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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers
Autoren: Alexandra Marinina
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vor Mitternacht läutete das Telefon. Ljoscha nahm ab und kam erneut ins Zimmer.
    »Nastja, Gordejew ist dran. Willst du mit ihm sprechen, oder soll ich sagen, dass du schon schläfst?«
    Sie kroch wortlos aus dem Bett und ging barfuß in die Küche.
    »Kindchen, wir haben uns verrechnet«, hörte sie Viktor Alexejewitsch in der Leitung sagen.
    Verrechnet, hatte Gordejew gesagt. Das konnte nur bedeuten, dass Pawel sein Vorhaben ausgeführt hatte. Sie hatten einander richtig verstanden.
    »Sauljak hat sich umgebracht. Er hat sich mit denselben Tabletten vergiftet, die man bei Jurzew und Rewenko gefunden hat. Wir hätten ihn nicht laufen lassen dürfen.«
    »Aber genau das war doch unser Plan«, erwiderte sie phlegmatisch. »Er sollte unter einem Vorwand nach Moskau gelockt werden und so lange auf freiem Fuß bleiben, bis wir erfahren hätten, wer seine nächsten Opfer sein sollten. Den Vorwand hat uns Minajew geliefert, und alles hätte klappen können.«
    »Hätte«, seufzte Gordejew. »Aber es hat nicht geklappt. Dafür kommt uns jetzt Minajew nicht mehr aus. Wir haben mehr als genug Material gegen ihn. Wenn wir Glück haben, wird die Staatsanwaltschaft gleich morgen das Verfahren gegen ihn einleiten. Aber trotzdem ist es schade, dass Sauljak uns entwischt ist.«
    »Ja, schade«, sagte Nastja.
    Aber es war nicht schade. Wozu hätte Pawel Sauljak noch leben sollen? Es wäre nur eine Qual für ihn selbst und für andere gewesen. Wenn ein Leben so verpfuscht war wie das seine, dann nutzte auch kein Gericht und keine Strafe mehr. Er hatte sein letztes Opfer gerichtet, das letzte in einer langen Reihe, an deren Ende er selbst stand. Die Stunde des Henkers hatte geschlagen.
    * * *
    Der Sturm auf Groznyj hält an, teilte die hübsche, schwarzhaarige Nachrichtensprecherin mit. In den Medien findet eine heftige Diskussion über den Rücktritt des Verteidigungsministers statt. Nach Ansicht der Militärbehörden zeugt der unerwartete Beginn des Sturmangriffs auf die tschetschenische Hauptstadt von großer Nachlässigkeit in der Beurteilung der Sachlage bei den Sicherheitsdiensten.
    Unsere Korrespondenten aus dem Kreml berichten heute von erneuten personellen Konsequenzen im Umfeld des Präsidenten. Zu einem der neuen Berater wurde der in politischen Kreisen wenig bekannte Wjatscheslaw Solomatin ernannt. Inoffiziellen Berichten aus dem Kreml zufolge verdankt der Präsident gerade diesem Mann die Möglichkeit, sich bei der Entscheidung für eine der verschiedenen Varianten des Ausstiegs aus der Tschetschenienkrise weder mit den Militärs noch mit den Demokraten solidarisieren zu müssen.
    Eine weitere Nachricht erreichte uns heute von der russischen Staatsanwaltschaft. Nach der Verhaftung des Generalstaatsanwaltes scheint die strafrechtliche Verfolgung hoher Staatsbeamter zu einer schönen Tradition in unserem Land zu werden. Heute wurde ein Strafverfahren gegen General Anton Minajew, einen führenden Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, eingeleitet. Für heute verabschiede ich mich, nach der Werbepause erwarten Sie die neuesten Nachrichten vom Sport. Guten Abend.
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