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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers
Autoren: Alexandra Marinina
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wunderbar an ihnen verdienen werden. Bist du einverstanden?«
    »Klar.«
    Nach etwa einer halben Stunde veränderte sich Larkins Text ein wenig, aber das Thema blieb im Grunde dasselbe.
    »Wenn du mir gehorchst, wird alles gut werden. Du musst dich mir anvertrauen, du musst daran glauben, dass ich es gut mit dir meine, und du musst mir in allem gehorchen. Denn nur ich weiß, was für dich gut ist und was nicht. Wir werden so reich und mächtig werden wie sonst niemand, alle werden nach unserer Pfeife tanzen. Aber du musst mir bedingungslos gehorchen. Du musst alles Eigene und Persönliche, alle deine eigenen Gedanken und Gefühle vergessen und dich mir völlig überlassen . . .«
    Knjasjew machte keine Faxen mehr, sondern saß still da und nickte ab und zu. Dann legte er sich aufs Sofa, und Larkin fuhr fort:
    »Von diesem Moment an wird in deinem Kopf kein einziger eigener Gedanke mehr sein. Du wirst nur noch meine Stimme hören, sie wird dir Anweisungen geben, und du wirst sie erfüllen . . .«
    Und eine Stunde später:
    »Morgen wirst du einen Menschen töten, der um eine bestimmte Zeit seine Wohnung verlassen wird. Das muss geschehen, damit wir beide mit unserem Vorhaben beginnen und so reich und mächtig werden können wie sonst niemand. Dieser Mensch steht uns dabei im Weg, und wir müssen ihn aus dem Weg räumen, bevor wir zu handeln beginnen. Morgen gehst du zur Tscherepanow-Straße neunzehn, fährst im Block drei in den vierten Stock und wartest dort. Genau um zwölf Uhr wird ein Mann aus einer der Wohnungen herauskommen . . .«
    »Tscherepanow-Straße neunzehn, Block drei – das ist Sauljaks Adresse«, schrie Nastja auf. »Ist er etwa schon in Moskau? Und Larkin will ihn von diesem ewig kichernden Schwachkopf umbringen lassen?«
    Gordejew schaltete abrupt den Kassettenrecorder ab und riss den Hörer vom Telefon. Ein paar Minuten lang hörte man ihn so laut brüllen, dass Nastja sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Er hatte die Nummer von General Konowalow gewählt.
    »Deine Leute schlafen im Stehen!«, brüllte er. »Wozu stehen deine Posten an allen Bahnhöfen und Flughäfen? Sauljak ist in Moskau, seine Kumpane wissen bereits davon, ich weiß davon, und du weißt nichts. Unsere ganze Operation wäre fast geplatzt, weil deine Leute nichts von ihrer Arbeit verstehen. Wie konnten sie ihn verpassen? Jeder von ihnen hat sein Foto bei sich, und er ist an ihnen vorbeigegangen wie ein Unsichtbarer. Woher ich das weiß? Das geht dich nichts an, Alexander Semjonowitsch. Ich habe dir meine beste Mitarbeiterin zur Verfügung gestellt, sie hat einen Berg von Arbeit für dich gemacht, und wofür das alles? Damit du im letzten Moment alles in den Sand setzt, weil du nicht in der Lage bist, fähige Leute zur Beobachtung der Flughäfen und Bahnhöfe einzusetzen? Es ist mir völlig egal, dass das nicht deine, sondern Stschuplows Leute sind. Du hättest dir die Leute persönlich anschauen müssen. Hast du in deinem weichen Sessel alles vergessen, was wir als Polizisten gelernt haben?«
    Nastja wusste genau, was ihr Chef meinte. Ein Fall, in dem du von Anfang an ermittelst, über dem du Tag und Nacht brütest und der dir Schlaf und Appetit raubt, wird schließlich so sehr zu deiner eigenen Sache, dass du niemanden in die Arbeit einbeziehen würdest, von dessen Zuverlässigkeit und Qualifikation du nicht absolut überzeugt bist. Die Lösung eines Falles ist ein schöpferisches Produkt, das unter Freuden und Qualen entsteht, wie ein Buch oder ein Gemälde.
    Natürlich hatte General Konowalow sich die Leute nicht aussuchen können, die General Stschuplow ihm zur Verfügung stellte. Stschuplow war sein eigener Herr und entschied selbst, aber Konowalow hätte zusätzlich eigene Mitarbeiter an die entsprechenden Einsatzorte schicken können, damit sie Stschuplows Leute unter die Lupe nahmen. Im Notfall hätte man andere Mitarbeiter anfordern müssen, solche, die mehr Erfahrung und Disziplin besaßen. Es gab immer Möglichkeiten der Kontrolle, aber General Konowalow hatte diese Möglichkeiten nicht genutzt und damit das Scheitern der Operation riskiert. Genau das warf Viktor Alexejewitsch Gordejew ihm jetzt vor, er schrie in den Telefonhörer und schnaubte immer noch vor Wut.
    Aber Nastja hörte kaum noch hin. Sie dachte an den schwachköpfigen Vitali Knjasjew und an den geistig zurückgebliebenen Kyrill Basanow. Und je länger sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, was in den letzten Wochen passiert war. Es war
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