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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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Sie unterhielten sich wild gestikulierend. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, dafür waren sie zu weit weg, aber ich sah etwas in der Hand des Mafioso aufblitzen, das mich angst und bange werden ließ: ein Messer! Der Typ bedrohte meinen Paolo mit einem Messer!
    Ich zögerte nicht lange: »Mani in alto! Hands up! Hände hoch!«, rief ich in einem wüsten Sprachmix, marschierte, flankiert von Charly und Enzo, auf die beiden zu und hoffte, dass der Verbrecher mir erstens gehorchte und zweitens nicht prüfte, ob ich eine Waffe besaß.
    »Und nicht umdrehen«, fügte Charly sicherheitshalber auf Englisch hinzu.
    »Che vuol dire, was hat das zu bedeuten? Ist das ein schlechter Scherz, di Gioia?«, fragte der Verbrecher.
    Paolo stand verblüfft da und brachte keinen Ton heraus.
    Ich wiederholte: »Hände hoch und Messer fallenlassen, sonst hetze ich den Hund auf Sie.«
    Der Mann gehorchte. Mit einem Klirren fiel dasSchweizer Taschenmesser zu Boden, mit einem dumpfen Ploppen die Kiwi, die er sich damit gerade zu schälen begonnen hatte. Charly, die soeben in Position gegangen war, um ihn von hinten anzufallen, blieb stehen. Ich ließ vor Schreck Enzo los, der ausgelassen auf Paolo zulief, um sich streicheln zu lassen. Dann sprang er auf den vermeintlich bösen Mann zu, umkreiste ihn neugierig und begann, an seiner Jacke zu knabbern.
    »Schon wieder dieser Hund! Nimm den sofort weg«, protestierte der Mann mit erhobenen Händen. »Paolo, was soll das, du weißt, dass ich den nicht vertrage, ich bin allergisch!«
    Paolo stand immer noch völlig perplex da und starrte Charly und mich an. Der Anblick, wie wir zwei Mädchen todesmutig auf seinen vermeintlichen Angreifer zugeschritten waren, um ihm mit meinem Gürtel, den ich in aller Eile aus meiner Hose gerissen hatte, die Arme hinterm Kreuz zu fesseln, hatte ihm offenbar die Sprache verschlagen.
    »Vieni, Enzo, zurück«, rief Paolo. Dann entschuldigte er sich bei dem Mann, der schrecklich zu niesen begann. Offenbar hatte er eine Hundehaarallergie. »Ich hatte Enzo extra heute woanders untergebracht, damit wir uns in Ruhe die Immobilie ansehen können, aber du siehst ja …«
    Er deutete auf Charly und mich, die wir, bereit, uns auf ihn zu stürzen, hinter dem Mann standen. In meiner einen Hand baumelte mein Gürtel, mit dem ich ihn zu fesseln gedacht hatte, mit der anderen Hand hielt ich meine rutschende Hose fest. Charly hatte sich mit ihrerHandtasche gewappnet und sie wie einen Schild vor sich gestreckt. Das musste schon ein komisches Bild abgeben.
    »Ancora! Sie schon wieder!«, sagte der Maserati-Fahrer und nahm die Hände herunter. »Ich darf doch wohl annehmen, dass dies ein Witz ist? Paolo, wärst du so nett, deiner kleinen Freundin klarzumachen, dass ich mich nicht fesseln lassen werde? Ich bin Vitantonio Serra, einer der bedeutendsten Geschäftsmänner Siziliens, und hergekommen, ein Geschäft abzuschließen mit Signor di Gioia. Offenbar haben Sie hier etwas gründlich missverstanden, meine Damen.« Charly konnte er damit nicht beeindrucken, zumal sie kaum ein Wort verstand. Ich jedoch spürte, wie mein Gesicht sich tomatenrot färbte.
    »Che ci fate qui? Was zum Teufel macht ihr denn hier?«, fragte Paolo, der seine Sprache wiedergefunden hatte. Er bückte sich nach dem Taschenmesser, klappte es zusammen und reichte es dem Maserati-Mann.
    »Paolo, ist das wahr? Bist du mit dem Mann verabredet?«, fragte ich.
    »Naturalmente. Ich habe doch gesagt, ich lasse Enzo bei euch, weil ich etwas zu erledigen habe.«
    »Wir dachten, der Typ will dich erpressen, damit du ihm seinen Hof verkaufst«, druckste ich. »Er war uns so verdächtig, weil er auch mich schon verfolgt hatte, und als Charly vorhin sah, dass er dir folgte …«
    Paolo hatte sein Lachen wiedergefunden. »Che roba! Für deutsche Frauen habt ihr reichlich Phantasie, ich glaube, ich muss da bald mal was an meinen Vorurteilen ändern. Wirklich, sehr kreativ, eure Einfälle.«
    Der Fremde fing nun auch an zu lachen. »Oddio! Diehaben gedacht, ich wäre von der Mafia? Sehr schlau. Und dann kommen sie mit was? Mit einer Handtasche und einem Gürtel?« Paolo und der Mann lachten um die Wette, während Charly langsam unseren Fehler begriff.
    »Wir hatten auch einen Hund dabei«, sagte sie zu unserer Ehrenrettung, aber es war zu spät, wir hatten uns komplett lächerlich gemacht.
    Ich verstand immer noch nicht, warum Paolo sich mit ihm getroffen hatte: »Aber was will er denn noch von dir, du hast doch schon
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