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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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perfekt. Ein ganzer Monat Italien! Das Thema der Dokumentationsreihe, für die wir einen Sechzigminüter drehen sollten, war »Biologische Landwirtschaft in Europa«, und bei Italien hatte man sich wegen der vielen sizilianischen Höfe, die Agriturismo anboten, für die Insel vor der Stiefelspitze entschieden. Darüber hatte ich in letzter Zeit einiges gelesen, weil es immer mehr Wanderer und junge Familien gab, die ihren Urlaub auf diese ländliche und authentische Weise abseits der Ferienhochburgen verbrachten. Hier bekamen sie nicht nur Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, sondern einen Einblick in landestypische Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft. Denn viele der Agriturismi waren gleichzeitig Biobauernhöfe, wobei Sizilien sozusagen eine Hochburg der Kombination aus Bio- und Gasthof war. Den Trend, der Globalisierung zum Trotz auf regionale Kost und umweltverträgliche Anbauweisen zu setzen, gab es in Italien schon lange, wenn auch mehr aus praktischen und traditionellen Gründen als aus ideologischen.
    Das war genau das Richtige für Malte und mich. Umweltverträgliche Ernährung lag uns beiden am Herzen. Wir waren keine Ökos der Sorte, die sich nur von Früchten ernährten, die freiwillig vom Baum fielen, aber wirwaren ausgesprochen umweltbewusst, liebten die Natur und hinterfragten die Herkunft unserer Lebensmittel. Deshalb waren wir auch überzeugte Vegetarier und kauften unser Gemüse gern auf dem Biomarkt. Und nun würden wir uns beide für dieses Thema starkmachen können, wir würden einen Film darüber drehen, der im Fernsehen laufen würde!
    »Es gibt einen Haken«, versuchte Malte, meine Begeisterung zu drosseln. »Studio Berlin kann dir nur Unterkunft und Verpflegung stellen, für ein Gehalt reicht das Budget nicht. Es ist sozusagen ›unbezahlter Urlaub‹, aber arbeiten musst du dort trotzdem, und das locker zehn, zwölf Stunden täglich.«
    »Ist doch kein Problem.« Charly war zuversichtlich. »Wenn du deinen Eltern von dieser unglaublichen Chance erzählst, werden sie dich bestimmt unterstützen. Immerhin zahlen sie dir auch hier die Wohnung, und für die machen doch die paar Kröten Taschengeld im Monat echt keinen Unterschied.«
    »Studio Berlin wird für das Filmteam höchstwahrscheinlich mehrere Zimmer auf einem der Höfe anmieten, über die wir berichten wollen«, warf Malte ein. »Wir werden auch auf etlichen anderen Höfen drehen, von Messina bis Palermo. Und verhungern werden wir da sicher nicht.«
    »Kost und Logis frei, das heißt, du brauchst nur die Kohle für die Freizeit«, resümierte Charly. »Super, ich wünschte, ich könnte mitkommen!«
    »Ein bisschen mehr Geld wird sie schon brauchen«, widersprach Malte. »Aber wenn deine Eltern das übernehmen, umso besser.«
    Ich war mir nicht so sicher, was die Freigebigkeit meiner Eltern anging, aber das war mir im Moment auch egal. Irgendwie würde ich schon über die Runden kommen. Um nichts in der Welt würde ich mir so eine Chance entgehen lassen. Das war etwas ganz anderes, als im Büro von Studio Berlin Verwaltungsarbeit zu erledigen und hin und wieder am Set zuzugucken, Kaffee für Crew und Darsteller zu reichen oder Drehbuchmanuskripte zu kopieren. Diesmal würde ich von morgens bis abends live mit dabei sein und würde dem Regisseur wie auch dem Kameramann assistieren. Dadurch bekam ich endlich Gelegenheit, praktische Erfahrung in der Kamera- und Regiearbeit zu sammeln. Vielleicht durfte ich sogar selbst ein paar Szenen drehen.
    Vieles sprach dafür: Ole, der Kameramann, war unheimlich nett und hilfsbereit, er hatte mich schon manches Mal nach Feierabend ein paar Probeaufnahmen machen lassen. Dieter selbst war ein gestandener Fernsehregisseur, ein ziemlicher Haudegen, dem man in seinem Geschäft nichts mehr vormachen konnte. Er würde mir bestimmt alle Möglichkeit geben, ordentlich mitzuarbeiten, denn er schätzte Lernbereitschaft. Bei Malte als seinem Redakteur saß ich ja praktisch direkt an der Quelle. Und außerdem: Was konnte es Schöneres geben, als mit meinem Freund ein paar Wochen in Italien zu verbringen und dabei auch noch spannende berufliche Erfahrungen zu machen?
    Ich war erst ein Mal in Italien gewesen, mit der gesamten Familie, am Gardasee. Damals war ich dreizehn und unsterblich in Lorenzo, den Surflehrer, verliebt. MeineEltern hatten für die Familienurlaube immer Orte gewählt, an denen wir Kinder eine Sportart lernen und Luna und ich uns unsterblich verlieben konnten: Beim Skifahren in St. Moritz
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