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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost
Autoren: Michael Robotham
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Telefon. Das Einzige, was uns jetzt noch verbindet, ist Ali. Aber vielleicht ist das genug. »Sie müssen die Passagierlisten aller Fähren und Hovercrafts und des Eurostar von Waterloo nach Brüssel überprüfen. Die Fluglinien können Sie vergessen. Alexej fliegt nicht. Besorgen Sie außerdem Durchsuchungsbefehle für sein Haus, sein Büro, seine Fahrzeuge, Schließfächer und Bootsschuppen … Telefonlisten und Kontoauszüge der vergangenen drei Jahre sind bestimmt auch nützlich.«
    Langsam verliert Dave die Geduld. Er kann nicht einmal die Hälfte dieser Dinge veranlassen, und Campbell und Meldrum werden mir gar nicht erst zuhören.
    Ich lehne mich zurück und starre aus dem Taxifenster, ohne etwas zu sehen. Stattdessen krame ich innerlich in Zetteln voller Notizen, Diagrammen und Zahlen herum und durchwühle die Fakten auf einen Hinweis.
    Während meiner Ausbildung zum Detective nahm mich ein Typ namens Donald Kinsella unter seine Fittiche. Er hatte ein paar Jahre als verdeckter Ermittler gearbeitet und trug einen Pferdeschwanz und einen buschigen Schnurrbart – in den 70er Jahren ein Erkennungszeichen von Polizisten, bis die Village People ihn zu einem Symbol ganz anderer Art gemacht haben.
    Sein Motto lautete: »Denk immer einfach. Glaub nicht an Verschwörungstheorien. Hör sie dir an, kalkuliere die Wahrscheinlichkeit und lege sie dann in derselben Schublade ab wie die Leitartikel des Socialist Worker oder des Daily Telegraph .«

    Donald glaubte, die Wahrheit liege immer irgendwo in der Mitte. Er war Pragmatiker. Als Prinzessin Diana in Paris starb, rief er mich an. Er war mittlerweile im Ruhestand.
    »In einem Jahr wird es ein Dutzend Bücher über diese Sache geben«, sagte er. »Die Leute werden die CIA, den MI5, die PLO, die Mafia, Osama bin Laden und einen zweiten Schützen auf dem Grashügel verantwortlich machen – was auch immer. Es wird geheime Zeugen, fehlende Beweisstücke, mysteriöse Fahrzeuge, gestohlene Berichte, Reifenspuren, Vergiftungen und Schwangerschaften geben … Aber ich garantiere dir, dass eins bestimmt nicht in den Büchern steht – die nahe liegende Antwort. Die Leute wollen an Verschwörungen glauben. Sie fressen das Zeug und verlangen gierig nach mehr. Sie wollen nicht denken, dass jemand derart Berühmtes einen profanen, gewöhnlichen, alltäglichen Tod sterben kann.«
    Donald wollte wohl sagen, das Leben ist kompliziert, der Tod meistens nicht. Menschen sind kompliziert, ihre Verbrechen aber nicht. Anklägern und Psychologen geht es um Motive. Mir geht es um Tatsachen – um das Wie, Wo, Was und Wann, nicht so sehr um das Warum. Aber vor allem um das Wer, den Täter – das Gesicht, das meinen leeren Bilderrahmen füllt.
    Eddie Barrett irrt sich. Nicht jede Wahrheit ist eine Lüge. Ich bin nicht mehr naiv genug, an das Gegenteil zu glauben, aber ich kann mich an Fakten halten. Fakten kann ich in einen Bericht schreiben. Fakten sind verlässlicher als die Erinnerung.
    Der Taxifahrer starrt mich im Spiegel an. Ich habe laut mit mir selbst gesprochen.
    »Das zweite Symptom von Wahnsinn«, erkläre ich ihm.
    »Und was ist das erste?«
    »Einen Haufen Leute umbringen und ihre Genitalien verspeisen. «
    Er lacht und wirft mir einen verstohlenen Blick zu.

38
    Vor drei Stunden habe ich erfahren, dass Mickey Carlyle vielleicht noch lebt. Vor achtundvierzig Stunden ist Alexejs Boot in Ostende eingetroffen. Er hat einen Riesenvorsprung, wird jedoch nur über Land reisen. Er könnte allerdings auch schon da sein. Aber wo?
    Die Niederlande sind eine Möglichkeit. Dort hat er mit Rachel gelebt, und Mickey wurde in Amsterdam geboren. Osteuropa ist wahrscheinlicher. Dort hat er Beziehungen und vielleicht sogar Verwandte.
    Ich sehe mich in der Praxis des Professors um, wo ein Dutzend Leute an Telefonen und vor Computern sitzen. Sie alle sind dem Aufruf noch einmal gefolgt, haben ihre Arbeitsplätze verlassen oder Urlaub genommen. Es ist fast eine richtige Einsatzzentrale, voller Energie und Spannung.
    Roger spricht mit dem Hafenmeister in Ostende. An Bord der Motoryacht waren inklusive Alexej sechs Erwachsene, aber ein Kind wurde nicht gesehen. Das Schiff liegt jetzt im Royal Yacht Club, dem größten Yachthafen der Stadt. Wir haben eine Liste der Besatzungsmitglieder. Margaret und Jean telefonieren die lokalen Hotels ab, andere rufen bei Autofirmen, Reisebüros, Verkaufsstellen der Bahn und bei Fährdiensten an. Leider sind die Möglichkeiten schier endlos. Alexej könnte bereits in
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