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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost
Autoren: Michael Robotham
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Gallants folgen uns und werden mit Schlamm bespritzt.
    Das umliegende Sumpfland ist an den Rändern zugefroren, und eine brüchige Eisschicht kriecht auf die Mitte der Tümpel und Teiche zu. Der leuchtend orangefarbene Turm einer Raffinerie spiegelt sich in der öligen Oberfläche.
    Neben der Straße, hinter einem Graben, verläuft ein Eisenbahngleis, an dem sich eine Gruppe von Holzschuppen aufreiht, die kaum wie Behausungen, sondern eher wie Holzstapel aussehen. An feuchten Abflussrohren hängen Eiszapfen, und an den Wänden türmen sich dreckige Schneehaufen. Das einzige Lebenszeichen sind die Rauchfahnen aus den Schornsteinen und die ausgezehrten Hunde, die in den Mülltonnen wühlen.
    Die Schotterstraße endet unvermittelt, und wir folgen einer Piste, die sich durch einen dunklen Wald windet. Im Schlamm kann man die Reifenspuren eines einzelnen Fahrzeugs erkennen, das offenbar nicht zurückgekommen ist. Und andere Straßen als diese gibt es nicht. Alexejs Wagen muss irgendwo vor uns sein.
    Rachel hat seit unserer Ankunft in Moskau kaum ein Wort gesagt. Sie sitzt neben mir auf der Rückbank, die Hände neben sich auf dem Polster, als wollte sie die Stöße der Schlaglöcher abfangen.

    Unser Fahrer sieht nicht aus wie ein Polizist, sondern wie ein Hauptmann. Die Stoppeln auf seinen Wangenknochen und über seiner Oberlippe scheinen mit dem Skalpell ziseliert. Neben ihm sitzt Major Dmitri Menschikow, ein leitender Ermittler der Moskauer Polizei. Der Major hat uns am Flughafen Scheremetjewo abgeholt und liefert seitdem den laufenden Kommentar, ein wahrer Fremdenführer.
    In den vergangenen vierundzwanzig Stunden haben wir Alexej Kuznets Spur durch Westeuropa verfolgt. Er hat in Ostende übernachtet und am nächsten Morgen einen Zug nach Brüssel genommen, wo er in einen Zug nach Berlin umgestiegen ist. Dort hat er einen Schlafwagen nach Warschau genommen und am Montag in den frühen Morgenstunden Polen durchquert.
    Dann hätten wir ihn beinahe verloren. Wenn Alexej weiterhin den Zug genommen hätte, wäre die direkteste Verbindung nach Moskau die Linie über Brest und Minsk in Weißrussland gewesen, aber laut Angaben von Zollbeamten, die den Zug in Weißrussland anhielten, war er nicht an Bord. Vielleicht hat er sich in Warschau einen Wagen gekauft, aber die russischen Behörden machen einem die Einfuhr ausländischer Fahrzeuge nicht gerade leicht, was zu Verzögerungen von bis zu zwei Tagen führen kann. Alexej konnte es sich nicht leisten zu warten. Alternativ boten sich entweder der Bus oder eine andere Zugverbindung durch Litauen und Lettland an.
    »New Boy« Dave hatte die entscheidende Information geliefert. Er hatte die Anrufliste für das gestohlene Handy aufgetrieben. Im fraglichen Monat waren von dem Handy dutzende Auslandsgespräche geführt worden, aber am 14. August – Mickeys Geburtstag – hatte Alexej in einer Datsche südwestlich von Moskau angerufen und länger als eine Stunde gesprochen.
    Dmitri dreht sich um. »Und Sie haben keine Ahnung, wer in diesem Haus wohnt?« Er spricht Englisch mit amerikanischem Akzent.
    »Nichts Konkretes.«

    »Sind Sie überhaupt sicher, dass das Mädchen in Russland ist?«
    »Nein.«
    »Das Ganze ist also eine Theorie.« Er nickt Rachel bedauernd zu, bevor er sich wieder nach vorn dreht und seine Mütze festhält, als der Wagen durch ein Schlagloch holpert. Die Dunkelheit zwischen den Bäumen ist undurchdringlich.
    »Und Sie glauben, dass Sie das Mädchen erkennen, wenn es Ihre Tochter ist?«
    Rachel nickt.
    »Nach mehr als drei Jahren! Kinder vergessen. Vielleicht ist sie glücklich dort. Vielleicht sollte man sie in Ruhe lassen.«
    Auf einer Waldlichtung stehen mehrere Fertighäuser, dazwischen verrostete Autos. Stromkabel hängen von Masten herab. Krähen stieben auf wie Ascheflocken von einem Feuer.
    Dann werden die Bäume entlang der Strecke wieder dichter, der Wagen schlingert durch Mulden. Wir überqueren eine schmale Brücke über einen verschlammten Nebenfluss. Links erstreckt sich ein See, ein provisorischer Steg ragt schräg ins Wasser. An einen der Pfähle sind Reifenschläuche gebunden, die im zufrierenden Eis treiben.
    Der Schnee der Nacht bildet eine dünne Pulverschicht auf der frischen Eiskruste, sodass ich den dunklen See darunter noch ausmachen kann, zähflüssig wie Blut. Mich schaudert, und ich sehe Lukes Gesicht, das von unten gegen das Eis drängt.
    Das Haus liegt im Schutz einiger Eschen am Ende einer Schotterzufahrt. Ein schlammbespritzter
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