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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost
Autoren: Michael Robotham
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Wintergarten erstreckt sich ein sumpfiger Rasen. Joe hastet uns hinterher und ist bemüht, seine Schuhe nicht nass zu machen.
    Die Tür an der Hausseite führt in eine kleine Eingangshalle mit Steinfußboden, von der eine Garderobe für Mäntel, Schirme und Stiefel abgeht. Die Waschküche kann auch nicht weit sein. Ich rieche Waschmittel und Sprühstärke.
    Harold schließt die nächste Tür auf, und wir betreten eine große Küche mit einem Herd und einer Arbeitsplatte in der Mitte und Küchengeräten aus gebürstetem Stahl. Ein bogenförmiger Durchgang führt in einen Wintergarten mit einem Frühstückstisch, an dem ein Dutzend Leute Platz finden.
    Joe hat sich wieder von uns entfernt. Diesmal linst er unter
Tisch und Stühle und folgt dem Verlauf der Fußleiste. »Ist Ihnen im Haus irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragt er.
    »Was zum Beispiel?«
    »Es gibt keine Telefonleitungen. Das Haus ist nicht einmal ans Telefonnetz angeschlossen.«
    »Vielleicht liegen die unterirdisch.«
    »Ja, das habe ich auch gedacht, aber ich sehe auch keine Anschlüsse und Verteilerdosen in der Wand.«
    »Gibt es im Haus ein Telefon?«, frage ich Harold.
    Er grinst. »Ihr Kumpel ist schlau. Mr. Kuznet hat sich nicht auf das Festnetz verlassen, ich glaube, er hat normalen Telefonen nicht getraut. Wir hatten alle so eins hier.« Er zieht ein Handy aus der Jackentasche.
    »Jeder?«
    »Ja. Der Koch, der Fahrer, die Putzfrauen, sogar ich … das muss ich jetzt wohl zurückgeben.«
    »Wie lange haben Sie es schon?«
    »Noch nicht lange. Er wollte ständig, dass wir die Apparate und Nummern tauschen. Ich hatte eine Nummer bestimmt nie länger als einen Monat, bevor er sie wieder geändert hat.«
    Alexej hatte offensichtlich paranoide Angst, dass seine Telefone angezapft oder abgehört werden könnten. Er hat vermutlich hunderte von Handys geleast und unter seinen Angestellten im Büro und zu Hause verteilt. Die hatten sie wiederum untereinander getauscht und die Nummern gewechselt, sodass es praktisch unmöglich war, Alexejs Anrufe zu überwachen oder eine bestimmte Nummer zu ihm zurückzuverfolgen. Die Liste mit seinen Telefonnummern muss sich lesen wie die Lottozahlen – und sie liefen alle über ein Konto.
    Meine Gedanken beißen sich an dieser Idee fest, als wäre sie aus irgendeinem Grund wichtig. Ein Elefant vergisst nie, sagt man. Er erinnert sich an hunderte von Meilen entfernte Wasserlöcher, die er seit zwanzig Jahren nicht mehr aufgesucht hat. Ein bisschen so funktioniert mein Gedächtnis auch. Manche
Dinge wie Geburtstage, Jahrestage und Songtexte sortiert es aus, aber bei achtzig Zeugenaussagen kann ich mich hinterher noch an jede Einzelheit erinnern.
    Und an Folgendes erinnere ich mich jetzt: Alexej wurde ein Handy gestohlen. Das hat er mir vor den Toren von Wormwood Scrubs erzählt. Es war ein neues Modell. Er liebt seine kleinen Spielereien.
    Ich drehe mich unvermittelt um und strebe zur Tür. Joe kann nur mit Mühe Schritt halten. Er hastet mir über den Kies hinterher und versucht mitzubekommen, warum ich telefonieren will.
    Als sich »New Boy« Dave meldet, lasse ich ihm keine Gelegenheit, etwas zu sagen. »Vor ein paar Monaten hat Alexej den Diebstahl eines Mobiltelefons angezeigt. Darüber müsste es eine Akte geben.«
    Ich mache eine Pause. Dave ist immer noch in der Leitung. Ich höre, wie er auf einer Tastatur herumtippt. Das einzige andere Geräusch ist das leise Rumoren meiner Körpersäfte.
    Ich gehe in der Einfahrt auf und ab und folge dann einem Marmorkiespfad um ein Rosenbeet herum. Am Ende steht unter einer Laube eine Sandsteinsäule mit Sonnenuhr. Am Sockel ist eine kleine Plakette angebracht: Familien sind ewig.
    Dave meldet sich wieder. »Er hat den Diebstahl des Telefons am 28. August gemeldet.«
    » Okay, hören Sie gut zu. Sie müssen die Telefonnummern besorgen, die von diesem Handy aus angerufen wurden. Achten Sie besonders auf Auslandsgespräche am 14. August. Es ist wichtig !«
    »Warum?«
    Dave hat keine Kinder. Er versteht das nicht. »Weil Eltern nie den Geburtstag ihrer Kinder vergessen.«

39
    Die Birken und Ulmen auf den Bergkämmen sehen aus wie mit Kohle auf Papier skizziert, die Wolken sind ein weißer Atemhauch am blauen Himmel. Der schwarze Gallant holpert und klappert durch die Schlaglöcher und rutscht über schwarzes Eis.
    Unser Fahrer scheint die schwarzen Gräben zu beiden Seiten der Straße gar nicht zu bemerken, während er mit dem Steuer ringt. Zwei identisch aussehende
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