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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms
Autoren: Elizabeth Peters
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um – keine formelle Abendgarderobe, da sein Vater solch unbequemen Luxus nur zu besonderen Gelegenheiten duldete. Indes wurde ein Kleiderwechsel zwingend erforderlich, sobald er mit seinem Nachwuchs gespielt hatte, da sie diverse Substanzen – von Schokolade bis hin zu Schmutz – auf sämtlichen Oberflächen verteilten, mit denen sie in Berührung kamen.
    Nefret reagierte nicht. Versunken lauschte sie dem Gegiggel und Gebrabbel, das vom Kinderzimmer durch den Flur zu ihnen drang. Sie sollten längst schlafen, aber das taten sie natürlich nicht. Das war Ramses zwar gewöhnt, trotzdem vergaß er, was er eigentlich hatte sagen wollen. Er betrachtete seine Frau, die vor der Frisierkommode saß. Sie hatte ihr Kleid noch nicht angezogen; ihre hellen Arme waren erhoben, um die langen goldenen Locken zu einem Nackenknoten zusammenzustecken. Er trat zu ihr, nahm ihre Hände fort und streichelte ihr übers Haar. Es fühlte sich an wie Seide.
    Lächelnd suchte sie im Spiegel sein Gesicht. »Entschuldige, mein Schatz, hast du etwas gesagt?«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Komm, beeil dich und zieh dich um. Ich möchte noch kurz bei den Kindern hereinsehen, bevor wir zum Abendessen gehen.«
    Er zog seine Hände fort. »Wird gemacht.«
    Bei den Kindern war Ruhe eingekehrt, als sie das Haus verließen. Es lag ein paar hundert Meter vom Haupthaus entfernt, verborgen von Bäumen und Sträuchern, die seine Mutter trotz Wüstensand und Wassermangel kultiviert hatte. Öllampen erhellten den gewundenen Pfad, der sich durch die grüne Oase schlängelte, Rosenduft erfüllte die Nacht mit seiner Süße.
    »Ich liebe dieses Haus«, sagte Nefret leise. »Weißt du, das hätte ich nie für möglich gehalten. Eigentlich hatte ich gehofft, wir könnten ein bisschen weiter entfernt von der Familie wohnen.«
    »Typisch Mutter, sie hat das Haus bauen lassen, ohne uns zu fragen, aber immerhin respektiert sie unsere Privatsphäre. Selbst Vater schneit nicht ungebeten bei uns herein.«
    Nefret kicherte, ein Geräusch, das ihren verliebten Gatten stets an einen munter plätschernden, sonnenbeschienenen Bach erinnerte. »Nicht mehr, seit er uns einmal um fünf Uhr nachmittags zusammen im Bett erwischt hat.«
    »Gerade er müsste es doch am besten wissen. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich Däumchen drehend auf ihn gewartet habe, während er und Mutter das Gleiche taten.«
    Sie waren nicht einmal zu spät. Emerson hatte eben den Salon betreten, diesmal allerdings aufgehalten von seinen Arbeitsberichten und nicht von anderen Vergnügungen.
    »Wo ist die Kopie der Inschrift, die wir an jener Hauswand gefunden haben?«, wollte er von seinem Sohn wissen.
    »Du könntest wenigstens ›Guten Abend‹ sagen, bevor du ihn mit Fragen bestürmst«, bemerkte seine Frau.
    »Guten Abend«, sagte Emerson. »Ramses, wo ist …«
    Durch die kurze Unterbrechung konnte Ramses sich wieder an die Inschrift erinnern, auf die sein Vater vermutlich anspielte. Er hatte monatelang nicht daran gedacht. »Wenn du die Inschrift von Amennacht meinst, die ist in meinen Unterlagen. Ich dachte, ich hätte sie dir längst gegeben.«
    Dessen war er sich ganz sicher. Zweifellos hatte Emerson sie verlegt. Auf seinem Schreibtisch herrschte ein ständiges Chaos. Für gewöhnlich fand sein Vater jedes Dokument auf Anhieb, war das allerdings nicht der Fall, verlor er die Geduld und warf alles durcheinander. »Hmph«, grummelte Emerson.
    »Hast du sie verlegt?«, erkundigte sich Nefret. »Irgendwo muss sie ja sein, Vater. Wenn du möchtest, helfe ich dir bei der Suche.«
    »Pah.« Emerson griff nach seiner Pfeife. »Danke, Liebes, aber das ist nicht nötig. Ich – äh – brauche es im Moment nicht.«
    »Oh doch«, erwiderte seine Frau mit einer gewissen Schärfe. »Emerson, du hast dem Journal schon vor Wochen diesen Artikel zugesagt. Du hast ihn immer noch nicht fertig, stimmt’s?«
    Emerson funkelte sie vernichtend an, worauf sie das Thema fallen ließ. Ramses war sich ziemlich sicher, dass sie es trotzdem nicht auf sich beruhen lassen würde. Sie hatte ihre eigenen Erziehungsmethoden.
    »Ach, wir haben genug über die Arbeit geredet«, sagte sie aufgeräumt. »Wir müssen die Vorbereitungen für unsere Gäste besprechen.«
    »Es ist doch alles geregelt, oder?«, erkundigte sich Nefret. »Sennia hat sich freundlicherweise bereit erklärt, Lia und David und den Kindern ihre kleine Suite abzutreten, und Tante Evelyn und Onkel Walter können bei uns oder auf der Dahabije wohnen, was immer
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