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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys
Autoren: Neil Gaiman
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in der Bar eingetroffen und h a t te den Karaoke-Abend m it dem Song »What’s New Puss y cat« eröffnet, und la ut Mrs. Higgler, die freilich nicht anwesend gewesen war, hatte er diesen Song in einer Manier gesch m ettert, die bei einem Tom Jones für einen Hagel v on weiblicher Unterwasche gesorgt hätte und die Fat C h arlies Vater immerhin ein Freibier eintrug, in Auftrag g e geben von den blonden Touristinnen aus Mich i g an, die i hn so zieml i ch für das reizendste Wesen hielten, das sie je zu Gesicht bekommen hatten.
    »Es war deren Schuld«, sagte Mrs. Higgler verbittert ins Telefon. »Sie haben ihn ang e stachelt!« Es seien Frauen gewesen, die sich in enge Oberteile gezwängt hätten, und sie hätten rötliche Haut von zu v i el Sonne in zu kurzer Zeit gehabt, und allesa m t jung genug, dass sie seine Töchter hätten sein können.
    Und so saß er also recht b a ld an ihrem Tisch, rauchte seine Stu m pen und machte Andeutungen der Art, dass er während des Krieges im Nachr i chtendienst der Armee tätig gewe s e n sei, wenn er es auch sorgfältig ver m i e d zu sagen, um welchen Krieg es sich handelte; und dass e r einen Feind auf dutzenderlei Wei s e m it bloßen Händen töten könne, ohne auch nur in Schweiß zu geraten.
    Und dann führt er die vol l b usigste und blondeste der Tourist i nnen zu einem flotten Tänzchen aufs Parkett, während eine ihrer Freundinnen auf der Bühne »Str a ngers in the Night« trällert. Er scheint mächtig Spaß gehabt zu haben, obwohl die Touristin ein gutes Stü c kchen größer war als er und sein Grinsen sich auf einer Höhe m it ihrem Busen bewegte.
    Als dann der Tanz zu Ende war, verkündete er, dass er nun wieder an der Reihe sei, und er sang »I Am What I A m « fü r da s Publ i ku m i m Saal , vo r alle m abe r fü r die blondeste Tourist i n am Tisch genau un t er ih m , denn wenn man eins m it Bestimmtheit üb e r Fat Charlies Vater sagen konnte, dann dies, dass er sich seiner Heterosexuali t ät vollkommen sicher war. Er legte a lles hinein, was er hatte. Er stand eben im Begriff zu erk l ären, dass, soweit es ihn betreffe, sein Leben keinen m üden Pfifferling wert w ä re, sofern er ni c h t aller Welt deutli c h m a chen könne, dass er sei, was er se i , da machte er p l ötzlich ein seltsames Gesicht, presste eine Hand gegen die B r ust, streckte die andere Hand von sich und kippte, so langsam und elegant ein Mann nur kippen kann, von d e r behelfsmäßigen Bühne hinunter auf die b l ondeste Urlauberin und von ihr weiter auf den Boden.
    »Es war ein Abgang, wie er ihn sich immer gewünscht hätte«, seufzte Mrs. Higgler.
    Und dann erzählte sie Fat Charlie, dass sein Vater, wie in einer l e tzten Anstrengung, i m Fallen die Hand ausgestreckt und nach etwas gegr i ffen habe, nach einem Halt wo m öglich, und di e ser erwies sich aber als das enge Obe r teil der blonden Tourist i n, s o dass einige der Anwesenden zunächst glaubten, er sei in einem Anfall von Lüs t ernheit, von der Bühne gesprungen, einzig in der Absicht, den betreffenden Busen freizulegen, denn plöt z lich saß die Frau da und schrie, und i h re Brüste starrten hinaus in den Saal, während die Musik zu »I Am What I A m « weiterspielte, nur eben jetzt ohne Sänger.
    Als die Zuschauer begriffen, was tatsächlich passiert war, sc h w iegen sie zwei Minuten lang still, und Fat Charlies Vater wurde nach drauß e n in einen Bettungswagen getragen, während die blonde Touristin in der Damentoilette einen Nervenzusammenbruch erlitt.
    Es waren die Brüste, die Fat Charlie nicht aus dem Sinn gehen wollten. In seinen Gedanken folgten sie i h m anklagend überallhin, wie die Augen in einem Gemälde. Er hatte da s an h a l t en d e Bed ü rfnis , s ic h be i eine m Saa l volle r Mensche n z u entschuldig e n , dene n e r ni e b e gegne t war . Un d das Wis s e n , d a s s s e i n Va t e r d ie s alle s un g e h e u e r amü s an t g e funde n hätte , tru g noc h zusät z lic h z u Fa t C h arlie s Scham bei . E s is t nämlic h besonde r s schlimm , wen n Si e beschämt übe r etwa s sind , da s S i e ga r nich t m iterle b t haben : Ihr e Fantasi e schmück t di e Ereigniss e unwillkürlic h aus , kan n nicht vo n ihne n lassen , wende t si e u m un d u m un d nimm t si e von alle n Seite n unte r di e Lupe . N a ja , Ihr e F a nt a s i e vi e l l e i c ht nicht , abe r be i Fat . Charli e wa r e s hundert p rozenti g so.
    Im Regelfall spürte Fat Cha r lie seine Verlegenheit in den
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