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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels
Autoren: Elizabeth Peters
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»Aufhören!«
    »Es ist gleich vorbei«, meinte die weise Frau unbeeindruckt. »Habt Ihr gehört, mein Prinz?«
    Tarek nickte dumpf. Die Alte nahm Nefrets Gesicht in ihre faltigen Hände, sah ihr tief in die Augen und murmelte irgendetwas. Innerhalb von Sekunden nahm Nefrets Miene einen völlig unbeteiligten Ausdruck an. Dann schloss sie die Augen, ihr Kopf sank entspannt in die Hände der Alten.
    »Sie schläft jetzt. Bringt sie in ihre Gemächer zurück, bevor sie aufwacht. Sie wird sich an nichts erinnern können.«
    Ramses hatte endlich seine Hände befreit und sprang auf. »Rührt sie nicht an, Tarek. Ich trage sie.«
    Tarek trat zurück und Ramses schloss das Mädchen behutsam in seine Arme. Sie schlief, ihr Atem ging flach und sie lächelte matt.
    »Habt Ihr verstanden, was sie gesagt hat?«, wollte Tarek wissen.
    »Nicht alles. Was zum Teufel sollte das Ganze? Wenn sie nach dem Aufwachen auch nur irgendwie anders ist als früher –«
    »Dann liegt mein Leben in Eurer Hand.« Tarek folgte ihm über die schmale Treppe aus der Dunkelheit ans Tageslicht. »Ramses, mein Freund –«
    »Nennt mich nicht so.« Er drückte Nefret an sich, verlagerte das Gewicht, so dass ihr Kopf an seiner Brust ruhte.
    »Ihr seid mein Freund, mein geschätzter Freund, selbst wenn ich nicht Eurer bin. Hört mir zu. Sie hat mit ihrem Vater gesprochen, seine fürsorglichen Worte erwidert, ihm strikten Gehorsam zugesagt. Er wusste, dass etliche um ihre Hand anhalten würden. Sie versprach ihm, ihre Jungfräulichkeit niemals zu verlieren.«
    Ramses blieb ruckartig stehen. »Das ist ja völlig abstrus.«
    »Aber es ist wahr. Wir drängen die Frauen nicht zu einer Heirat. Aber sie war anschmiegsam und zärtlich und sie … sie mochte mich. Ich hätte sie für mich gewonnen, Ramses.«
    Nicht solange Forth es zu verhindern wusste, dachte der junge Emerson im Stillen. Auch wenn der Engländer die Bewohner der Heiligen Stadt ins Herz geschlossen hatte, hatte er die tiefsitzenden Vorurteile der englischen Oberschicht dennoch nicht überwunden. Völlig ausgeschlossen, dass seine Tochter einen »Eingeborenen« heiratete. Oder doch? Er wusste nicht, was in dem gemarterten Hirn dieses Mannes vorgegangen war.
    »Aber Ihr habt es gar nicht versucht«, wandte Ramses ein. »Ihr habt uns geholfen, sie nach England zurückzubringen.«
    »Ich habe die Anweisungen meines Lehrmeisters Forth befolgt«, erwiderte Tarek schlicht. »Ich war jung und glaubte, was er mir sagte – dass sie nicht für mich bestimmt sei und dass es mich im höchsten Maße auszeichne, wenn ich sie aufgäbe.«
    »Dann hat er Euch also auch manipuliert«, murmelte Ramses. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr Euren Entschluss inzwischen bereut?«
    »Ich hätte sie niemals zurückgeholt. Weder gewaltsam noch unter einem Vorwand. Aber als sie, ganz ohne mein Zutun, zum Heiligen Berg zurückkehrte, hielt ich das für ein mögliches Zeichen. Das – heute – sollte Klärung bringen. Jetzt weiß ich, dass sie mich niemals lieben wird.«
    Inzwischen hatten sie die steile Treppe zur Straße bewältigt. »Noch eines muss ich Euch gestehen«, fuhr Tarek fort. »Vor zehn Jahren belegte ich Euch mit einem Bann. Die weise Frau brachte es mir bei. Ich wollte, dass Ihr irgendwann wieder herkommen solltet. Wisst Ihr, wessen Stimme Ihr gehört habt?«
    »Ja.« Ramses zögerte. Es war verrückt, ihre gesamte Unterhaltung war absolut irrwitzig. »Ihre. Nefrets Stimme.«
    »Das dachte ich mir.« Tarek seufzte. »Aber ich wollte Euch nicht mit ihrer Stimme verzaubern. Ihr vernahmt, was die Gottheit Euch hören machen wollte. Obwohl Ihr noch ein Kind wart, wusste die Gottheit, dass ihr füreinander bestimmt seid. Und jetzt seid Ihr ein Mann und es ist gekommen, wie die Gottheit es gewollt hat.«
    »Ich wünschte, Ihr würdet nicht so reden, Tarek«, sagte Ramses scharf. »Ich glaube nicht an Euren Gott oder an eine göttliche Bestimmung, und wenn das stimmt, was Ihr sagt, hab ich kaum eine Chance, Nefret für mich zu gewinnen.«
    »Forths Bann zu brechen, ist kein Leichtes«, räumte Tarek ein. »Er ist ein Zauber, geboren aus der tiefen Liebe eines Vaters, den nur die Zeit aufzuheben vermag. Gebt die Hoffnung nicht auf.«
    Was für ein hirnverbrannter Mist, dachte Ramses bei sich. Da höre ich mir die Ratschläge für Verliebte an, von dem meroitischen Herrscher eines versunkenen Königreiches, der an solchen Hokuspokus glaubt – nicht zu fassen!
    »Danke«, sagte er säuerlich.
    »Ihr habt mir
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