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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
Autoren: Elizabeth Peters
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doch sehr anziehend mit schwarzem Kummerbund, und nachdem seine Arbeit bewundert worden war und er meinen Zuspruch erhalten hatte, zog Gargery sich zurück.
    Emerson sagte: »Also, Peabody, verflucht noch mal –«
    »Nein, mein Lieber, nicht jetzt. Wir wollen doch hören, was die Kinder dazu zu sagen haben.«
    Nefret und Ramses trafen verspätet im Speisesaal ein, deshalb nutzte ich die Zeit, um zu sehen, ob jemand anwesend wäre, dem ich nützliche Informationen entlocken könnte. Die Quellen, so Emerson, schienen dünn gesät. Viele unserer Archäologen-Freunde hatten Ägypten wegen des Krieges verlassen. Ich hatte gehofft, Howard Carter zu treffen, der eine Art Nomadendasein pflegte und zwischen Luxor, wo er nur noch gelegentlich tätig war, und Kairo, wo er irgendwelche geheimnisvollen Aktivitäten für das Kriegsministerium übernahm, hin und her pendelte. Leider war er nicht da.
    Unter den Anwesenden entdeckte ich ein vertrautes Gesicht, das ich lieber übersehen hätte. Er sah mich direkt an, und ich war nicht schnell genug, um den Augenkontakt zu vermeiden; die dünnen Lippen zwischen einer vorstehenden Nase und einem ebensolchen Kinn verzogen sich zu einem Lächeln, und er erhob sich.
    »Verflucht!«, zischte Emerson. »Es ist dieser Bastard Smith.«
    »Das ist doch nur sein Agentenpseudonym, Emerson.«
    »Sein was?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Ich finde es sehr gelungen.«
    Emersons Miene signalisierte, dass er anderer Meinung war. »Sein Name ist Boisgirdle-Bracedragon«, fügte ich hinzu. »Oder war es Bracegirdle-Boisdragon? Es fällt mir so schwer, mir das zu merken, weil ich den Burschen absolut abscheulich finde. Es ist eine wohl bekannte psychologische –«
    »Lass die Psychologie aus dem Spiel, Peabody. Für meine Begriffe klingt der Name verdammt lächerlich. Wenn wir schon mit ihm reden müssen, reicht Smith völlig aus. Er wird doch nicht etwa so dreist sein, uns anzusprechen, oder?«
    Falls Smith die Absicht hatte, belehrte ihn Emersons finstere Miene eines Besseren. Er sank zurück auf seinen Stuhl. Trotzdem beobachtete ich ihn aus meinem Augenwinkel, und als Ramses und Nefret wenige Minuten später eintrafen, erhob er sich erneut, und diesmal verbeugte er sich in unsere Richtung.
    Ramses entgeht sehr wenig, und diese Geste wäre schwerlich zu übersehen gewesen. Sein unergründlicher Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber Nefret stieß einen gedämpften Fluch aus. Sie sah sehr schön aus in ihrem kornblumenblauen Lieblingskleid mit Perlen und Saphiren als Schmuck, ihr rotgoldenes Haar in einem Flechtenkranz um ihren Kopf frisiert; indes mutete ihr hübsches Gesicht unvermittelt so finster an wie Emersons.
    »Was macht der denn hier?«, wollte sie wissen.
    »Vermutlich zu Abend essen«, erwiderte Ramses knapp.
    »Hier?«
    Damit hatte Nefret den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Shepheard’s war nicht mehr das Hotel, das die Elite von Kairo favorisierte. »Smith« war ein Mitglied jener Gruppe einfältiger Frauen und aufgeblasener Offiziere, von denen die meisten nicht von seinen Geheimdienst-Aktivitäten wussten und ihn für einen Beamten im Propaganda-Ministerium hielten. An besagtem Abend speiste er allein.
    Für Insider wäre es nicht schwierig gewesen, unser Ankunftsdatum und unsere Hoteladresse ausfindig zu machen. Einige dieser interessierten Gruppen saßen in London, und ich hatte keinerlei Zweifel daran, dass ihr besonderes Interesse meinem Sohn galt. Im Auftrag seiner Vorgesetzten hatte Smith schon einmal versucht, Ramses für eine heikle Mission anzuwerben. Würde er es wieder probieren? Oder – fiel es mir siedend heiß ein – hatte seine Anwesenheit etwas mit dem Wiederauftauchen von Emersons Bruder zu tun? Auf jeden Fall hatte Sethos irgendwie mit der von Smith befehligten Gruppe in Verbindung gestanden. Die Verschwiegenheit ist solchen Menschen in Fleisch und Blut übergegangen; sie mögen dies für erforderlich halten, weiden sich aber nach meinem Dafürhalten an ihrer Geheimnistuerei.
    »Zum Teufel mit Smith«, erklärte mein Mann. »Was ich wissen will, ist – verflucht, junger Mann, was machen Sie da?«
    »Den nächsten Gang servieren«, sagte ich, als der junge Kellner mit den Tellern jonglierte. »Das ist sein Beruf, Emerson. Hör auf, ihn zu verunsichern.«
    »Oh. Aber sicher. Entschuldigung, mein Junge«, versetzte er mit einem Blick zu dem Kellner, der bleich vor Entsetzen wurde.
    Ich stöhnte auf. »Und entschuldige dich nicht bei ihm!«
    Es hat sich
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