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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost
Autoren: Michael Robotham
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Europa verschwunden sein.
    Ohne Durchsuchungsbefehl oder richterliche Anordnung kommen wir nicht an seine Konten, Postfächer und Telefonunterlagen heran. Es gibt keine Möglichkeit, den Dauerauftrag für eine Auslandsüberweisung zu finden, und ich bezweifle, dass uns eine solche zu Mickey führen würde. Dafür ist Alexej zu clever.
Er wird sein Vermögen in diversen Steuerparadiesen wie den Cayman Islands, den Bermudas oder Gibraltar angelegt haben. Fachleute könnten die nächsten zwanzig Jahre damit verbringen, die Spuren der Transaktionen zu verfolgen.
    Ich blicke auf meine Uhr. Mit jeder Minute entfernt er sich ein Stückchen weiter von uns.
    Ich nehme meinen Regenmantel und nicke Joe zu. »Kommen Sie, gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Wir sehen uns ein Haus an.«
    Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung hat der mächtigste Mann in der Schnittblumenindustrie keinen grünen Daumen und noch nicht einmal ein Gewächshaus. Die Gärten um Alexejs Haus sind eher schlicht, auf den Wiesen wachsen Zedern und Obstbäume.
    Das elektronische Tor steht offen. Kies knirscht unter den Reifen, als wir direkt vor dem Haus vorfahren. Es wirkt verrammelt. Dunkle Schiefertürme recken sich in den Himmel, als wollten sie der Stadt den Rücken kehren und lieber über Hampstead Heath blicken.
    Beim Aussteigen mustere ich das Gebäude Stockwerk für Stockwerk.
    »Wir machen doch hier nichts Illegales, oder?«, fragt Joe.
    »Noch nicht.«
    »Das meine ich ernst.«
    »Ich auch.«
    Wir gehen langsam um das Haus herum, und ich bewundere die Sicherheitsmaßnahmen. Streben vor den Fenstern, Bewegungsmelder an den Außenwänden. Die Stallungen sind zu einer Garage umgebaut worden, in der ein Dutzend zugedeckte Fahrzeuge stehen.
    Auf der Rückseite des Hauses sehe ich Rauch aus einem Ofen aufsteigen. Ein stämmiger Gärtner mit einem Schnurrbart wie ein Hula-Röckchen blickt auf, als wir näher kommen. Er trägt
einen Tweedmantel und hat die Hosenbeine in seine Gummistiefel gestopft.
    »Guten Tag.«
    Er nimmt seine Mütze ab. »Ihnen auch einen guten Tag.«
    »Arbeiten Sie hier?«
    »Ja, Sir.«
    »Wo sind denn die Bewohner alle?«
    »Weg. Das Haus steht zum Verkauf. Ich halte nur den Garten in Ordnung.«
    Ich sehe Kisten mit Blättern und gemähtem Gras.
    »Wie heißen Sie?«
    »Harold.«
    »Haben Sie je den Besitzer getroffen, Harold?«
    »Oh ja, Sir. Ich habe seine Autos gewaschen. Er hatte ganz spezielle Vorstellungen, welches Wachs und welche Politur ich benutzen soll. Bloß nichts Aggressives. Er kennt den Unterschied zwischen Wachs und Politur – und den kennen nicht viele.«
    »War er ein guter Chef?«
    »Besser als die meisten, schätze ich.«
    »Viele Leute hatten Angst vor ihm.«
    »Ja, aber ich weiß nicht, warum. Man hört ja so Geschichten, nicht wahr? Dass er seinen Bruder umgebracht und die Leiche im Keller verscharrt haben soll und alle möglichen anderen schrecklichen Dinge. Aber ich kann nur sagen, was ich mit eigenen Augen sehe, und zu mir war er immer gut.«
    »Haben Sie hier je ein kleines Mädchen gesehen?«
    Harold kratzt sich am Kinn. »Kann nicht behaupten, dass ich mich an irgendwelche Kinder erinnere. Gutes Haus für ein Kleines – mit dem ganzen Platz – meine Enkel wären begeistert.«
    Joe entfernt sich ein paar Schritte und blickt zu den Giebeln hoch, als halte er Ausschau nach nistenden Tauben. Dann taumelt er zur Seite und fällt beinahe über einen Rasensprenger.
    »Was ist denn mit Ihrem Kumpel – hat er Schüttellähmung?«

    »Parkinson.«
    Harold nickt. »Das hatte mein Onkel auch.«
    Er fegt weitere Blätter zu einem Haufen zusammen.
    »Wenn Sie darüber nachdenken, das Haus zu kaufen, haben Sie die Maklerin knapp verpasst. Sie war heute Morgen hier und hat Leute von der Polizei herumgeführt. Ich dachte, sie seien auch Polizist.«
    »Expolizist. Meinen Sie, wir könnten mal einen Blick hineinwerfen ?«
    »Das darf ich nicht.«
    »Aber Sie haben einen Schlüssel.«
    »Ja, na ja, ich weiß, wo sie ihn deponiert.«
    Ich ziehe eine Dose Bonbons aus der Manteltasche, schraube den Deckel ab und biete ihm eins an.
    »Hören Sie, Harold, ich habe nicht viel Zeit. Wir suchen ein kleines Mädchen. Sie wird schon lange vermisst. Es ist wichtig, dass ich mir das Haus ansehe. Niemand wird es erfahren.«
    »Ein kleines Mädchen, sagen Sie?«
    »Ja.«
    Er lutscht sein Bonbon und denkt nach. Schließlich ist er zu einem Schluss gekommen, legt seinen Rechen weg und geht einen flachen Hang zum Haus hinauf. Vor dem
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