Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An einem heißen Nachmittag im August

An einem heißen Nachmittag im August

Titel: An einem heißen Nachmittag im August
Autoren: Norma Banzi
Vom Netzwerk:
wir uns gerade?
Genau zwischen der fünfzehnten und der vierzehnten Etage.
Dann schieb den Lift noch etwas weiter nach unten, damit wir aussteigen können.
Das merken die Menschen doch, wandte Sarel ein.
Nicht, wenn du es langsam genug machst. Noch weiß niemand, an welcher Stelle des Fahrstuhlschachts wir uns befinden. Weshalb könnte dieser Lift nicht einfach zufällig genau im vierzehnten Stock angehalten haben, als der Strom ausgefallen ist?!
Lass mich darüber nachdenken, übermittelte Sarel.
Roderik grummelte in Gedanken, dass Zwerge sture Hornochsen seien, drängte Sarel aber nicht. Während der Zwergenkönig seinen wie auch immer gearteten Überlegungen nachging, widmete sich Roderik dem Mann in seinen Armen, hauchte ihm zarte Küsse auf die Schläfen und befreite ihn von seinem Sakko, damit er nicht mehr so furchtbar unter der Hitze litt, die allen Gefangenen zusetzte, außer natürlich Roderik und Sarel, denen ihre eigenen, magischen Strategien zur Verfügung standen.
OK, es ist vollbracht, übermittelte der Zwerg nach einer Ewigkeit.
"Wir sollten die Tür aufstemmen und nachsehen, an welcher Stelle des Schachts wir uns befinden. Vielleicht sind wir ganz nah an einer Tür", mischte sich dann auch sofort Roderik in eine Debatte der Menschen ein, die die verschiedensten Möglichkeiten diskutierten, wie man sich behelfen konnte.
"Wie denn?", fauchte ihn eine Frau an.
"Nun, ich denke, ich könnte es schaffen, die Tür einen Spalt zu öffnen. Ich trainiere regelmäßig in einem Fitness-Center. Wenn Sie erlauben?"
"Bitte, versuche Sie Ihr Glück!", sagte ein Mann pikiert, der gemeinsam mit einem anderen schon vergeblich versucht hatte, die Fahrstuhltür zu öffnen.
Roderik schob Maurice sanft von sich, gab ihm einen tröstenden Kuss auf die Stirn und schlängelte sich zur Tür nach Vorne durch. Er tastete forschend an deren Ritzen und Kanten, als wisse er nicht genau, wie er es anstellen sollte. Dann klemmte er seine Finger in eine Ritze und zog, stemmte. Sein Gesicht lief vor Anstrengung rot an. Alles Show! Roderik stand die Stärke eines Dämons zur Verfügung. Er hätte die Fahrstuhltür mit einem Fingerschnipsen öffnen können. Diese gab nach und öffnete sich einige Zentimeter. Sofort half ihm einer der in der Nähe stehenden Männer. Gemeinsam schafften sie es, die Tür soweit aufzuhebeln, dass ein Mensch sich einigermaßen hindurchzwängen konnte. Tageslicht fiel in die Kabine.
Sarel hatte sie nicht ganz bis in die vierzehnte Etage gezaubert. So bequem wollte er es den Menschen scheinbar doch nicht machen.
"Ein Durchschlupf! Es reicht, um den Lift zu verlassen", wandte sich Roderik an seine Mitinsassen.
"Und wenn der Strom plötzlich wiederkommt, werden wir zerquetscht", sagte jemand.
"Dann drücken Sie gefälligst den Stop-Knopf“, giftete ihn eine Frau an. "Ich jedenfalls sehe zu, dass ich so schnell wie möglich aus diesem Gefängnis herauskomme."
Sie wollte sich durch das Loch zwängen, aber Roderik hielt sie zurück.
"Ich werde vorgehen und Ihnen allen beim Ausstieg behilflich sein."
Schon ließ er sich auf dem Boden nieder und presste seinen schweren Körper in die Freiheit. Er half allen seinen Schicksalsgenossen, bis der Lift leer war. Die unfreiwillige Gemeinschaft zerstreute sich schnell. In einem unauffälligen Moment zauberte Sarel die Fahrstuhltür wieder zu, damit niemand zu Schaden kam, wenn der Lift sich mit dem Einsetzen der Stromversorgung wieder in Bewegung setzte. Roderik hätte diese Feinfühligkeit wahrscheinlich nicht an den Tag gelegt. Ihm war es ziemlich egal, ob ein Mensch in einen leeren Fahrstuhlschacht trat und abstürzte.
"Ich melde mich bei dir, Roddy", verabschiedete sich Sarel und zwinkerte. Der Zwerg verschwand augenblicklich. Er konnte sich diesen Ortswechsel-Zauber leisten, weil kein Mensch weit und breit zu sehen war. Unter anderen Umständen wäre auch Roderik sofort verschwunden, doch er wartete auf Maurice, der sofort nach seiner Befreiung auf die Suche nach einer Toilette gegangen war. Der junge Assistent war schon ziemlich lange abwesend und schon argwöhnte der Dämon, dass er sich vielleicht verdrückt habe, als Maurice sich wieder zu ihm gesellte.
"Da sind Sie ja wieder, Mister Fuller."
"Es, es tut mir leid, ich, ich ...", stotterte Maurice.
Roderik unterband weitere Erklärungen mit einer ungeduldigen Geste.
"Am besten wird es sein, Sie kommen mit zu mir. Mein Appartement ist nicht allzuweit von hier entfernt. Ohne die U-Bahn brauchen Sie Stunden, um nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher