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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Durch das halbgeöffnete Tor drängten sich mehrere seiner Wärter in den Innenhof hinein. Sie schleppten ein stummes Etwas heran und legten es behutsam auf den im Scheinwerferlicht naßglänzenden Steinboden.
    „Wer ist das?“ rasselte die Stimme Direktor Vellanes. Noch wenige Schritte trennten ihn von seinen Männern, doch seine Augen erfaßten bereits die steife Gestalt zwischen ihnen.
    „Nummer 1405! — Eric Shannon!“ gab ihm einer der Männer zur Antwort.
    „Und der andere? — Habt ihr den auch erwischt?“ Die Stimme des Direktors überschlug sich fast vor Erregung.
    „No, Sir!“ gab ihm einer der Männer kleinlaut zur Antwort. „Der Bursche scheint wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Als wir diesen hier fanden, war er bereits tot. Wir haben ihn zunächst liegengelassen und sofort den Wald nach Dr. Steenlund abgesucht. — Aber wie gesagt, scheint sich der Doktor in Luft aufgelöst zu haben.“
    „Reden Sie keinen Unsinn, Mann!“ schnaufte der massige Direktor zornig.
    „Ein Mensch löst sich nicht einfach in Luft auf und verschwindet nicht kurzerhand vom Erdboden.“
    „Vielleicht doch, Sir!“ gab der Angesprochene mürrisch zurück. Seine mit Lehm und Harz verschmierte Kleidung hing an mehreren Stellen eingerissen am Körper herunter. Auch seine Kollegen sahen nicht viel besser aus. Sie hatten wirklich jeden Winkel des Waldes systematisda abgesucht. Nun waren sie sich einig darüber, daß Dr. Steenlund nur den Weg in das Moorland genommen haben konnte. Und daraus gab es nach menschlichem Ermessen kein Entkommen mehr. Unwillig äußerte der Wärter die Ansicht gegenüber dem Direktor: „Dr. Steenlund wird wohl in diesem Augenblick kaum noch leben. Der einzige Weg, den er aus unserer Umkreisung nehmen konnte, führt direkt in das Sumpfgebiet hinter dem Wald. Sir! Sie wissen ebensogut wie wir alle hier, daß der Sumpf keinen mehr hergibt, der einmal dort hineingeraten ist.“
    Sekundenlang überlegte Direktor Vellane: Wenn es so war, wie ihm dieser Mann berichtete, dann war es mit seinen Befürchtungen nur noch halb so schlimm. Gewiß, der Staatsanwalt würde eine Untersuchung gegen ihn einleiten. Aber er konnte dann den Herren beweisen, daß die Entflohenen ihren kurzen Ausflug in die Freiheit mit dem Tode hatten bezahlen müssen. Keinem, außer diesen beiden selbst, war somit ein Schaden zugefügt worden. Sure, diesmal ging es wohl noch mit einem ernstlichen Verweis von seiner übergeordneten Dienststelle ab. Von einer Gefangenenbefreiung konnte nunmehr keine Rede sein. Direktor Jeff Vellane wurde plötzlich außerordentlich rührig. Seine alte Sicherheit kehrte wieder zurück. Ruhig, fast väterlich klangen seine weiteren Anordnungen: „So wird es sein, Leute! — Damit wir aber in jedem Falle sichergehen, bleiben sämtliche Straßen und Wege besetzt. Sobald der Tag anbricht, durchsuchen wir noch einmal den Wald. Wir werden wahrscheinlich nichts finden, aber immerhin haben wir damit unsere Pflicht und Schuldigkeit getan. Keiner kann uns jemals den Vorwurf machen, wir hätten nicht pflichtbewußt unseren Dienst ausgeübt.“
    Als er von allen Seiten zustimmendes Gemurmel vernahm, befahl er dem dienstältesten Justizbeamten, die Einteilung der Posten vorzunehmen und ihm sofort zu melden, sobald sich etwas Wichtiges ereignen sollte. Merklich ruhiger schritt er in sein Büro zurück. Im Vorzimmer erwartete ihn bereits sein Sekretär.
    „Sir, darf ich Sie bitten, mir den Text des Fernschreibens an alle Polizei-Dienststellen zu diktieren?“ sagte der Sekretär, zückte diensteifrig seinen Schreibstift und hielt einen Stenogrammblock bereit.
    „Nun mal langsam, mein Lieber. — Ein Fernschreiben an alle Polizei-Dienststellen wird sich aller Voraussicht nach erübrigen. Genaues werde ich erst im Laufe der Vormittagsstunden wissen. Es ist nicht nötig, daß wir alles alarmieren. Vermutlich wird sich herausstellen, daß die Entwichenen ins Gras gebissen haben.“
    „Ich verstehe nicht recht, Sir.“
    „Hm! — Sie werden es sofort begreifen, wenn ich Ihnen sage, daß Nummer 1405 auf der Flucht erschossen wurde. Nummer 2011 dürfte sein Ende im Moor gefunden haben.“
    „So ist das also!“ Schreiber und Block verschwanden aus den Händen des Sekretärs. „Haben sich die Burschen selber zuzuschreiben“, mokierte sich der Federfuchser.
    „Well, so ist es! — Und in diesem Falle brauchen wir kein Fernschreiben an die Herren von der Polizei absenden. Wenn ich morgen Gewißheit habe, werden
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