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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich
Autoren: Ella Griffin
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und du mit ihm nach L . A . ziehst.«
    »Da müssen Sie mich verwechseln«, antwortete die Dame. »Mein Mann ist schon zweiundneunzig gestorben, und er war auch nicht Schauspieler, er war Makler.«
    »Saffy, sieh mich an, bitte.«
    Langsam wanderte Saffys Blick von Joes Stiefeln hoch zu seinen Augen. Seine Haare waren länger geworden, er hatte einen Dreitagebart und einen blauen Fleck am Kinn. Sie hätte ihm am liebsten das Gesicht gestreichelt, aber sie wusste, wenn sie ihn nur einmal berührte, würde sie nicht mehr damit aufhören können.
    »Ich weiß, dass du ein Kind von ihm bekommst«, sagte er, »aber bitte, zieh nicht mit ihm in die Staaten. Nicht, bevor du mir nicht zugehört hast.«
    Saffy schluckte. »Greg hat dir erzählt, dass ich schwanger bin?« »Ja.« Joe nickte. »Und dann hat er mir eine reingehauen. Oder ich ihm. Ich weiß nicht mehr genau, wer angefangen hat. Ich war stocksauer, aber nicht auf ihn, sondern auf mich. Darauf, wie ich mit dir umgegangen bin.«
    »Aber du hast doch nichts falsch gemacht, Joe.«
    »Ach nein? Ich hab dir überhaupt keine Chance gegeben, mir deine Seite der Geschichte zu erzählen. Und ich war so voller Selbstmitleid, weil Shelley hinter meinem Rücken mit anderen Kerlen gevögelt hat, und hab es an dir ausgelassen.«
    »Könnten Sie Ihre Unterhaltung vielleicht woanders weiterführen?«, fragte der Mann mit den Slippern. »Es sind Kinder und alte Leute anwesend.«
    »Ich bin nicht alt!«, rief die ältere Dame. »Siebzig ist das neue Fünfzig.«
    »Genau. Und ich bin sechzehn«, sagte der Junge im Rollstuhl, »und wüsste jetzt schon gern, wie das hier ausgeht.«
    Joe fasste Saffy bei den Schultern. »Und dann hab ich dich mitten in der Nacht ganz allein nach Dublin fahren lassen, nachdem du erfahren hattest, dass deine Mutter krank ist«, sagte er leise. »Ich kann nicht fassen, dass ich das wirklich getan habe. Und ich hab dich nicht mal angerufen oder dir wenigstens eine SMS geschrieben, um zu fragen, ob sie durchgekommen ist.«
    »Ist sie.« Saffys Augen füllten sich mit Tränen, aber es waren Freudentränen. »Sie ist durchgekommen.«
    Jill erholte sich langsam und war auch geistig wieder voll da. Mr. Kenny hatte gesagt, dass sie nächste Woche mit der Chemo weitermachen könnten. Und Saffy hatte das Gefühl, ihre eigenen Wunden würden ebenfalls heilen. Jedes Mal, wenn sie ins Krankenhaus kam, saß ihre Mutter schon aufrecht im Bett, strahlte sie an und hielt ein weiteres Puzzleteil über ihren Vater für sie bereit. Irgendeine Kleinigkeit, die ihr eingefallen war. Dass er immer »Penny Lane« gepfiffen hatte, während er sich rasierte. Dass er Western mochte. Dass er als kleiner Jungen einen Hund namens Grin gehabt hatte.
    Der Fahrstuhl hielt wieder an, und zwei Schwestern stiegen ein.
    Joe rieb sich die Augenbrauen mit Daumen und Zeigefinger.
    »Als dein Päckchen für Liam ankam, weißt du, was ich da gemacht habe? Ich hab’s ihm weggenommen. Ich hab ihn nicht mal reinsehen lassen. Ich war so ein Arschloch!«
    Eine der Krankenschwestern kicherte.
    »Pssst!«, sagte der Junge im Rollstuhl.
    »Ich hatte so viel emotionalen Ballast. Ich hatte Liam, und ich habe von dir verlangt, dass du ihn annimmst, und das hast du. Aber ich war nicht bereit, auch deinen emotionalen Ballast anzunehmen.«
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich, der Mann mit den Slippern und die ältere Dame stiegen aus.
    »Es ist alles meine Schuld«, sagte Saffy. »Ich hätte dir gleich sagen sollen, dass ich verheiratet bin. Aber ich hatte solche Angst. Ich dachte, wenn du es erfährst, willst du mich nicht mehr.«
    »Dich nicht wollen? Bist du verrückt? Ich will dich so sehr, dass es wehtut.«
    Der Junge im Rollstuhl sah zwischen ihnen hin und her wie bei einem Tennisturnier, aber das war Saffy egal.
    Sie lächelte. »Wirklich?«
    »Hier tut’s mir weh.« Joe zeigte auf seinen Kopf. »Und hier.« Er griff eine Handvoll Stoff von seinem T-Shirt, dort, wo das Herz saß. »Und hier.« Er fasste sich kurz in den Schritt. »Und ich werde wahnsinnig, wenn du nach L. A. ziehst.«
    »Ich ziehe nicht nach L.A. «, sagte Saffy, und die Türen schlossen sich wieder.
    »Nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. Greg hatte noch versucht, sie umzustimmen, nachdem sie ihm bei ihrem Treffen im Restaurant die Ringe zurückgegeben hatte. Aber es kam nicht aus vollem Herzen. Die Rolle in Hollywood bedeutete ihm mehr als alles andere. Seine Karriere kam an erster Stelle. So war es schon immer gewesen, das wurde ihr
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