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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers
Autoren: Alexandra Marinina
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Shiguli erblicken, er wird langsam an Ihnen vorbeifahren und dann halten. Steigen Sie in den Wagen ein, man wird Sie zu mir bringen. Wenn Sie meine Anweisungen genau befolgen, können Sie sich sicher sein, dass niemand Ihre Spur aufnehmen wird, obwohl es solche Versuche mit Sicherheit geben wird.«
    Pawel stellte keine weiteren Fragen und fuhr gehorsam nach Hause, in die Tscherepanow-Straße, wo sich in einem der alten achtstöckigen Plattenbauten seine Wohnung befand. Er horchte genau in sich hinein und stellte fest, dass er sich darüber freute, von Minajew nach Moskau zurückgerufen worden zu sein. Alles war wieder wie früher: Er hatte wieder einen Boss, der ihm Aufträge erteilen würde, und seine Aufgabe würde nur darin bestehen, diese Aufträge so gut wie möglich zu erfüllen. Sauljak neigte nicht dazu, sich etwas vorzumachen, er wusste inzwischen genau, dass er ein Leben in Freiheit nicht ertrug. Er brauchte jemanden, der ihn lenkte und leitete, er brauchte einen Herrn, dem er mit hündischer Ergebenheit und Treue dienen durfte. Und er war bereit, sogar Minajew in dieser Funktion zu akzeptieren. Er musste nur noch die Sache zu Ende bringen, die er begonnen hatte, es blieb gar nicht mehr viel, danach konnte er sich ganz und gar in die Dienste von Anton Andrejewitsch stellen. Und alles würde wieder genauso einfach und verständlich sein wie früher.
    Zu Hause angekommen, nahm Pawel ein Bad, machte sich das Bett auf dem Sofa und ging schlafen. Er fühlte sich sehr schwach und sehnte sich nach Ruhe. Er wusste, dass das bei ihm nichts mit Krankheit zu tun hatte, abgesehen von seiner Gallenblasenentzündung, die sich ab und zu unangenehm bemerkbar machte, war er vollkommen gesund. Er war unwahrscheinlich zäh, konnte tage- und nächtelang ohne Nahrung und Schlaf auskommen. Aber die Ausübung der Hypnose verzehrte seine gesamten Kräfte. Schon ein geringes Resultat verlangte von ihm ungeheure Anstrengung, und hinterher fühlte Pawel sich immer richtiggehend krank.
    * * *
    Auf das zweite Treffen zwischen Michail Dawydowitsch Larkin und dem Würstchenverkäufer Vitali Knjasjew bereitete die Kripo sich vor, wie einst das ganze Land sich auf den Jahrestag der Oktoberrevolution vorbereitet hatte. Das Treffen fand in Larkins Wohnung statt und dauerte dreieinhalb Stunden. Zwei Stunden später hatte Oberst Gordejew zwei Kassetten auf dem Schreibtisch. Eine Videoaufnahme und ein Tonband. Das entsprechende technische Zubehör für die Aufnahmen hatte man sich mühsam zusammengeliehen, für die Steigleiter, die man benötigte, um an Larkins Fenster heranzukommen, mussten die Beamten ihre letzten Zehntausendrubelscheine aus den Hosentaschen hervorkramen, weil die Bauarbeiter Bargeld sehen wollten.
    Auf dem Bildschirm sah man Larkin in einer durchaus friedlichen Unterhaltung mit Knjasjew. Allerdings war die Unterhaltung etwas einseitig, meistens sprach Larkin, von Knjasjew war nur ab und zu eine Replik zu hören. Aber es war sehr interessant, ihn bei diesem Gespräch zu beobachten. Seine Mimik war sehr lebendig, er kicherte ständig, schnitt Grimassen und zwinkerte Larkin zu. Er machte fast den Eindruck eines Debilen. Allmählich glätteten sich seine Gesichtszüge, er hörte auf zu kichern und den Hanswurst zu spielen. Er saß Larkin gegenüber in einem Sessel, seine Arme lagen entspannt auf den Lehnen, er hörte mit halb geschlossenen Augen zu und nickte im Takt zu Larkins Worten. Dann stand er langsam auf, ging zum Sofa und legte sich auf den Rücken. Fast sah es so aus, als würde er schlafen, aber ab und zu hob er eine Hand und machte irgendeine unverständliche Bewegung, worauf Larkin zustimmend nickte und Knjasjew seine Hand wieder senkte.
    Sie spulten die Kassette zurück, starteten sie erneut und ließen jetzt das Tonband mitlaufen, bemüht um wenigstens annähernde Zeitgleichheit zwischen Bild und Ton. Eine halbe Stunde lang drehte sich das Gespräch um nichts. Knjasjew kicherte und zwinkerte, dabei waren Sätze folgender Art zu hören:
    »So ein toller Kerl wie du hat bestimmt keine Probleme mit den Mädchen.«
    »Na klar. Ich kriege jede.«
    »Genau darüber wollte ich mit dir sprechen, Vitali. Ich glaube, du bist schwer in Ordnung, mit dir kann man ins Geschäft kommen. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann.«
    »Ganz genau.« Erneut Kichern und Zwinkern.
    »Wenn wir beide uns einigen, kannst du großes Geld machen. Glaub mir, du hast tolle Chancen bei den Mädchen, und ich kann es so einrichten, dass wir
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