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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich
Autoren: Ella Griffin
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leicht unhygienisch wirkenden Bart war er eigentlich ganz okay. Saffy hatte ihn erst zweimal getroffen und würde ihn wahrscheinlich nicht wiedersehen. Die Frösche blieben nie lange.
    »Ach, Len.« Jill spielte an dem federbesetzten Saum eines weißen Babydolls herum und seufzte. »Er meint es ja gut, aber langsam nervt mich dieses › Fleisch ist Mord‹. Ich kann mich schon gar nicht mehr an mein letztes Schinkensandwich erinnern, und ich musste alle meine Lederschuhe aussortieren, bis auf die hier.« Sie streichelte liebevoll einen ihrer Stiefel. »Ich hab ihm erzählt, das wäre Kunstleder. Er kommt nachher noch vorbei und will mir einen Eintopf aus fünf verschiedenen Bohnensorten kochen. Das ist natürlich lieb, aber nicht gerade aphrodisierend.«
    Mit einem wehmütigen Blick hängte sie das Babydoll zurück auf die Stange. »Und du? Irgendwelche Pläne für den Valentinstag heute?«
    »Ich glaube, wir gehen essen«, antwortete Saffy unbestimmt.
    »Ach! Wohin denn?«
    »Ins 365. Das ist …«
    »Ich weiß, was das ist! Soll fantastisch sein. In der Irish Times stand was darüber. Du hast es echt gut.« Sie seufzte. »Manchmal glaube ich, du weißt gar nicht, wie gut du es hast ...«
    Saffy wusste, was jetzt kam. »Wow!« Sie schnappte sich wahllos einen der Bügel vom Ständer und reichte ihn ihrer Mutter. »Das musst du unbedingt anprobieren!« Es war ein rotes Netzmieder.
    Ihre Mutter ging gar nicht darauf ein. »Sadbh, findest du nicht, Greg und du, ihr solltet langsam mal heiraten? Immerhin sind es jetzt schon …«
    »Schon was? Sechs Wochen, seitdem du mich das letzte Mal gefragt hast?«, fauchte Saffy.
    »Kein Grund, mir gleich den Kopf abzureißen.«
    Sie lenkte ein. Ihre Mutter liebte dramatische Szenen, besonders, wenn sie in der Öffentlichkeit stattfanden. »Tut mir leid, lass uns einfach von etwas anderem reden, ja?« Aber es war schon zu spät. Jill war bereits voll in Fahrt.
    »Nein, ich muss mich entschuldigen! Mir tut es leid, wenn man sich nicht mal für seine einzige Tochter interessieren darf.«
    Es war nicht Saffys Schuld, dass sie Einzelkind war. Sie hätte gerne Geschwister gehabt, je mehr, desto besser. Dann hätte sie nicht so im Zentrum von Jills Aufmerksamkeit gestanden. Dann hätte ihre Mutter vielleicht nicht permanent in ihrem Privatleben herumgeschnüffelt.
    Jill richtete anklagend einen Metallbügel auf sie. »Es tut mir leid, dass ich nur will, dass du glücklich und zufrieden bist. Es tut mir leid, dass ich mir für dich wünsche, dass du nicht mit fünfzig eines Tages aufwachst, mutterseelenallein und …«
    »Aber ich bin doch glücklich und zufrieden! Und fünfzig werde ich erst in siebzehn Jahren!« Das war etwas lauter geraten als beabsichtigt. Sogar sehr viel lauter. Jetzt drehten sich alle nach ihr um.
    »Und ich entschuldige mich hiermit«, fuhr Jill mit dramatisch erhobener Stimme fort, »für das, was ich dir offenbar angetan habe, dass du mich hier vor allen Leuten anschreist! Ich hoffe, du musst so etwas nie mit deiner eigenen Tochter erleben!« Sie umrundete eine rote Samtbank und stapfte entschlossen auf eine Wand mit Glasvitrinen zu.
    Darum musste sie sich nun wirklich keine Sorgen machen. Saffy wollte keine Kinder. Das hatte sie schon vor langer Zeit beschlossen. Ihre eigenen Eltern waren nicht gerade Anwärter auf den Titel »Eltern des Jahres« gewesen.
    Saffy hatte nie auch nur ein Foto von ihrem Vater gesehen. Falls es welche gab, hatte Jill sie alle zerrissen. Das Einzige, was von ihm geblieben war, war ihr scheußlicher Name. Sadbh. Und ihr Vater war schon lange verschwunden, bevor sie ihm ebenfalls einen scheußlichen Namen verpassen konnte. Selbst Iren, die eigentlich wissen sollten, dass sich Sadbh auf reif reimt, kauten verwirrt auf der seltsamen Häufung von Konsonanten herum, als ob sie Angst hätten, sich daran einen Zahn auszubeißen.
    Als ihre Eltern sich kennenlernten, war Rob Reilly mehr als doppelt so alt wie ihre Mutter gewesen und verheiratet. Als Jill schwanger wurde, verließ er seine Frau und zog mit ihr von Bristol nach Dublin. Dann, als Saffy zwei Jahre alt war, wachte er eines Morgens auf und überlegte es sich anders.
    Er verließ die beiden und ging zurück zu seiner Frau nach Bristol. Jill sprach sehr selten darüber, aber aus dem wenigen, was sie erzählte, wusste Saffy, dass ihre Mutter nicht wieder nach Hause konnte. Ihre Eltern hatten gesagt, wenn sie ein Baby von einem verheirateten Mann bekäme, bräuchte sie gar nicht mehr
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