Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich
Autoren: Ella Griffin
Vom Netzwerk:
ist, was war verdammt noch mal die Frage ? Nicht gerade einladend, aber immerhin besser als das Poster von gestern. Sehe ich aus wie Mutter Teresa, verdammte Scheiße ?
    Ant, der Creative Director bei Komodo, sprach mit niemandem außer seinem Art Director, Vicky. Alle anderen mussten von den täglich wechselnden Plakaten an der Bürotür auf seine aktuelle Stimmung schließen. Wobei es da meist nicht viel zu schlussfolgern gab. Er hatte so gut wie immer schlechte Laune, war aber auch nicht unbedingt wegen seiner Sozialkompetenz eingestellt worden.
    Anthony Savage hatte die Viralkampagne »The geeks shall inherit the earth« für Compushop entwickelt. Und die Radiospots für Axis Tyres, mit aneinandergereihten Versprechern von Politikern, und am Ende kam der Claim: »Mit uns geraten Sie nicht ins Schleudern.« Und das Plakat für Sicherheit im Straßenverkehr mit dem Porträt eines hübschen Mädchens im Rollstuhl und der Zeile »Sie trinken, also bin ich«. Er war der King der Werbebranche.
    Das Büro war mit schwarzem Klebeband in der Mitte geteilt, der Streifen verlief quer über den Teppich, die Wand hinauf und die Decke entlang. Vickys Hälfte war ein Girlie-Traum. Ihr Computer war mit einer Blumenlichterkette geschmückt. Ihr Schreibtisch war voller Make-up, Duftkerzen, Becherchen mit Glitzerkulis und Mappen mit Plüschumschlag. Zwischen Bücher- und Zeitschriftenstapeln war der Fußboden gerade noch so zu erahnen. In Ants Hälfte hingegen befanden sich Ant selbst, sein Schreibtisch, sein Stuhl und sein Papierkorb. Auf dem Schreibtisch standen lediglich sein Computer und eine Dose Smints und auf dem Fußboden nur seine Schuhe, mit mathematischer Präzision genau parallel zum Stuhl ausgerichtet.
    »Hey, Saffy.« Vicky aß Hula Hoops, die sie sich auf die Finger gesteckt hatte. Sie trug einen roten Gymnastikanzug und einen weißen, weit fallenden Rock zu einer Strumpfhose mit roten und schwarzen Streifen, dazu Bikerstiefel. Vicky war etwa fünfunddreißig Jahre zu alt, um sich wie eine Fünfjährige anzuziehen, aber irgendwie sah sie trotzdem immer gut aus.
    »Hey, ich will euch nicht hetzen oder so. Wollte nur mal fragen, wie ihr mit der Käsegeschichte vorankommt.«
    Ant sah nicht einmal von seinem Sudoku hoch. Er war Mitte dreißig, hatte eine rasierte Glatze und ein kleines, rundes, ständig verkniffenes Gesicht, mit dem er wirkte wie die Mischung aus einem alten Mann und einem schlecht gelaunten Baby. Er trug wie immer komplett Schwarz und aß natürlich nichts. Das Einzige, was Saffy ihn – abgesehen von Smints und Guinness – jemals hatte in den Mund stecken sehen, waren seine Selbstgedrehten.
    »Sag der Anzugträgerin, sie soll sich verpissen und sterben«, murmelte er in Richtung Vicky.
    »Ruhig, Brauner!« Vicky stand auf und schüttelte sich ein paar Hula-Hoop-Krümel aus den langen dunklen Haaren. »Wir mögen Saffy, ja?«
    Sie breitete ein paar Skizzen über die Unordnung auf ihrem Schreibtisch. Saffy starrte darauf. Das konnte sie unmöglich dem Kunden präsentieren. Auf einem der Blätter war das Gesicht von Jesus zu sehen, das aus einem Stück Käse geschnitzt worden war. Der Titel war: »Avondale. Sohn Käse.« Auf einem anderen Blatt hielt Jesus in der einen Hand ein Käsesandwich, in der anderen eine Tasse Tee, und darüber stand: »Avondale. Ein unvergessliches letztes Abendmahl.«
    Es gab noch mehr von der Sorte. Auf dem schlimmsten sah man die ans Kreuz genagelten Füße aus Käse. »Käsefüße. Avondale.«
    Komodo war bekannt für seine unkonventionelle Art und auch dafür, dass die Firmenphilosophie »Bei uns müssen Sie mit allem rechnen« stimmte. Aber das ging zu weit.
    »Leute«, sagte sie vorsichtig, »Sohn Käse ist an sich schon gut, aber …«
    Vicky unterbrach sie mit einem beruhigenden Lächeln. Sie schaffte es immer, Ant unauffällig so in die richtige Bahn zu lenken, dass seine Arbeit am Ende doch noch abgesegnet wurde. »Wir spielen hier erst mal mit ein paar Ideen herum. Wir bleiben dran. Montag präsentieren wir dir noch alles mögliche andere.«
    »Der Laden hier schimpft sich Werbeagentur«, knurrte Ant. »›Hölle mit Neonlicht‹ wäre wohl treffender.«
2
    »Der hier ist doch nett.« Ihre Mutter hielt Saffy einen durchsichtigen, zitronengelben BH mit einer Doppelreihe pinkfarbener Satinrüschen an, der einem farbenblinden, minderjährigen Flittchen sicherlich gefallen hätte. »Der sieht wirklich süß aus.«
    »Hm.« Saffy schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher