Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
American Gods

American Gods

Titel: American Gods
Autoren: Neil Gaiman
Vom Netzwerk:
Leute werden nicht gerade Schlange stehen und sich gegenseitig aus dem Weg boxen, um Sie einstellen zu können.«
    »Mister Wer-zum-Teufel-Sie-auch-sind«, sagte Shadow gerade laut genug, um den Lärm der Motoren zu übertönen, »so viel Geld gibt es auf der ganzen Welt nicht.«
    Das Grinsen wurde noch breiter. Shadow erinnerte sich plötzlich an eine Sendung über Schimpansen, die er mal auf PBS, dem Kulturkanal, gesehen hatte. Dort hieß es, dass Menschenaffen nur lächeln, um ihre Zähne in einer Geste des Hasses, der Aggression oder des Schreckens zu entblößen. Wenn ein Schimpanse grinst, dann ist das eine Drohung.
    »Arbeiten Sie für mich. Sicher, es ist nicht ganz risikolos, aber wenn Sie überleben, können Sie haben, was Ihr Herz begehrt. Sie könnten der nächste König von Amerika sein. Also«, sagte der Mann, »wer sonst kann Ihnen so viel bieten? Hm?«
    »Wer sind Sie?«, fragte Shadow.
    »Ah ja. Das Informationszeitalter – junge Frau, könnten Sie mir noch ein Glas Jack Daniel’s einschenken? Sparsam mit dem Eis, bitte –, nicht dass es je irgendein anderes Zeitalter gegeben hätte, versteht sich. Information und Wissen, zwei Währungen, die nie aus der Mode gekommen sind.«
    »Ich sagte, wer sind Sie?«
    »Gut, mal sehen. Na, angesichts der Tatsache, dass heute wirklich mein Tag ist – nennen Sie mich doch einfach Mister Wednesday. Obwohl, wenn man sich das Wetter so ansieht, könnte es genauso gut Donnerstag statt Mittwoch sein, wie?«
    »Wie ist Ihr richtiger Name?«
    »Arbeiten Sie lange genug und gut genug für mich«, sagte der Mann im hellen Anzug, »dann verrate ich’s Ihnen vielleicht sogar. Mein Stellenangebot gilt. Denken Sie drüber nach. Niemand erwartet, dass Sie sofort Ja sagen, zumal Sie nicht wissen können, ob Sie da nicht vielleicht in ein Piranhabecken oder eine Bärengrube springen. Lassen Sie sich Zeit.« Er schloss die Augen und ließ sich in den Sitz zurücksinken.
    »Nicht nötig«, sagte Shadow. »Ich mag Sie nicht. Ich möchte nicht mit Ihnen arbeiten.«
    »Wie gesagt«, sagte der Mann, ohne die Augen aufzumachen, »überstürzen Sie nichts. Lassen Sie sich Zeit.«
    Das Flugzeug landete polternd, und einige Passagiere stiegen aus. Shadow sah aus dem Fenster; es war ein kleiner Flughafen irgendwo am Arsch der Welt, und bis Eagle Point waren noch zwei Zwischenstopps vorgesehen. Shadow schwenkte den Blick zu dem Mann im hellen Anzug – Mr. Wednesday? Er schien zu schlafen.
    Einer Eingebung folgend, stand Shadow auf, schnappte sich seine Tasche und stieg aus dem Flugzeug, die Treppe hinunter auf die glatte, nasse Rollbahn, die er mit gleichmäßigem Schritt in Richtung auf die Lichter des Terminals überquerte. Leichter Regen sprühte ihm ins Gesicht.
    Bevor er das Flughafengebäude betrat, blieb er stehen, drehte sich um und schaute zurück. Niemand sonst verließ das Flugzeug. Das Bodenpersonal rollte die Treppe weg, die Tür wurde geschlossen, dann setzte die Maschine sich wieder in Bewegung. Shadow ging nach drinnen und mietete ein Auto, welches sich, als er zum Parkplatz kam, als ein kleiner roter Toyota erwies.
    Shadow faltete die Karte auseinander, die man ihm gegeben hatte. Er breitete sie auf dem Beifahrersitz aus. Eagle Point war ungefähr 250 Meilen entfernt.
    Der Sturm hatte sich verzogen, falls er überhaupt so weit gekommen war. Die Luft war kalt und klar. Wolken jagten vor dem Mond vorbei, und für einen Augenblick war Shadow sich nicht ganz sicher, ob es die Wolken waren, die sich bewegten, oder der Mond.
    Er fuhr anderthalb Stunden lang in Richtung Norden.
    Es wurde spät. Er war hungrig, und als er merkte, wie groß der Hunger tatsächlich war, nahm er die nächste Ausfahrt und fuhr in den Ort Nottamun (Einw. 1301). Er tankte und fragte die gelangweilte Frau an der Tankstellenkasse, wo er hier in der Gegend etwas zu essen bekommen könne.
    »Jack’s Crocodile Bar«, kam die Auskunft. »Nach Westen auf der Landstraße N.«
    »Crocodile Bar?«
    »Ja. Jack meint, die Viecher schaffen Atmosphäre.« Sie zeichnete ihm eine Wegkarte auf der Rückseite eines malvenfarbenen Handzettels, der für ein Benefiz-Grillfest zugunsten eines jungen Mädchens warb, das eine neue Niere benötigte. »Er hat ein paar Krokodile, eine Schlange und eins von diesen großen Echsendingern.«
    »Einen Leguan?«
    »Das isses.«
    Durch die Stadt, über eine Brücke, ein paar Meilen geradeaus, dann hielt er an einem niedrigen rechteckigen Gebäude mit einem leuchtenden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher