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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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nicht-genmanipulierten Snacks.
    Als ich gegen sieben Uhr abends wieder zurück in meinem bescheidenen Einzimmerküchebad eintraf, blinkte mir mein Anrufbeantworter schon knallrot entgegen. »4 Anrufe in Abwesenheit« behauptete das Display. Ich fühlte mich unheimlich begehrt. Das Gefühl verblasste ein wenig beim Abhören.
    Anruf Nummer eins war von Charly, meiner besten Freundin. Sie wollte sich mein Auto leihen, um die Reste ihrer Geburtstagsparty zu entsorgen, Leergut wegzubringen etc. Der zweite war von meinem Telefonanbieter, der mir bei einem Tarifwechsel unzählige Vorteile versprach.Anruf Nummer drei war von meiner Mutter, die mir mitteilen wollte, dass sie am kommenden Sonntag meine Anwesenheit auf dem Klarinettenkonzert, bei dem meine kleine Schwester Luna die zweite Stimme spielte, erwartete – und zwar »in angemessener Kleidung«, also keine Wollpullover, keine Dr. Martens, Haare ordentlich frisiert, das sei ich der Familie schuldig. Anruf Nummer vier war wieder von Charly, die fragte, ob ich ihr nicht beim Aufräumen helfen wolle, dann könnte sie auch gleich ein paar neue Vorräte einkaufen, und anschließend könnten wir etwas trinken gehen.
    Da ich den gesamten Tag über schon Appetit auf mehr hatte, rief ich sie umgehend zurück, und eine halbe Stunde später schoben wir zwei randvolle Einkaufswagen zur Supermarktkasse. Nachdem wir den Großeinkauf meiner Freundin in den dritten Stock geschleppt hatten, hatten wir uns ein Glas Wein redlich verdient.
    Um mich konsequent auf Italien einzustimmen, beschlossen wir, in eine niedliche Trattoria namens »Alessandras« im Prenzlauer Berg zu gehen. Das Lokal hatte höchstens Platz für zwanzig Gäste, aber gerade das machte seinen Charme aus. Ich kam gern hierher, und wenn es nur auf einen schnellen Espresso zwischen Uni und Arbeit war. Das »Alessandra« war in eine ehemalige Wäscherei gebaut worden, daher war der Raum in der Mitte durch einen ehemaligen Wäschetresen geteilt, der zu einem Büfettisch umgebaut worden war. Die einstigen Waschmaschinenanschlüsse waren mit ein paar alten Dachpfannen und künstlichem Efeu zu einer originellen Wandbeleuchtung umgestaltet worden. Die Inhaberin, die, wieihr Restaurant schon sagte, die italienische Variante meines Namens trug, war eine waschechte Florentinerin und kochte selbst, was dem Essen eine besondere Note gab. Charly und ich bestellten eine Ribollita, einen toskanischen Gemüseeintopf, und dazu einen passenden kräftigen Rotwein. Im Hintergrund lief romantische italienische Musik. Genau die richtige Atmosphäre, um abzuschalten und den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.
    »Nur noch drei Wochen, dann kannst du das hier jeden Tag live haben«, bemerkte Charly neidisch.
    »Ich weiß«, nickte ich. »Ich kann es noch kaum fassen, so ein Glück! Ein Monat Dolce Vita, mit Malte durch Olivenhaine spazieren, Wein trinken und jederzeit leckeren Espresso. Herrlich!«
    Meine Freundin verdrehte leicht die Augen.
    »Na ja, dass Malte mitkommt ist natürlich ein Manko. Wie willst du denn einen romantischen Sommerflirt mit einem feurigen Italiener haben, wenn der Streber die ganze Zeit um dich herumscharwenzelt?«
    »Na, hör mal!«, empörte ich mich. »Ich liebe Malte und habe überhaupt kein Interesse daran, etwas mit anderen Männern anzufangen. Was würdest du sagen, wenn ich so über deinen Freund reden würde?«
    »Glücklicherweise habe ich ja keinen, aber ich wäre dir dankbar gewesen, wenn du mir die letzten drei Male etwas eher gesagt hättest, was für Pfeifen ich da am Haken hatte«, grinste meine Freundin. Sie hatte in letzter Zeit wirklich nicht viel Glück mit Männern gehabt. Die Kommilitonen an der Schauspielschule waren bisweilenein wenig überspannt, vielleicht auch, weil der Konkurrenzkampf unter den Studenten so groß war.
    Alessandra persönlich brachte uns unseren Wein, und wir stießen auf die drei wichtigsten Dinge der nächsten Wochen an: Italien, die Liebe und die Karriere.
    Ich hatte mich längst daran gewöhnt, dass Charly Malte nicht sonderlich schätzte und die beiden sich bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen wir uns zu dritt trafen, permanent anzickten. Sie fand ihn zu extrem in seiner ökologischen Einstellung und hielt ihn obendrein, was sie ihn auch spüren ließ, für einen Aufschneider und Langweiler. Dabei war Malte alles andere als langweilig. Er überraschte mich immer wieder mit spontanen Ideen und hatte vielfältige Interessen: Ob gemeinsames Kochen, ins Theater oder
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