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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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Italien.
    »Un bacio? Darf ich dich küssen, Alessandra?«, flüsterte er und neigte seinen Mund zu mir herab.
    Ich schmolz dahin, allein die Art, wie er meinen Namen aussprach, bereitete mir ein unwiderstehliches Kribbeln in der Magengegend. Meine Lippen fühlten sich unaufhaltsam von seinen angezogen, ich konnte noch »Okay« hauchen, und dann besiegelte ein unvergesslicher Kuss den Beginn unserer Romanze, die doch ohnehin keine Zukunft hätte.
    Schöner Mist, dachte ich, als ich ihm beim Aussteigen zuwinkte. Mein Countdown lief.
     
    Diesmal war Charly noch wach, als ich heimkam. Sie saß mit Marc und seinen Kollegen bei Michele am Tresen und trank Grappa.
    Ich gesellte mich dazu, entschied mich aber angesichts der Aufgaben, die morgen auf mich warteten, für ein Glas Wein.
    »Warum hast du deinen Olivenbauern nicht mitgebracht?«, fragte meine Freundin.
    »Weil so ein Abschiedskuss im Auto viel romantischer ist als vor Zuschauern.«
    Charly verschluckte sich fast. »Na endlich«, sagte sie, »also doch ein Urlaubsflirt! Du machst dich. Dann ist der Langweiler ja Gott sei Dank endgültig passé.«
    »Malte? Natürlich, die Sache ist aus und vorbei, Schnee von gestern.«
    »Tja, er erzählt immer noch rum, dass das nur eine Eskapade von dir ist und er davon ausgeht, dass du in Berlin wieder bei ihm landest.«
    »Soll er.« Ich zuckte mit den Schultern. »Darum mache ich mir keinen Kopf mehr, ich lasse die Vergangenheit hinter mir. Und was ist mit euch beiden«, fragte ich an Marc gewandt. »Kommst du wieder nach Berlin, oder lädst du uns nach London ein?«
    »Sowohl als auch«, meinte Charly. »Ich will nach Ostern rüberfliegen, du kannst gern mitkommen.«
    »Mal sehen, wie es bis dahin mit meinen Finanzen aussieht«, sagte ich.
    »Oder willst du lieber alle zwei Wochen nach Sizilien fliegen?«
    »Wer weiß. Erst mal gilt es, den Moment zu genießen.«
    »Donnerwetter, ich erkenn meine grübelnde Alex gar nicht wieder.«
    »Tja«, sagte ich, »der Dolce Vita kann sich selbst ein Vernunftmensch wie ich nicht entziehen.«
    »Auf die Dolce Vita!«, prostete Charly, und wir erhoben unsere Gläser. Es war ein schöner, aber auch trauriger Augenblick, da der Abschied nahte. Selbst Michele wirkte ein wenig gerührt, als ich ihm erklärte, dass wir die familiäre Atmosphäre seines Hauses sehr vermissen würden.
    Melancholie gepaart mit Alkohol weckte bei mir immer die Sucht nach Nikotin, und so verabschiedete ich mich für eine Zigarette nach draußen. Charly folgte mir, weniger zum Frischluftschnappen als zum Reden.
    »Jetzt erzähl mal, wie ist es mit Paolo gelaufen? Ich wollte vor dem Wirt nicht so genau nachfragen, weil der sich dann sicher denken kann, dass wir über den Freund seiner Tochter sprechen.«
    Ich zog an meiner Zigarette und pustete nachdenklich den Rauch in die Nachtluft. »Simona und er sind schon lange nicht mehr zusammen. Er lässt sich nicht alle Einzelheiten aus der Nase ziehen, aber es ist definitiv vorbei«, meinte ich.
    »Weil er dich geküsst hat?«
    »Auch.«
    »Und hast du herausgefunden, wer dieser böse Typ ist, der dich verfolgt hat?«
    »Ich glaube, da hab ich ein wenig überreagiert, es war sicher nur Zufall, dass der Wagen gestern hinter mir war. Paolo hat mir erklärt, dass der Typ nur ein Immobilienmakler ist, der an seinem Hof interessiert ist. Harmlos.«
    »Aber das erklärt noch nicht den Spruch mit Paolos wundem Punkt«, gab Charly zu bedenken. »Wer weiß, nachher denkt der Typ, dass du Paolos Freundin bist, und will dich irgendwie als Druckmittel gegen ihn einsetzen.«
    »Ja, das habe ich zuerst auch so verstanden, aber mittlerweile glaube ich fast, dass ich mich verhört und Gespenster gesehen habe. Sicher, der Typ war unangenehm, und er taucht immer wieder ungefragt bei Paolo auf. Aber außer Drohgebärden ist da nichts zu befürchten.«
    »Ich hoffe, du irrst dich nicht«, mahnte meine Freundin.
    »Was willst du damit sagen? Wieso bist denn du jetzt plötzlich so misstrauisch, das war doch vorher mein Part?«
    »Ich will damit sagen, dass ich den silbernen Maserati hier ganz in der Nähe auf einem Feldweg gesehen habe. Und wahrscheinlich steht er da immer noch.«
    Plötzlich fand ich es im Dunkeln vor dem Haus nicht mehr so idyllisch. Ich drückte meine Zigarette aus.
    »Lass uns schlafen gehen.«

Kapitel 16: FINE
     
     
    Am nächsten Morgen sah alles wieder ganz friedlich aus auf I Moresani. Den frischen Cannolli und Cappuccino zum Frühstück folgten vierzehn Stunden
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