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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms
Autoren: Elizabeth Peters
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Eigenwillig, wie diese Spezies nun einmal ist, gesellte er sich regelmäßig zur Teezeit zu uns, obwohl er um die Schwierigkeit wusste, seinen jugendlichen Bewunderern zu entkommen, die jetzt in ein melodisches Gebrabbel verfielen, vermutlich Protest oder Rechtfertigung.
    »Schätzchen, lass uns bei einer Sprache bleiben, ja?«, schlug Nefret vor. Sie lächelte, doch ich meinte, eine gewisse Schärfe aus ihrer Stimme herauszuhören. »Sie werden nie sprechen lernen, wenn du Altägyptisch oder Angelsächsisch mit ihnen redest.«
    »Sie wissen zu kommunizieren«, übertönte Ramses das Duett. »Das ist eindeutig erkennbar, allerdings …«
    »Sag Papa«, schmeichelte Nefret. Sie beugte sich vor.
    »Sag es für Mama.«
    »Bap«, sagte dasjenige, dessen Augen genauso kornblumenblau waren.
    »Verrückte kleine Gauner«, murmelte Ramses. Das andere Kind kletterte auf sein Knie und verbarg den Kopf an seiner Brust. Ich vermutete, dass die Kleine versuchte, näher an den Kater heranzurobben, gleichwohl war es ein anrührendes Bild, wie sie sich an ihren Vater schmiegte.
    Es waren reizende und überaus anhängliche kleine Geschöpfe.
    »Sie sind jetzt über zwei Jahre alt«, fuhr Ramses fort, die schwarzen Locken des Mädchens streichelnd. »Ich habe lange vorher gesprochen, stimmt’s, Mutter?«
    »Gute Güte, ja.« Ich lächelte leicht betreten. Um ehrlich zu sein – worum ich mich auf den Seiten meines privaten Tagebuchs immer bemühe –, fürchtete ich den Moment, wenn die Zwillinge anfingen, sich verständlich zu artikulieren. Sobald Ramses seiner Muttersprache mächtig gewesen war, hatte er in einem fort geredet, außer wenn er essen oder schlafen musste, und das fünfzehn Jahre lang, und die Penetranz und Pedanterie seines Redeflusses hatten meinem Nervenkostüm empfindlich zugesetzt. Die Vorstellung, dass nicht ein, sondern zwei Kinder in die väterlichen Fußstapfen treten könnten, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    Stets Optimistin, beruhigte ich mich damit, dass die Vorstellung eines solchen Katastrophen-Szenarios völlig unbegründet sei. Die lieben Kleinen konnten ebenso gut nach ihrer Mutter oder mir geraten.
    »Alle Kinder durchlaufen unterschiedliche Entwicklungsstadien«, legte ich meinem Sohn dar. »Und nach Expertenmeinung lernen Zwillinge manchmal erst später zu sprechen, weil sie die meiste Zeit miteinander kommunizieren.«
    »Und weil sie ohnehin alles bekommen, was sie haben wollen«, grummelte Ramses. Offensichtlich verstanden die Kinder Englisch, wenn sie es auch nicht sprachen; seine kleine Tochter hob den Kopf und blinzelte ihn unter ihren langen Wimpern schelmisch an. Ramses zwinkerte zurück. Charla kicherte und schlang ihre Ärmchen um ihn.
    Die Frage nach passenden Namen hatte uns monatelang beschäftigt. Ich sage »uns«, weil ich keinen Grund sah, warum ich nicht einen oder auch mehrere Vorschläge beisteuern sollte. (Vorschläge können nie schaden, solange die betroffenen Personen diese nicht zwangsläufig annehmen müssen.) Erst gegen Ende ihrer Schwangerschaft keimte in mir der Verdacht auf, dass Nefret Zwillinge bekommen würde. Da wir uns inzwischen bereits auf einen Mädchen- und einen Jungennamen geeinigt hatten, war das völlig unproblematisch. David John fand allgemeine Zustimmung; niemand hätte Ramses’ Wunsch widersprochen, seinen Sohn nach seinem besten Freund und nach dem Cousin zu benennen, der 1915 in Frankreich gefallen war.
    Ein Mädchenname ließ sich nicht so leicht finden.
    Emerson erklärte (ganz ohne Arg, da bin ich sicher), dass es mit mir und meiner Nichte schon genügend Amelias in der Familie gebe. Nach einigem Zögern erwähnte ich, dass meine Mutter Charlotte geheißen habe, und freute mich insgeheim, als Nefret damit einverstanden war. »Das ist so ein schöner, normaler Name«, fand sie. »Im Gegensatz zu Nefret«, meinte ihr Mann. »Oder Ramses.« Kichernd tätschelte sie seine Wange.
    »Nicht dass etwas anderes besser zu dir gepasst hätte.« Charla, wie wir sie nannten, hatte Ramses’ schwarze Locken und die dunklen Augen geerbt. Ihr Bruder Davy, der inzwischen auf dem Knie seiner Mutter thronte, war blond, hatte Nefrets blaue Augen und Ramses’ markante Nase und Kinnpartie. Sie hatten keinerlei Ähnlichkeit, bis auf die Größe und ihre sprachliche Exzentrik. Davy war übermütiger als seine Schwester und besaß eine nahezu übernatürliche Gabe, an einem Ort zu verschwinden und wie aus dem Nichts an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Die
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