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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels
Autoren: Elizabeth Peters
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verziehen?« Tarek legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Schätze mal, ja.«
    »Legt sie hierher.« Tarek deutete auf eine Steinbank. »Hier ist sie auch eingeschlafen.«
    Nefret weiterhin in seinen Armen, setzte Ramses sich hin. Ganz allmählich wachte sie auf. Ihre Lider flatterten, sie öffnete die Augen und schaute ihn fragend an.
    »Was ist passiert?«, wollte sie wissen. »Ich hab hier gesessen … bin ich etwa von der Bank gefallen?«
    Sie war wieder ganz die Alte, schroff und direkt. »Du – öh – hast dir empfindlich den Kopf gestoßen«, meinte Ramses. »Weißt du nicht mehr?«
    »Nein.« Sie rieb sich die Augen. »Es tut auch gar nicht weh … Wo ist die weise Frau?«
    »Sie musste zurück in ihr Dorf«, antwortete Tarek. »Wie fühlst du dich, meine Schwester?«
    »Ausgezeichnet.« Sie blitzte Ramses aus strahlendblauen Tiefen an. »Danke, mein Junge. Du kannst mich jetzt loslassen.« Sie sprang von seinem Schoß und setzte sich neben ihn. »Ein herrlicher Tag. Wie geschaffen für einen kleinen Spaziergang.«

    Daria kehrte erst kurz vor ihrer Heimreise zurück in die Stadt. Ramses’ Vorschlag, sie zu holen, wurde abgelehnt, doch schickte man bei ihrem Eintreffen umgehend nach ihm. Er folgte dem Diener in eine hübsche kleine Suite, nicht weit von ihrem Haus entfernt. Dort thronte sie im Schneidersitz auf einem Berg Kissen und kämmte sich lasziv die dunkelschimmernde Haarfülle. Als er sie küssen wollte, drehte sie den Kopf weg.
    »Es tut mir Leid, dass ich dich nicht abgeholt habe«, entschuldigte sich Ramses in dem Glauben, dass das der Grund für ihre Verstimmung sei. »Du hast mir auch nichts gesagt. Bist du böse mit mir?«
    »Nein. Ich bin dir nicht böse.«
    »Wir reisen übermorgen ab. Bereitest du dich darauf vor?«
    Sie legte den Kamm weg, atmete tief ein und fixierte ihn durchdringend. »Ich komme nicht mit.«
    »Wie?« Er kam sich vor, als hätte ihm soeben jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Er brauchte sie nur anzusehen und schon dachte er wieder an ihre gemeinsame Nacht und daran, wie sehr er sie begehrte. »Aber Daria … Du musst mitkommen. Du begreifst es wohl nicht, Schatz. Ich möchte … ich möchte dich heiraten.«
    »Ich wusste, dass du das beteuern würdest. Setz dich.« Er ließ sich neben ihr auf die Kissen sinken. Sie umschloss mit den Händen sein Gesicht. »Was du da sagst, ist Unsinn. Nein, schweig.« Ihre Finger streiften seine Lippen. »Du weißt, was ich war und was ich bin. Soll ich mit dir nach England zurückkehren und eine gute Hausfrau werden, die jedes Jahr nach Ägypten reist, um dort Archäologin zu spielen? Du bist ein netter Junge und ein ganz passabler Liebhaber, aber hier werde ich eine Königin. Kann man sich als Frau mehr wünschen? Tut mir Leid, dich verletzen zu müssen, aber Herzschmerz heilt schnell.«
    Sie tätschelte ihm die Wange, als wäre er ein kleines Kind. »Ich finde, wir sollten uns nicht wiedersehen. Mas salameh.«
    Ramses erhob sich benommen. Ihm fehlten die Worte. Sie hatte ihn regelrecht überfahren, ihm jedes Argument vorweggenommen, mehr noch, die liebenswürdige Herablassung, mit der sie ihn zu trösten versuchte, schmerzte ihn wie ein Peitschenhieb. Er war schon ein gutes Stück gegangen, als ihm einfiel, dass er ihr die Blumen nicht gegeben hatte. Er hielt den Strauß so fest umklammert, dass er die Stiele fast zerquetschte. Er drehte sich um und ging zurück, um sie ihr ins Gesicht oder vor die Füße zu werfen, sofern er für ein paar Sekunden vergessen könnte, dass er ein englischer Gentleman war.
    Er trug die bequeme Kleidung der Einheimischen und glitt mit seinen weichen Ledersandalen nahezu geräuschlos über den kühlen Steinboden. Sie hätte ihn ohnehin nicht kommen hören. Als er den Raum betrat, lag sie bäuchlings auf den Kissen, ihr Körper von heftigem Schluchzen geschüttelt.
    Ramses fiel auf die Knie und zog sie in seine Arme. An ihn geklammert hob sie ihr tränenfeuchtes Gesicht. Das Salz dieser Tränen machte ihre Küsse nur noch süßer, aber nach einer Weile schoben die kleinen Hände, die auf seiner Brust ruhten, ihn entschieden von sich.
    »Mir ist genauso schwer ums Herz wie dir«, wisperte sie. »Ich musste es tun, weil ich dich zu sehr liebe, um dich noch mehr zu verletzen. Und was ich sagte, stimmt, mein Geliebter. Eines Tages wirst du eine Frau finden, die besser zu dir passt, und ich werde lernen, Tarek zu lieben, denn er ist ein liebenswerter, guter Mensch, und ich will ihm die Söhne schenken,
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