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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wir einen lückenlosen Bericht vom Ableben der beiden Verräter an den Staatsanwalt abfassen.“
    So kam es, daß Direktor Jeff Vellane am folgenden Tag der Staatsanwaltschaft mitteilte, daß außer des auf der Flucht aus der Strafanstalt von Dartmoor erschossenen Sträflings Eric Shannons auch Dr. Jules Steenlund den sicheren Tod im Moor gefunden habe. Zu dieser Annahme sei er berechtigt, da von seinen Leuten die schwarzumrandete Brille Dr. Steenlunds an einer Stelle im Moor gefunden worden sei, die von einem Menschen nicht mehr begehbar ist. Obwohl die gefundene Brille Dr. Steenlunds der einzige Anhaltspunkt des Entflohenen blieb, waren Direktor Vellane und auch die Untersuchungskommission, die zur Klärung der Angelegenheit zur Strafanstalt entsandt worden war, davon überzeugt, daß der Landesverräter im Moor umgekommen war. Erst später sollte sich herausstellen, welchen Fehler Jeff Vellane damit begangen hatte, daß er sich aus selbstsüchtigen Gründen scheute, ein Fernschreiben an alle Polizei-Dienststellen zu erlassen.
     
    2
     
    „ . . . Du bleibst!“
    Als erhielte sie einen Peitschenhieb, so zuckte Beatrice Shannon bei den Worten ihres Gegenübers zusammen. — Auf ihrer sonst so glatten Stirn zeigten sich kleine Unmutsfalten. Ihre dunklen Augen blickten forschend und leicht argwöhnisch auf die rechte Hand des Mannes, dessen Finger ihren Oberarm mit hartem Griff umspannt hielten und sie zwangen, auf dem verschnörkelten Stuhl des Cafes sitzen zu bleiben.
    „Was soll das, Brian?“ wagte sie sich gegen die wenig humane Behandlung des Mannes aufzulehnen. „Du weißt doch, daß ich meinen Dienst in der Bar um acht Uhr antreten muß. Es bleiben mir nur noch wenige Minuten, und bis zum Wapping-Wall auf der anderen Seite der Themse benötige ich mindestens noch eine halbe Stunde. Ich komme sowieso schon auf die letzte Minute.“
    Ihre Worte klangen leise, fast flehend. Brian Edwards blieb unerbittlich. Auf sein Gesicht legte sich ein hintergründiges Lächeln. Mit einer arroganten Nonchalance begann er behutsam die Maske von seinem glatten und falschen Gesicht fallenzulassen, hinter der er sich seit Wochen verborgen gehalten und in den Augen der Frau den treuen Freund gespielt hatte.
    Für Brian Edwards war der Zeitpunkt gekommen, sein aufopferndes Geplänkel mit der Frau in einen produktiven Gewinn zu verwandeln. Der hinterhältige Gauner war einer von denen, die aus Profitsucht bereit waren, ihre eigene Mutter zu verkaufen. —
    Was Brian Edwards mit Beatrice Shannon vorhatte, lief auf eine gemeine Erpressung hinaus ... Einzig und allein aus diesem Grunde war er an diesem Nachmittag mit der Frau in das kleine Cafe im Stadtteil Rotherhite gegangen. Nicht ohne seine gewissen Pläne zu verfolgen, hatte Brian Edwards das gegenüber den Surrey-Commercial-Docks gelegene Lokal schon Stunden vorher mit Beatrice Shannon aufgesucht.
    Er wußte sehr gut, daß die ohne jeden Anhang in London lebende Beatxice Shannon vor ihrer Arbeit in der stickigen Bar am Wapping-Wall gern einige Minuten in einem gemütlichen, warmen Raum verbrachte und mit traumverlorenen Blicken das geschäftliche Treiben auf der Straße an sich vorüberrollen ließ. Aus eigenen Mitteln hätte es sich die gutaussehende Beatrice nicht allzu oft leisten können, hier zu sitzen, Brian Edwards, der vor seiner jetzigen Beschäftigung auch jeden Penny zweimal in der Hand herumdrehen mußte, bevor er ihn ausgab, kannte die kleinen Freuden eines an materiellen Gütern arm gesegneten Menschen. Seit kurzer Zeit konnte er es sich erlauben, den spendablen Freund zu mimen. Immer wieder lud er Beatrice Shannon zu einem kleinen Bummel ein. Die sonst scheue Beatrice sah nichts Außergewöhnliches darin, daß der frühere Freund ihres Bruders sich nach dessen Aburteilung ihrer fürsorglich angenommen hatte. Sie ahnte nicht, welches Ziel dieser Mann mit seinen kleinen Aufmerksamkeiten verfolgte. So war nach dem scheinbar zufälligen Heimgeleiten nach der Gerichtsverhandlung, in der Brian Edwards als Zeuge für ihren Bruder ausgesagt hatte, allmählich ein fast tägliches Zusammensein geworden. Beatrice Shannon war sichtlich froh, in diesem Menschen eine Art Beschützer zu besitzen. Es kam nämlich manchmal vor, daß ihr einer der Barbesucher nach Schließung des Lokals in der dunklen Gegend am Wapping-Wall nachzustellen versuchte. Brian Edwards war dann stets zur Stelle, und unbelästigt konnte sie mit ihm den Weg nach Bermondsey antreten. Hier in Bermondsey
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