebten hartnäckige Opfer. Kriegen konnten wir ohnehin alles, es war nur eine Frage der Zeit. Und ein Mensch, den man ein paar
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