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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys
Autoren: Neil Gaiman
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zur Abteilung für die Geschlechtsorgane und Harnwege marschieren; aber ach, es g a b keine Ge r echtigkeit, sein Vater e rreichte die Tür der onkolog i schen Station und blieb stehen.
    »Fat Charlie«, sagte er, laut genug, dass alle Anwesenden auf der Station – in die s em Stockwerk – im ganzen Krankenhaus – zur Kenntnis nehmen konnten, d a ss diese Person m it Fat Charlie bekannt war. »Fat Charlie, geh aus dem Weg. Dein Vater ist da.«
    Fat Charlie ging aus dem Weg.
    Die Kapelle, angeführt von Fat Charlies Vater, schlängelte sich durch die Station b i s zum Bett von Fat Charlies Mutter. Sie blickte ihnen ent g egen, und dabei lächelte sie.
    »›Yellow Bird‹«, sagte sie m a tt. »Das ist mein Lieblings l ied.«
    »Und was für ein Mann wäre ich, wenn ich das je vergessen würde?«, fragte Fat Charlies Vater.
    Sie schüttelte langsam den K o pf, und sie griff nach seiner Hand in ihrem zitroneng e l b en Handschuh und drückte sie.
    »Entschu l digen Sie«, sagte e i ne kleine weiße Frau m it einem Klemmbrett im Ar m , » g ehören diese Leute zu Ihnen?«
    »Nein«, sagte Fat Charlie, und seine Wangen brannten.
    »Nein, im Grunde nicht.«
    »Aber das ist doch Ihre Mutter, oder ? « Die Frau richtete einen Basiliskenbli c k auf ihn. »Ich m u ss Sie bitten, diese Leute zu bewegen, die Station auf der Stelle zu verlassen, und zwar ohne weitere Störungen zu verursachen.«
    Fat Charl i e mu r melte e t was.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte, ich bin m ir sicher, dass ich diese Leute zu gar nichts bewegen kann«, sagte Fat Charlie. Er tröstete sich m it dem Gedanken, dass es s c hlechterdings ni c h t mehr schlimmer kommen konnte, aber dann nahm sein Vater dem Tr o mm l er eine Plastiktra g etasc h e ab, aus der er alsdann eine Dose Dunkelbier nach der anderen zog und diese an seine Kapelle, das Pflege p ersonal und die Patienten verteilte. Zu guter Letzt zündete er sich einen Stu m pen an.
    »Entschu l digen Sie«, sagte die Frau mit dem Klem m brett, als sie den Rauch s a h, und sie schoss quer durchs Zimmer auf Fat Charlies Vater zu wie eine losgelassene Scud-Rakete.
    Fat Charlie nutzte die Gelegenheit, um sich davonzustehlen. Es schien ihm das Klügste, was er m a chen konnte.
    An jenem Abend saß er zu Hause und wartete darauf, dass das Telefon klingelte oder es an der Tür klopfte, mehr oder weniger in der Gemüt s verfassung eines Mannes , der unter der Guillotine kniet und d a rauf wartet, dass die Klinge seinen Nacken küsst. Doch die Klingel blieb stumm.
    In der Nacht konnte er kaum schlafen, und als er si c h am folgenden Nac h m ittag in die Klinik schl e ppte, war er a u f das Schlimmste gefasst.
    Seine Mutter saß in ihrem Bett und wirkte glück l icher und entspannter, als er sie seit Monaten erlebt hatte. »Er ist wieder a b gereist«, sagte sie zu Fat Charlie, als er eintrat.
    »Er konn t e nicht bleiben. I c h m u ss sagen, Charlie, ich wünschte, du wärest nicht so einfach verschwunden. Wir haben hier am Ende eine Par t y gefeiert. Wir hatten richtig Spaß.«
    Fat Charlie konnte sich nichts Übleres vorstellen, als an einer Party in einer Krebsstation teilnehmen zu m ü ssen, zu ma l, wenn sie von seinem Vater unter Beteiligung einer Jazz k apel l e veransta l tet wurde. Er sagte n i chts.
    »Er ist kein schlechter M a nn«, sagte Fat Charlies Mutter, ein Funkeln in den Augen. Dann runzelte sie die Stirn.
    »Na ja, das stim m t nicht ganz. Er ist ganz gewiss kein guter Mann. Aber er hat m ir wirklich gut getan gestern Abend.« Und sie lächelte, ein richtig echtes Lächeln, und für einen kleinen Augenblick sah sie wieder jung aus.
    Die Frau m it dem Klemmbrett stand in der Tür und winkte ihm m it gekrüm m tem Finger. Er schwirrte quer durch den Krankensaal auf sie zu, stieß seine Entschuldigungen schon hervor, bevor sie richtig in Hörweite war. Ihre Erscheinung, erkannte er im Näherkommen, war nicht mehr die eines Basilisken m i t Magenkrä m pfen. Viel me hr machte sie jetzt einen durc h aus koketten Eindruck. »Ihr Vater«, s a gte sie.
    »Es tut m ir leid«, s a gte Fat Charlie. Das war das, was er immer g e sagt hatte, seit sei n er Jugend, wann immer die Rede auf s e inen Vater kam.
    »Nein, nein, nein«, sagte der ehemalige Basilisk. »Es gibt kein e n Grund, sich zu e n tschuld i gen, ich habe m i ch nur gefragt: Ihr Vater, falls wir Verbindung m it ihm aufnehmen m ü ssen – wir hab e n keine Telefonnummer oder Adresse in den Akten. Ich h ä t t e ihn ges t ern
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