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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels
Autoren: Elizabeth Peters
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erfährt, schaffst du ihn besser von hier fort.«
    »Genau das hatte ich mir für heute Morgen vorgenommen. Wie hast du es denn herausgefunden?«
    »Logische Schlussfolgerung«, erwiderte mein Sohn. »Ich verstehe bloß eins nicht, Mutter, wieso bist du so tolerant gegenüber diesem – äh – Mann? Das ist die Chance, ihm ein für alle Mal das Handwerk zu legen.«
    »Vergiss nicht, er hat Nefret befreit. Und ich möchte offen gestanden nicht diejenige sein, die ihn der Justiz überstellt. Überleg mal, was er alles anstellen könnte während der langen Rückreise in die Zivilisation.«
    »Hmmmm«, murmelte Ramses. »Nun gut, es ist deine Entscheidung, die ich zu billigen habe.«
    Tarek war unser erster Besucher, der allerdings höflich wartete, bis wir gefrühstückt hatten und Gäste empfingen. Amenislo war bei ihm. Der geschätzte Leser kann sich gewiss unsere Erleichterung über ein Wiedersehen mit diesem Herrn vorstellen. Der Graf lächelte mit entschuldbarer Selbstgefälligkeit, als wir ihm unsere Bewunderung und unseren Dank aussprachen.
    »Ihr habt mich ganz schön an der Nase herumgeführt«, blökte Emerson, während er Amenislo fast die Hand zerquetschte. »Ausgezeichnete Arbeit, Hoheit. Wo wart Ihr letzte Nacht? Wir waren in Sorge um Euch.«
    »Ich hielt mich in den unterirdischen Gängen versteckt«, antwortete Amenislo.
    »Sehr vernünftig«, bekräftigte ich. »Und der arme alte Priester der Isis? Ist er wohlauf?«
    Tarek, der neben Nefret saß, unterbrach ihre leise geführte Unterhaltung für eine kurze Bemerkung: »Genau wie Amenislo hat er sich weise herausgehalten, bis mein Sieg bekannt gegeben wurde. Er hat nichts Verwerfliches getan.«
    Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge, da ständig irgendwelche Feste uns zu Ehren stattfanden. Daoud weigerte sich schließlich, auch noch einen goldenen Kragen anzunehmen, und zog sich in sein Zimmer zurück, wohingegen Selim jeden dieser feierlichen Anlässe genoss.
    Wir hatten eingewilligt, noch einige weitere Wochen zu bleiben, und Emerson kostete die Zeit aus. Er stürzte sich auf sämtliche Tempel, Paläste und Gräber, photographierte und kopierte akribisch jeden Stein. Uns hielt er damit natürlich auch auf Trab, doch wir fanden noch genügend Muße für die kleinen Freuden des Lebens – für Gespräche mit alten und neuen Freunden und Spaziergänge durch die prachtvollen Parkanlagen der Heiligen Stadt. Tarek und Nefret waren oft zusammen. Sie schien wieder ganz wie früher, hatte jedoch ab und an Albträume. Wenn sie im Schlaf aufschrie, lief ich zu ihr und beruhigte sie wie ein Kind, das völlig verstört aufwacht; und genau wie ein Kind schlief sie weiter und konnte sich am nächsten Morgen an nichts erinnern. Nach zwei derartigen Episoden entschied ich, dass es höchste Zeit sei, Abschied zu nehmen und die Heimreise anzutreten. Nefrets schlimme Erinnerungen würden bestimmt verblassen, sobald sie in die Zivilisation zurückkehrte, zudem wollte ich zurücksein, bevor mein Anwalt Mr Fletcher meinen »Abschiedsbrief« an Evelyn losschickte. Das hätte die arme Frau nur unnötig aufgeregt.
Aus Manuskript H
    Ramses passierte das gewaltige Tor des Friedhofs, das von geschnitzten Statuen der Todesgöttinnen eingerahmt wurde, und begann, die Stufen hinaufzuklettern. Die heiligen Stätten waren ihnen nicht länger verschlossen; die Wachen salutierten und ließen ihn passieren. Er kam zum ersten Mal her, wusste aber um die Aussagen seiner Eltern, dass die Gräber hier neueren Ursprungs waren als die in die Felsen getriebenen Grabkammern. Das Grab von Willy Forth, Nefrets Vater, fand er auf Anhieb. Natürlich interessierte er sich für den Friedhof, obwohl er sich wunderte, wieso Tarek ihn ausgerechnet hierher bestellt hatte. Auf der klein zusammengefalteten Nachricht hatte gestanden: Privat. Streng vertraulich . Unwillkürlich grinste er. Das hatte Tarek bestimmt aus einem der englischen Romane aufgeschnappt, die er mit Begeisterung las. Sein Anliegen hatte er in der Notiz noch bekräftigt: Kommt allein. Zu keinem ein Sterbenswort.
    Normalerweise hätte ihn dergleichen misstrauisch gestimmt. Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, dass MacFerguson/Sethos oder Moroney ihm eine Falle stellen wollten.
    Er schlenderte gemächlich weiter, genoss das leise Vogelgezwitscher in den Bäumen und die friedvolle Ruhe. Seine Gedanken waren weniger aufbauend. Eigentlich müsste er seinem Vater helfen, der fieberhaft daran arbeitete, so viele Monumente der
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