Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
beheben, hat die Herausgeberin, wie schon zuvor, Teile aus Manuskript H eingefügt, mit dem Ramses Emerson schätzungsweise im Alter von sechzehn Jahren begonnen hat und das er und seine Frau nach der Heirat fortgesetzt haben. Besagtes Dokument veranschaulicht Ereignisse, an denen Mrs Emerson keinen Anteil hatte, und es vertritt Standpunkte, die sich von den ihren ganz erheblich unterscheiden. Sie war eine überaus eigenwillige Dame.
    Der Rest der Emerson-Papiere wird weiterhin gesichtet, geprüft und bearbeitet. Material aus diesen Quellen ist in früheren Bänden publiziert worden (und findet möglicherweise auch in Zukunft Verwendung), für den vorliegenden Titel war es indes ohne Belang.

TEIL I
Der Friedhof der Affen
1. Kapitel
    Wenn ich philosophischer Stimmung bin, frage ich mich häufiger, ob alle Familien so schwierig sind wie meine.
    Ich erfreute mich einer solchen Stimmungslage, als ich mich für das Dinner am vorletzten Abend unserer Reise ankleidete. In zwei Tagen sollten wir in Alexandria anlanden, immer vorausgesetzt natürlich, der Dampfer würde nicht vorher noch von einem deutschen Torpedo versenkt. Eine winterliche Schiffsreise von England nach Ägypten ist nie angenehm; aber in jenem schicksalhaften Dezember 1916, nach mehr als zwei Jahren Krieg, war die Möglichkeit eines U-Boot-Angriffs ebenso denkbar wie ein Unwetter auf See.
    Ich dachte weder an besagte Gefahr – ich habe mir angewöhnt, mich nicht über Dinge aufzuregen, auf die ich ohnehin keinen Einfluss nehmen kann – noch an die Schwierigkeit, nicht zu stolpern, während der Kabinenboden sich hob und senkte und die Öllampen an ihren Haken heftig hin und her schaukelten – denn ich stehe über solchen Petitessen –, gleichwohl berührten mich diese Erwägungen vielleicht mehr, als ich zugeben wollte, und gaben meiner normalhin positiven Ausstrahlung einen pessimistischen Zug.
    Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich hatte wirklich keine Veranlassung, mich über meine Familie zu beschweren. Mein Gatte, Radcliffe Emerson, ist der berühmteste Ägyptologe seiner und auch jeder anderen Ära. Seine saphirblauen Augen, das Grübchen beziehungsweise die Spalte in seinem markanten Kinn, sein kräftiges schwarzes Haar und seine trainierte, athletische Statur ziehen mich gleichermaßen an, aber, so muss ich leider sagen, auch zahllose andere Frauen.
    Er hat einige wenige, winzige Verschrobenheiten: sein ungehobelter Umgangston, der ihm den ägyptischen Spitznamen Vater der Flüche eingebracht hat, sein hochexplosives Temperament, seine eigenwilligen Verhandlungsmethoden mit den Beamten der Antikenverwaltung, die in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass uns die meisten der interessanten ägyptischen Ausgrabungsgebiete versperrt sind …
    Überdies hätte keine stolze Mutter sich einen besseren Sohn als meinen wünschen können. Ramses war nach seinem Onkel Walter benannt, doch alle riefen ihn mit seinem Spitznamen, den sein Vater ihm schon in frühester Kindheit gegeben hatte. Er war anziehend und intelligent wie sein Vater, idealistisch, nett und verwegen … Ein bisschen zu verwegen, vielleicht? Er war eines der grässlichsten Kinder, die ich kenne, und seine unverbesserliche Missachtung von Gefahren, wenn er glaubte, moralisch im Recht zu sein, war ein Charakterzug, den ich nie auszumerzen vermochte. Sein schrecklichstes Abenteuer fand im Winter 1914/15 statt, als er im Geheimauftrag des Kriegsministeriums tätig war. Er und sein bester Freund, David, hatten ihre Mission erfolgreich beendet, waren jedoch beide ernsthaft verletzt, und die Agenten der Zentralmächte hatten Ramses’ wahre Identität aufgedeckt. Ich hatte gehofft, dass seine Heirat ihn läutern würde, doch obschon er so leidenschaftlich an seiner bildhübschen Frau hing wie Emerson an meiner Wenigkeit, hatte Nefret nicht den von mir erhofften mäßigenden Einfluss. Sie hätte sich vor einen angreifenden Löwen geworfen, wäre Ramses seine bevorzugte Beute gewesen, mir hingegen schwebte jemand vor, der ihn in erster Linie daran hinderte, Löwen zu provozieren.
    Bevor sie unseren Sohn heiratete, war Nefret unser Mündel gewesen und uns lieb wie eine eigene Tochter. Als entschiedene Befürworterin der Gleichberechtigung der Frau bewunderte ich die Entschlossenheit, mit der sie ihr Ziel, Chirurgin zu werden, trotz aller Widrigkeiten erreichte. Da ich hohe moralische Wertvorstellungen habe, konnte ich ihr nur empfehlen, einen Teil ihres riesigen Vermögens in den Bau eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher