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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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Produkte nur nicht so teuer wären.
    Hin und wieder gönnte ich mir Kakaopulver oder Kaffee aus dem Eine-Welt-Laden auf der Schönhauser Allee, aber die Welt retten und mein Gewissen beruhigen konnte ich dadurch leider kaum. Dabei war fairer Handel so eine gute Sache, mit Einsatz für bessere Lebensbedingungen für die Bauern, deren Kinder und Frauen und auf Transparenz und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Aber diese Handelsweise und Politik kosteten eben Geld, und das hatte ich nicht. Meine Eltern, ja, die haben’s en masse, die könnten sich ein politisch und ökologisch korrektes Leben leisten. Immerhin:
    »In den vergangenen fünf Jahren stieg der Gesamtumsatz des fairen Handels in Deutschland um fast 170 Prozent!«, behauptete der Flyer. Das war doch mal eine schöne Nachricht. Außer Malte und mir gab es also auf jeden Fall noch mehr verantwortungsbewusste Menschen. Meinen Häkelbikini für den Italienaufenthalt zumBeispiel hatte ich mir auf der Internetseite eines Öko-Labels ausgesucht. Er war nicht gerade ein Schnäppchen, aber das Material stammte garantiert nicht von ausgenutzten Baumwollbauern und war ohne Verwendung chemischer Stoffe hergestellt. Jaja, der richtige Weg war voller Schlaglöcher und mit Fallen gespickt, aber ich war bemüht, mein Leben täglich ein bisschen ökologisch korrekter zu führen.
    Dummerweise war ausgerechnet der Bikini, den ich mir ausgesucht hatte, gerade vergriffen, und so wartete ich bereits seit zwei Wochen vergeblich darauf, dass der Postmann zweimal klingelte.
    »Keine Angst, ich schick dir das gute Stück nach, wenn es zu spät ankommt«, hatte Charly mich schon getröstet. Sie würde nämlich vertrauensvoll meinen Haustürschlüssel in die Hand gedrückt bekommen, um die Blumen zu gießen und nach dem Rechten zu sehen. Auch meinen Nebenjob im »Highway« würde ich nach meiner Rückkehr wieder aufnehmen können, das hatte mein Chef Fredi mir versprochen. Es konnte also nichts mehr dazwischenkommen, ich war perfekt auf Italien vorbereitet. Bella Sicilia, ich komme!

Kapitel 3: CHE CURIOSITÀ!
     
     
    Mitte März war es endlich so weit, am 22. fiel der Startschuss für mein Italienabenteuer: Der Flieger landete pünktlich um neun Uhr dreizehn in Catania, und ich konnte es kaum erwarten, in die Flughalle zu treten, unter echte Italiener zu kommen und meinen ersten Espresso auf sizilianischem Boden zu trinken. Im Flieger hatten zwar schon einige Italiener gesessen, denen ich neugierig gelauscht hatte, die meisten Passagiere waren jedoch Touristen gewesen, so dass nur hin und wieder italienische Wortfetzen an mein Ohr gedrungen waren, von den Durchsagen der Stewardessen einmal abgesehen. Die hatten allerdings gereicht, um meine Vorfreude ins Unermessliche zu steigern. Ich hatte so viel über Sizilien gelesen und gehört, nun war ich ausgesprochen neugierig auf Land und Leute.
    Malte konnte das nicht nachvollziehen. »Hoffentlich sprechen die auf dem Hof Englisch, sonst bin ich aufgeschmissen«, meinte er.
    »Det biste sowieso«, grummelte Dieter mit seinem unüberhörbaren Berliner Dialekt. »Haste schon mal ’nen Italiener Englisch sprechen gehört? Det reinste Kauderwelsch.«
    Mir war überhaupt nicht bange vor der fremden Sprache. Zwei Tage nach Charlys Party hatte ich mir »Italienisch für Anfänger«, »Italienisch für Fortgeschrittene« und mehrere Filme in Originalsprache besorgt und täglich eine Stunde Sprachkurs auf meinem MP3-Player gehört. Im Familienurlaub damals hatten wir alle bereits Grundkenntnisse erworben, denn im Hause Herzogenaurich wurde Wert darauf gelegt, im Ausland das Nötigste in der jeweiligen Landessprache sagen zu können. Da ich am Gymnasium die Italienisch-AG besucht und auch mein kleines Latinum gemacht hatte, das nun endlich mal von Nutzen war, fühlte ich mich naturalmente bestens gerüstet für alles, was da kommen sollte.
    Was einem im MP3-Sprachkurs jedoch nicht erzählt wird, ist, dass sich der sizilianische Dialekt ganz anders anhört als das Italienisch meines Anfängerhörbuchs. Schon am Gepäckfließband musste ich mir eingestehen, dass ich die Anweisungen des Flughafenpersonals nicht komplett verstehen konnte. Immerhin konnte ich die Hinweise auf den Schildern ohne Blick auf die englische Übersetzung lesen. Aber für Interviews und Recherchen würde ich noch viel Übung brauchen, das war schon jetzt klar. Da halfen einzig und allein Gespräche mit Einheimischen, doch ich war mir sicher, dass die Sizilianer uns als Filmteam
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