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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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Händeschüttelei einmal ringsherum. Dann drückte Signor de Vivo uns einen Bund Schlüssel in die Hand und rief lautstark nach seiner Tochter: »Simona! Vieni! Wir haben Gäste!«
    Es dauerte ein paar Minuten, dann erschien durch die Tür mit der Aufschrift »Cucina« eine grazile schwarzhaarige Schönheit, gefolgt von einer rundlichen kleinen Signora, die ich für die Hausherrin hielt. Doch die energische Frau, die kaum älter als fünfzig wirkte, wurde uns als Nonna Margherita de Vivo vorgestellt, sie war also die Großmutter. Nach zwei weiteren Begrüßungsrundenmachte sich Tochter Simona auf, uns die Zimmer zu zeigen. Ich warf einen Blick zurück zur Bar. Signor de Vivo war zu seinem Gesprächspartner an den Tisch zurückgekehrt, und die beiden tuschelten. Der ältere Herr hatte uns während der Begrüßung keine Sekunde aus den Augen gelassen. Nun erkundigte er sich offenbar danach, wer wir waren. Sicher war es für die Bewohner eines sizilianischen Bauernhofes aufregend, ein Filmteam aus Deutschland zu Besuch zu haben, selbst wenn es nur um einen Dokumentarfilm ging und keine Schauspieler dabei waren, dachte ich mir.
    Die Zimmer lagen im oberen Geschoss. Ich würde das Doppelzimmer die ersten Tage allein bewohnen, da eine weitere Frau erst mit dem Rest des Teams nachkäme. Malte musste sich ein Zimmer mit Ole teilen, Dieter, als Autor und Entscheidungsträger, hatte für sich und Jakob, der ebenfalls später käme, je ein Einzelzimmer gebucht.
    Ich stellte meinen Koffer ab und begutachtete den Raum. Dann entschied ich mich für das Bett an der linken Wandseite. Von dort aus konnte ich durchs Fenster hinaus auf die Olivenbäume schauen, die wunderbar silbrig schimmerten. Die Mittagssonne ließ alles in einem leuchtenden, freundlichen Licht erscheinen. Am Horizont sah man das Meer glitzern. Die strahlend blauen Wogen wurden lediglich durch ein paar kleine dunkle Flecken Land unterbrochen. Das mussten die Äolischen Inseln sein. Was für eine Aussicht! Ich griff nach dem Prospekt, der auf dem Nachttisch lag. Über sechs Hektar Land gehörten zu »I Moresani«. Neben Olivenbäumen wuchsen auf den Plantagen der Familie de Vivo diverseGemüsesorten, Zitronenbäume und tropische Zierpflanzen. Gekocht wurde zu siebzig Prozent mit Lebensmitteln aus hofeigenem Anbau. Lediglich Fleisch, Butter und Fisch mussten hinzugekauft werden, verriet der Text unter der Abbildung von Nonna Margherita am Herd.
    Malte betrat das Zimmer. »Auch nicht größer«, stellte er mit Blick in das kleine Bad hinter der Tür fest und verzog das Gesicht. »Da stößt man sich ja beim Duschen die Ellenbogen!«
    »Ja, alles recht possierlich hier«, nickte ich strahlend. »Wie in einem Puppenstübchen aus den Fünfzigern!«
    »So kann man es auch nennen.« Er setzte sich zu mir auf die Bettkante und küsste mich. »Meine kleine Optimistin«, sagte er und streichelte mir die Wange. »Wir werden es uns hier schon gemütlich machen. Ich werde die ersten Nächte ja sowieso bei dir schlafen, dann hat Ole das Zimmer für sich, bis deine Mitbewohnerin ankommt.«
    Meine Mitbewohnerin, wie er sie nannte, würde Paula sein, unsere Tonfrau. Sie war fünfunddreißig und nett, aber ausgesprochen ruhig, wie Malte meinte. Ich selbst hatte bislang noch nicht viel mit ihr zu tun gehabt. Meist arbeitete sie mit ihrem Bruder Jakob gemeinsam an Filmprojekten. Er war auch diesmal für die Lichtsetzung zuständig.
    Jakob war ein Jahr jünger als ich. Er war ein sehr ruhiger Zeitgenosse, den man trotz seiner Größe von einem Meter neunzig am Set oft komplett übersah. Meistens wies einzig und allein sein Name im Abspann darauf hin, dass er an einem Filmprojekt beteiligt gewesen war. Genauwie Paula würde auch er erst eintreffen, wenn wir ausreichend recherchiert und den genauen Drehplan festgelegt hätten.
    »Schau nur, was man hier alles unternehmen kann«, las ich begeistert aus dem Prospekt vor. »Boccia, Tischtennis, Reiten, Wandern – sogar einen Whirlpool haben die hier.«
    »Dafür werden wir allerdings kaum Zeit haben«, bremste Malte meine Euphorie. »Wir können froh sein, wenn wir abends in Ruhe ein Glas Wein trinken können. Ich habe gerade den Zeitplan von Dieter bekommen, und der lässt uns verflixt wenig Luft.«
    »Ach was, nun unk nicht so herum! Wir werden eine tolle Zeit haben«, war ich überzeugt.
    »Erstes Treffen ist übrigens um zwei unten in dieser Hausbar. Also mach dich ein bisschen frisch, und dann komm!«
    Er strich mir noch einmal über
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