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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys
Autoren: Neil Gaiman
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alle Vernunft, dass es sein Vater gewe s e n war, d e r ih m de n Spit z na me n gegeben hatte, und wenn sein Vater D i ngen Namen verlieh, dann blieben diese haften.
    Da war zum Beispiel der Hund von der and e ren Straßenseite, in Florida, wo Fat C h a r lie aufgewachsen war. Ein kastanienbrauner Boxer, m it langen Beinen, spitzen Ohren und einem Gesicht, das aussah, als sei das Tier als Welpe m it dem Kopf voran gegen eine Mauer gerannt. Der Kopf war hoch aufgerichtet, e b enso der Stummel s chwanz. Es handelte sich unverkennbar um einen Aristokra t en unter den Vierbeinern. Er hatte an Hundeschauen teilgenommen. Er hatte Preise gewonnen, eine Rosette für die beste Zucht, eine Rose t te für den Besten s e iner Kategorie und sogar einen Hauptpreis für den »Best in Show«. Dieser Hund erfreute sich des Namens Campbell’s Macinrory Arbuthnot der Siebte, und wenn seine Besitzer in jovialer St i mmung waren, nannten sie i hn Kai. D i es dauerte so lange, bis eines Tages Fat Charlies Vater, wäh r end er vor der Haustür auf der klapprigen Hollywoodschaukel saß und sein Bier schlürfte, den Hund be me rkte, der im Garten der Nachbarn hin und h e r stolzierte, an ein e r Leine, die von einer Palme bis zu einem Zaunpfosten reichte.
    »Was für ein trottel i ger Hund « , sagte Fat Charlies Vater.
    »Wie dieser eine Freund von Donald Duck. Hey, Goofy.«
    Und was eben noch ein m it Ehren überhäuftes Prachtexe m plar gewesen war, sank plö t zlich in sich zusammen. Fat Charlie kam es so vor, als würde er den Hund jetzt m it den Augen seines Vaters sehen, u n d, ja doch, verdammt, es war wirklich ein zie m lich doofer Hund, wenn ma n es genau bedachte. Ein Volltrottel praktisch.
    Es dauerte nicht lange, da h a tte sich d e r Na m e in der ganzen Nachbarsc h aft verbr e itet. Campbell’s M acinrory Arbuthnot des Sieb te n Besitzer kä m p ften dagegen an, aber da hätten sie sich genauso gut a u f eine Auseinandersetzung m it einem Wirbelsturm einlassen können. Völlig Fre m de ka me n vorbei, tätschelten dem einstmals stolzen Boxer den Kopf und sagten: »Hallo, Goofy, alter Knabe, wie g e ht’s?« Die Besitzer verz i c hteten a n schließend darauf, ihn zu weiteren Hundeschauen anzu me lde n . Sie brachten es nicht übers Herz. »Sieht ein bissch e n trottelig aus, der Hund«, sagten die Juroren.
    Die Namen, die Fat Charlies Vater vertei l te, hafteten. So war das e b en.
    Das war aber, was F a t Charli e s Vater betraf, bei Weitem noch nicht das Schlimmste.
    E s h a t t e i m Ver l au f sei n e r Kindhei t s o manche n Kandidate n fü r de n Tite l »Schlimmst e Ei g e n s c h af t s e i n e s Va t e rs« gegeben: die lüstern u m h e rschweifenden Augen und die ebenso abenteuerlustigen Finger, dies jedenfalls nach Auskunft der j ungen Damen aus d e r U m gebung, die sich häufig bei Fat Charlies Mutter bek l agten, worauf es j e des m al Ärger gab; die kleinen schwarzen, von i h m als Stu m pen beze i chneten Zigarillos, die er rauchte und deren Geruch sich an a l les heftete, w o mit er in Berührung kam; s e ine Vorlieb e fü r ein e seltsa m schlurfend e For m de s Stepptanze s, die, so Fat Charlies Ver m utung, allenfalls mal eine halbe Stunde lang im Harlem der 2 0 er Jahre angesagt gewesen war; seine vollkommene und un e rschüt te rliche Unkenntnis der aktuellen Weltlage, verbu n den m it der tief verwurzelten Überzeugung, dass Sitcoms im Fernsehen einem einen halbstünd i gen Einbl i ck in d a s Leben und die Probl e me echter Menschen verschafften. Keins dieser Dinge war für sich genommen das Sch l immste an s e inem Vater, soweit es Fat Charlie betraf, wenn sie auch alle mite i n ander zu diesem Schlim m sten durchaus beitrugen.
    Das Schlimmste an Fat Charl i es Vater war schlicht und einfach dies: Er war peinlich.
    Nun sind natürlich alle Eltern peinlich. Das liegt in der Natur der Sache. Eltern sind peinlich einfach dadurch, dass sie existieren, während Kinder ab einem bestim m t en Alter von Natur aus nicht anders könn e n, als im Boden zu versinken vor Verlegenheit, Scham und Schmach, sofern sie m it ihren Eltern auch nur zusammen auf der Straße gesehen werden.
    Fat: Char l ies Vater aber hatte all dies zu einer Kunstform erhoben, und er erfreute sich daran, genau wie er sich an Streichen aller Art erfreute, an ganz einfachen nie würde Fat Charlie vergessen, wie er das erste Mal in ein Bett m it Apfeltorte gestiegen war – ebenso wie an unvorstellbar ko m plexen.
    »Zum Beispiel?«,
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