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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys
Autoren: Neil Gaiman
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ganzen Morgen nach deiner N u mmer g e sucht. Die ganze Bude hab ich auf den Kopf g e stellt, aber glaubst du, ich hätte sie gefunden? Woran es wahrscheinli c h gelegen hat, ist, dass ich sie in mein altes Kassenbu c h geschrieben hatte. Dumm und dä m lich hab ich m ich gesucht. Und ich sag zu m ir, Callyann, sag ich, j e tz t kanns t d u nu r no ch beten und hoffen, dass der Herr dich erhört, und ic h fall also auf die Knie, na ja, meine Knie sind nicht mehr so gut wie früher, also falte ich einfach nur die Hände, aber egal, ich kann trotzdem deine Nummer nicht finden, a b er dann sieh mal einer a n , plötzlic h rufs t d u selbe r an , un d da s is t i n gewisse r Hinsicht j a so g a r n o c h b e s s e r , vo r al l em , wei l mi r n u n ma l nich t grad da s Gel d au s de n Ohre n rauskomm t un d i c h’ s mi r eigentlich nich t l e is t e n kan n , ma l e b e n in s Aus l a n d z u te l e f onie r e n , selbs t b e i s o ei n e m Anlas s , obwohl , ic h h ä tt e natürlich scho n angerufen , kein e Sorge , unte r d i e s e n Um s tän d e n …« Und dann brach sie plötzlich ab, entweder um Luft zu holen oder um einen Schluck aus dem riesigen Becher m it zu heißem Kaffee zu nehmen, den sie immer in der linken Hand hielt, und während der kurzen Stille sagte Fat Charlie: »Ich möchte meinen Dad bitten, zu meiner Hochzeit zu kommen. Ich heirate.« Schwe i gen herrschte am anderen Ende der Leitung. »Es ist aber erst Ende des Jahres«, sagte er. Immer noch Schweigen. »Sie heißt Rosie«, fügte er erläuternd hinzu. Er begann sich zu fragen, ob die Verbindung abgebrochen war; Unterhaltungen m it Mrs. Higgler waren nä m lich für gewöhnlich e i ne recht einseit i ge Angelegenheit, denn mei s tens übernahm sie den Teil ihres Gesprächspartners gleich mit, a b er hier hatte sie ihn je tz t sage und schre i be drei m a l reden lassen, ohne ihn zu unterbrechen. Er beschloss, gleich n o ch einen vierten Angriff zu wagen. »Sie können auch kommen, wenn Sie wollen«, sagte er.
    »O Gott o Gott o Gott«, sagte Mrs. Higgler. »Hat es dir nie m and gesagt?«
    »Was gesagt?«
    Also erzä h lte sie es i h m, a u sführlich und in allen Einzelheiten, während er dastand und gar nichts sagte, und als sie zum Schluss gekommen war, s a gte er: »Danke, Mrs. Higgler.« Er schrieb etwas auf e i n Stück Papier, dann sagte er noch einmal: »Danke. Nein, wirklich, danke«, und legte den Hörer auf.
    »Na?«, fragte Rosie. »Hast du seine Nummer beko m men?«
    Fat Charl i e sagte: » Dad wird nicht zur Hochzeit kommen.« Dann sagte er: »Ich m u ss nach Flor i d a.« Seine Stimme war ausdruckslos, ohne E m otion. Als hätte er gesagt: »Ich m u ss m ir ein neu e s Scheckheft bestellen.«
    »Wann?«
    »Morgen.«
    »Warum?«
    »Beerdigung. Von meinem Da d . Er ist tot.«
    »Oh. Das tut m ir leid. Das tut m ir ja so leid.« Sie na h m ihn in die Ar m e und hielt ihn. Er stand in ihren Armen da wie eine Schaufensterpuppe. »Wie ist es, hat er … war er krank?«
    Fat Charlie schüttelte den K o p f . »Ich möchte nicht darüber reden«, sagte er.
    Und Rosie drückte ihn fest, dann nickte sie m itfühlend und ließ i hn los. S i e dachte, die Trauer habe ihn so überwältigt, dass er nicht sprechen könne.
    So war es nicht. Ganz und g a r nicht. Es war ihm einfach nur zu peinlich.
     
    —————
     
    ES GIBT bestim m t hunderttausend respektable Arten zu sterben. Von einer Brücke in den Fluss spr i ngen, um ein Kind vor dem Ertrinken zu ret t en, zum Beispiel. Oder von einem K u gelhagel zerfetzt werden, während ma n ganz auf sich gestellt ein Verbrechernest stür m t. Vollkommen ehrbare Arten zu sterbe n .
    Um ehrlich zu sein, auch unter den nicht ganz so ehrbaren Arten zu sterben hätte es noch etliche gegeben, die weniger schlimm gewe s e n wär e n. Spontane Selbstentzündung z u m Bei s p iel: eine medizinisch unwägbare und wissenschaftlich kaum greifbare Angelegenheit, aber dennoch gehen immer wieder Leute einfach in Rauch auf und h i nterlassen nichts weiter als e i ne verkokelte Hand, in der noch immer die nicht aufgera u chte Zigarette steckt. Fat Charlie hatte in einer Zeitschr i ft darüber gelesen: Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn s e in Vater auf solche Weise abgetreten wäre. O d er selbst wenn ihn ein Herzinfarkt auf der Straße niedergestreckt h ä tte, während er den Männern nachrannte, die i h m sein Bie r geld gestohlen hatten. Doch Fat Charlies Vater starb folg e ndermaßen: Er war zeitig
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