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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich
Autoren: Ella Griffin
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ist nicht so ganz mein Stil.«
    »Ach, Sadbh!« Saffy bekam vor Ärger eine Gänsehaut. Sie hasste ihren richtigen Namen. »Du kannst doch nicht immer nur so gedeckte Farben tragen. Du brauchst ein bisschen mehr, wie heißt es in der einen Werbung? Bom-chicka-wah-wah . Ach ja, kleiner Tipp: Wenn Gott gewollt hätte, dass wir Brillen tragen, hätte er die Kontaktlinsen nicht erschaffen.«
    Sie hatte es für eine gute Idee gehalten, mit ihrer Mutter einkaufen zu gehen, statt sich in einem Restaurant zu treffen. Saffy hatte gedacht, so könnte sie Jills geliebten Frauengesprächen entkommen und gleichzeitig Unterwäsche kaufen, die zu ihrem cremefarbenen Kleid passte. Etwas, das schön und sexy war, womit sie Greg überraschen konnte. Ihre Mutter war begeistert. »Ich weiß gar nicht mehr, wann wir das letzte Mal zusammen etwas Schönes gekauft haben. Das wird super!«
    Saffy erinnerte sich leider noch allzu gut. Es war für ihren Abschlussball gewesen. Es hatte Tränen gegeben ( Jill), Wutanfälle (ebenfalls Jill) und das Gefühl, sich komplett blamiert zu haben (Saffy). Sie hatte ein elegantes, marineblaues Cocktailkleid mit Spaghettiträgern im Kopf gehabt. Am Ende wurde es ein Kleid aus rosa Satin, dessen Rock aufgebauscht war wie Zuckerwatte, dazu rosa Spitzenstrumpfhosen und ein passender Bolero. Sie hatte heute noch Angst, die Fotos könnten eines Tages auf Facebook auftauchen.
    Die Dessousabteilung bei Brown Thomas war voller verliebter Paare, die knutschend zwischen den Ständern mit Strapsen und Höschen herumschlenderten.
    »In dem hier würdest du auch umwerfend aussehen!« Jill klemmte sich einen BH mit Leopardenmuster unter den Arm. »Mal sehen, ob sie den auch in 75 A haben.«
    Reizend, wenn die eigene Mutter die BH – Größe in der ganzen Welt herumposaunte. Eine Verkäuferin lag schon auf der Lauer. »Falls Sie und Ihre Freundin Hilfe brauchen, sagen Sie mir einfach Bescheid«, flötete sie.
    Saffy hasste es, wenn andere sie für Freundinnen hielten oder, noch schlimmer, für Schwestern. Ihre Mutter freute sich natürlich immer sehr, hatte es diesmal aber zum Glück nicht gehört. Sie war längst im siebten Shopping-Himmel und durchforstete gerade eine Reihe BH s auf klappernden Bügeln. Aus ihrem locker gesteckten Dutt hatten sich ein paar blonde Strähnen gelöst. Ihr Gesicht leuchtete und die blauen Augen strahlten. Frü her, in den Siebzigern, hatte sie kurz als Model gearbeitet, und ihre hohen Wangenknochen und der tänzelnde Gang kündeten immer noch davon. Außerdem hatte sie für ihre dreiundfünfzig Jahre eine unglaubliche Figur, und die Männer drehten sich immer noch nach ihr um. Musste sie aber unbedingt in einem hellroten, eng anliegenden Wickelkleid und lila Wildlederstiefeln dafür sorgen?
    Saffy betrachtete sich unauffällig in einem goldgerahmten Spiegel. Leider besaß sie weder den Knochenbau noch die verführerischen Kurven ihrer Mutter. Andererseits – was war so toll daran, verführerisch auszusehen? Frauen konnten einen nicht leiden, bei Männern weckte man viel zu hohe Erwartungen, und früher oder später wurde man süchtig nach Aufmerksamkeit. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum ihre Mutter sich immer so auffällig anzog.
    Ihr eigener grauer Nadelstreifenanzug war schlicht und klassisch. Ihr Haar, ein ins Karamell spielendes Braun, war schulterlang und stufig geschnitten, damit ihr Gesicht nicht so schmal wirkte. Ihre Haut war ein wenig zu blass, aber mit der richtigen Foundation sah sie schön ebenmäßig aus. Wenn sie die Brille aufhatte, sah man es nicht auf den ersten Blick, aber ihre Augen waren von einem klaren Braungrün. Sie hätte gern schmalere Hüften und größere Brüste gehabt, aber wer hätte das nicht? Also, wenn man überhaupt Brüste hatte, versteht sich.
    »Ach, übrigens«, ihre Mutter hakte sie unter und schob sie sanft in Richtung Myla-Abteilung, »wie läuft’s denn mit Greg?«
    »Super«, antwortete Saffy wie aus der Pistole geschossen. Das war genau die Art Unterhaltung, die sie auf jeden Fall vermeiden wollte. »Und mit Len?«
    Als sie noch klein war, hatte ihre Mutter ihr immer erklärt, man müsste eine Menge Frösche küssen, bevor man endlich seinen Prinzen findet, und anscheinend hatte sie recht behalten. Len war der letzte in einer Reihe von Fröschen. Die Reihe war so lang, dass Saffy sich nicht einmal mehr an alle erinnern konnte.
    Abgesehen von seinen selbst gestrickten Pullovern, seinem leidenschaftlichen Veganismus und diesem
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