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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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Gewürze erwerben ebenso wie Postkarten als Andenken und Spirituosen aus der Region, alles hervorragende Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Ich beschloss, für Charly am Abreisetag ein kleines Paket zusammenzustellen. Sonst hatte ich niemanden, dem ich etwas mitbringen wollte. Okay, meine Eltern vielleicht. Aber nachdem sie so negativ auf meinen Italienaufenthalt reagiert hatten, hatten sie aus meiner Sicht eigentlich kein Souvenir verdient. Nicht einmal eine Postkarte. Ich würde allenfalls einmal die Woche zu Hause anrufen und auf dem Anrufbeantworter eine »Ich lebe noch«-Nachricht hinterlassen.
    Nachdem wir ein paar Oliven mit Ziegenkäse vom Probiertellerchen genascht hatten und Michele uns versichert hatte, dass wir sämtliche Marmeladensorten zum Frühstück würden kosten können, konnte ich Malte noch zu einem Spaziergang in der Abendsonne überreden. Nur wenige Hundert Meter vom Gut entfernt führte eine kleine gewundene Straße zum Meer hinunter. Von weitem sahen wir einen einsamen Jogger an der Landstraße entlanglaufen. Das musste Ole sein, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass die benachbarten Bauern hier regelmäßigihre Runden drehten. Die Italiener setzten bekanntlich eher auf den Radsport. Auf dem Weg vom Flughafen hatten wir zahlreiche Radfahrteams überholt. Die bestanden jedoch nicht nur aus potentiellen Giro-Teilnehmern, sondern eindrucksvollerweise kämpften sich auch diverse ältere Herren mit unübersehbaren Kugelbäuchen in beängstigend engen Trikots auf ihren Rennmaschinen die Hügel hinauf.
    Die Sonne senkte sich langsam am Horizont und tauchte die Landschaft in wundervolles orangerotes Licht. »Il tramonto, che bello!«, seufzte ich, stolz, dass mir sofort das Wort für den Sonnenuntergang eingefallen war.
    »O nein, bitte lass mich mit diesem Italienischgequatsche in Ruhe«, klagte Malte. »Das werden wir uns die nächsten Tage noch mehr als genug anhören müssen!«
    »Findest du es denn nicht schön?« Ich war enttäuscht. »Mir gefällt es so gut, es ist so klangvoll, und ich möchte zu gern richtig fließend Italienisch sprechen lernen. Diese Sprache hat ein ganz eigenes Flair, auf Italienisch klingt alles so sinnlich, lebenslustig, einfach nach Urlaub: Bella! Bellissimo! Fantastico! –«
    »Stronzo, stupido, …«, fügte Malte weniger schöne Ausdrücke hinzu.
    »Du bist gemein.«
    »Aber nein, Lexilein«, widersprach er. »Du siehst mir dieses Land nur etwas zu verklärt. Noch haben wir ja nicht mit der Arbeit begonnen, aber ab morgen werden wir sehen, wie freundlich die Leute bleiben, wenn wir ihre Höfe unter die Lupe nehmen und mit den Kameras anrücken.«
    »Ach, die werden sich schon freuen über die Chance, in einem Fernsehfilm präsentiert zu werden«, meinte ich. »Eine bessere Werbung gibt es doch kaum.«
    »Vorausgesetzt, es gibt keine unangenehmen Überraschungen. Aber wenn die Bauern hier und da bei den Biostandards schummeln – was ich mir bei Italienern durchaus vorstellen kann – und wir das herausfinden, werden sie weniger erfreut sein.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es Biobauern gab, die schummelten. Vielleicht bei der Steuererklärung, aber doch nicht, wenn es darum ging, den Kunden einwandfreie Lebensmittel zu verkaufen. Aber vielleicht hatte Malte recht und ich sah die Dinge wirklich zu naiv. Die Bauern mussten ja auch Geld verdienen. Trotzdem war ich mir sicher, dass wir auf den Höfen auf Sizilien nur positive Eindrücke gewinnen würden.
    Wir ließen uns auf einer Bank auf einer felsigen Anhöhe nieder und lauschten dem Rauschen des Mittelmeeres. Vor uns lagen die Äolischen Inseln, hinter uns Sizilien im Abendrot. Malte hatte seinen Arm um meine Schultern gelegt, und ich kuschelte mich an ihn. Bella Italia, dachte ich. Es war wunderschön.
    Nachdem die Sonne gesunken war und der Mond für lange Schatten sorgte, begannen wir zu frösteln, und so traten wir den Rückweg an.
    »Nächstes Mal nehmen wir eine Flasche Wein mit«, schlug ich vor.
    »Und eine Decke!«, bibberte Malte. »Das ist ja kälter hier als in Berlin.«

Kapitel 4: NELL’ OLIVETO
     
     
    »Als einziges Land hat Italien seit über fünfundzwanzig Jahren ein spezielles Gesetz zur Förderung typisch regionaler Produkte und alter ländlicher Gebäude, die für den Agrotourismus genutzt werden können«, erklärte Simona uns in einem wunderbar melodisch klingenden Englisch. »Die meisten Bauern nutzen die Möglichkeit, außerhalb der Erntezeit Zimmer auf den Höfen an
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