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Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1
Autoren: H. J. Alpers
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Projekt nicht interessiert hätte, aber mir war klar, wieviel mir die ganze Geschichte bedeutet hatte. Dee, du hast mir mehr als irgendeine andere Frau darüber hinweggeholfen.“
    Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. „Aber nicht so sehr wie deine Rollenspielchen, stimmt’s?“
    „He, du glaubst wohl, ich bin von diesem Spiel besessen? Das bin ich nicht. Es macht einfach nur Spaß – schön, ‚Spaß’ ist vielleicht nicht der treffende Ausdruck –, aber dennoch, da treffen sich ganz einfach ein paar Leute regelmäßig, um miteinander zu spielen. Es ist so wichtig wie mein Fechten oder ein Schachklub oder sonst irgend etwas.“
    Sie hob ihre Schultern. „Na gut“, erwiderte sie. „Wirst du den anderen absagen und deine Ferien mit mir verbringen?“
    „Ich … ach, ich kann das nicht. Nicht in dieser Phase. Kendrick hat eine recht zentrale Rolle, er hat wesentlich mit allen anderen zu tun. Wenn ich nicht mitmache, platzt die ganze Sache.“
    Sie musterte ihn genau.
    „Gut, ein Versprechen bleibt ein Versprechen, hab’ ich recht? Aber danach – du brauchst keine Angst zu haben, ich versuche nicht, dich hereinzulegen. Das wäre nicht gut, stimmt’s? Angenommen, ich halte meine Beziehung zu dir aufrecht, wirst du dich dann langsam vom Theater zurückziehen?“
    „Das kann ich nicht …“ Er wurde wütend. „Nein, verdammt!“ schrie er.
    „Dann leb wohl, Colin“, sagte sie und verschwand. Er starrte minutenlang gegen die Tür, die sie hinter sich zugeschlagen hatte.
    Anders als die großen Titan- und Saturnaufklärer waren die für die Erforschung atmosphäreloser Monde vorgesehenen Raumschiffe einfach leicht abgewandelte Luna-Raum-Shuttles. Sie waren zwar zuverlässig, hatten aber nur begrenzte Fähigkeiten. Als die klobig aussehende Raumfähre hinter dem Horizont verschwand, sprach Garcilaso in sein Funkgerät: „Wir haben den Sichtkontakt mit der Fähre verloren, Mark. Ich muß sagen, dadurch ist die Aussicht noch schöner geworden.“ Einer der Mikro-Funksatelliten, die in der Umlaufbahn verstreut worden waren, übertrug seine Worte.
    „Dann wird es Zeit, daß ihr euren Weg markiert.“
    „Du liebe Güte, du bist wirklich ein Schwarzseher.“ Garcilaso folgte jedoch dem Rat und schnallte die Spritzpistole von seiner Hüfte, um damit einen leuchtenden, fluoreszierenden Farbkreis auf den Boden zu spritzen. Er wiederholte diesen Vorgang in Sichtweiten-Intervallen, bis die Gruppe den Gletscher erreichte. Nur dort, wo dicker Staub das Geröll bedeckte, blieben bei der schwachen Schwerkraft Fußspuren zurück. Gingen sie über Fels, hinterließen sie keine Spuren mehr.
    „Gehen“ war jedoch das falsche Wort. Sie hüpften vielmehr. Die drei hatten allen Grund zur Begeisterung. Sie wurden nur wenig durch ihre Raumanzüge und Versorgungssysteme, das Werkzeug- und Lebensmittelgepäck behindert. Sie überquerten das öde Land in Windeseile, und das Eis tauchte vor ihnen auf, imposant und herrlich anzusehen.
    Es gab im Grunde keine Beschreibung für diese Landschaft. Man könnte von einem zunächst niedrigen Abhang und darüber aufragenden palisadenartigen Eisgebilden mit einer mittleren Höhe von schätzungsweise hundert Metern sprechen, mit Spitzen, die sich noch höher auftürmten. Man könnte sprechen von majestätisch geschwungenen Galerien, die an Bergwänden emporstiegen, von sich windenden Wällen und scharfkantigen Abbrüchen, Bogengängen in Höhlen, die mit Rätseln gefüllt schienen, von einem geheimnisvollen Blau in den Tiefen und einem Grün, wo das Licht hindurchströmte, von Edelsteinsplittern über dem Weiß, in das Licht und Schatten orientalische Ornamentik hineingewoben hatte – aber nichts von alldem hätte mehr ausgedrückt als Scobies früherer, jedoch hinkender Vergleich mit dem Grand Canon.
    „Halt“, sagte er nun schon zum zehntenmal. „Ich will ein paar Aufnahmen machen.“
    „Kein Mensch wird es glauben, wenn er nicht selbst hier war.“
    „Wahrscheinlich nicht“, sagte Garcilaso in ebenso ehrfürchtigem Ton. „Vielleicht wird es außer uns keiner jemals glauben.“
    „Was meinst du damit?“ meldete sich die Stimme von Danzig.
    „Schon gut“, war Scobies knappe Antwort.
    „Ich glaube, ich verstehe“, sagte der Chemiker. „Ja, ihr habt eine gewaltige Szenerie vor euch, aber ich vermute, ihr laßt euch davon hypnotisieren.“
    „Wenn du diese kindischen Kommentare nicht unterläßt, holen wir dich aus der Leitung“, warnte Scobie. „Verdammt, wir haben zu
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